Spanien im 19. Jahrhundert: Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur
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Ökonomische Modernisierung Spaniens im 19. Jh.
Die spanische wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert war begrenzt. Spanien war überwiegend ein landwirtschaftlich geprägtes Land mit wenig Industrie und einer verzögerten Industrialisierung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Im letzten Vierteljahrhundert des 19. Jahrhunderts gab es jedoch ernsthafte politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen, die die Grundlage für die wirtschaftliche Modernisierung im 20. Jahrhundert legten.
Demografischer Wandel
Im Zuge dieser Entwicklung gab es eine ständige Migration vom Land in die Stadt (Landflucht). Der Anteil der aktiven Bevölkerung im primären Sektor (Landwirtschaft) blieb bei rund 65%. Diese geringe Industrialisierung bedeutete, dass nur in Katalonien ein signifikanter Anteil (46%) der Bevölkerung in der Industrie arbeitete.
Landwirtschaftliche Veränderungen
Die Landwirtschaft war im 19. Jahrhundert der wichtigste Sektor der Wirtschaft. Die traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden blieben stagniert. Eine gewisse Modernisierung gab es bei den Produktionsmethoden für Olivenbäume und Weinreben sowie dank der Ausfuhr von Zitrusfrüchten. Das Land blieb weitgehend in den Händen der Aristokratie.
Industrieller Wandel
Die industrielle Revolution fand in Spanien später statt als in anderen europäischen Ländern. Gründe dafür waren der Mangel an Kapital, technologische Rückständigkeit und mangelnde Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen. Es gab zwei größere industrielle Zentren: die Textil- und Metallindustrie in Katalonien und die Eisen- und Stahlindustrie im Baskenland.
Die Eisenbahn in Spanien
Die Eisenbahn war in Spanien, wie in anderen Ländern, das Medium, durch das der nationale Markt verbunden wurde. Materialien konnten schneller transportiert werden, aber das Netz entsprach nicht vollständig den Anforderungen der spanischen Industrialisierung.
Probleme und Ursachen
- Ausländische Firmen, vor allem französische, bauten die Eisenbahn.
- Es gab Zollsenkungen für ausländische Bahnprodukte.
- Das Eisenbahnnetz war radial aufgebaut und berücksichtigte eher quantitative als qualitative Kriterien.
- Die spanische Spurweite war größer als die europäische.
- Der Bau von Bahnstrecken war aufgrund der Orographie (Gelände) teurer als in Europa (fast 5-mal so teuer pro Kilometer).
Soziale Klassen
- Führende Klassen: Besaßen soziale, politische und wirtschaftliche Macht.
- Mittelstand:
- Oberer Mittelstand: Eher konservativ, liberale Berufe.
- Unterer Mittelstand: Eher liberal, progressiv.
- Produzierende Klassen:
- Städtisch: Arbeiter, Diener.
- Ländlich: Landwirte.
Bürgerlich-liberale Ideologie und Krausismus
Die bürgerlich-liberale Ideologie wurde stark von der Philosophie des Krausismus beeinflusst. Der Krausismus kritisierte den Religionsunterricht und plädierte für eine säkulare Bildungsreform, die Toleranz und Freiheit fördern sollte.
Die Krausisten
Die Krausisten waren Befürworter der Freiheit der Lehre und der Bildung geistiger und beruflicher Eliten mit fortschrittlicher Gesinnung.
Architektur
Klassizismus und Romantik koexistierten, was zu eklektischen Stilen wie Neogotik und Neorenaissance führte. Beispiele: Neogotische Fassade in Barcelona, Glaspalast im Retiro-Park in Madrid.
Malerei
Typische Themen waren Familienporträts, Volksbräuche, die historische Vergangenheit, die Exotik anderer Kulturen und die spanische Landschaft.
Beispiele:
- Gemälde, die historische Ereignisse darstellen (z.B. "Colón en La Rábida" von Eduardo Cano).
- Werke von Joaquín Sorolla, der als Impressionist das Licht in seinen Darstellungen von Strandpromenaden und Landschaften betonte.