Spaniens Stabilisierungsplan 1959 & Sozialer Wandel

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Stabilisierungsplan 1959

Der Stabilisierungsplan von 1959 legte den Grundstein für ein neues Wirtschaftsmodell in Spanien.

Ziele

Ziel war die Abkehr von der Autarkie und staatlicher Intervention hin zu einer weniger interventionistischen Politik mit den Schwerpunkten:

  • Einführung einer freien Marktwirtschaft
  • Förderung der industriellen Entwicklung

Maßnahmen

Die wichtigsten Gesetze und Maßnahmen umfassten:

  • Abwertung der Peseta: Dies sollte ausländische Investitionen anziehen und die Kapitalkosten senken.
  • Einfrieren der Löhne: Unter der Diktatur sollte dies den sozialen Frieden sichern.
  • Privatisierung: Viele öffentliche Unternehmen wurden verkauft und oft von regierungsnahen Kreisen kontrolliert.

Ergebnisse: Das "Spanische Wirtschaftswunder"

Die Folge war die Periode des "Desarrollismo" (Entwicklung), auch bekannt als das "Spanische Wirtschaftswunder" (1959-1973).

  • BIP-Wachstum: Durchschnittlich 7,6 % pro Jahr.
  • Exporte: Versechsfacht.
  • Pro-Kopf-Einkommen: Anstieg um 40 %.

Rolle des Tourismus

Der Tourismus wurde zu einem Schlüsselfaktor des "Desarrollismo". Die Einnahmen aus dem Tourismus halfen, das Handelsbilanzdefizit auszugleichen und ermöglichten über ein Jahrzehnt lang anhaltendes Wachstum, was zu einem besseren Lebensstandard für die Bevölkerung führte.

Regionale Ungleichheiten

Das Wachstum war jedoch unausgewogen, da nicht alle Regionen gleichermaßen industrialisiert wurden. Beispiel: Während Regionen wie Barcelona viele Industrien und Dienstleistungen entwickelten, blieben andere wie die Extremadura industriell und dienstleistungsmäßig zurück.

In den 1960er Jahren wurde viel gearbeitet, viele Menschen hatten mehrere Jobs (Pluriempleo), was zum Anstieg des Lebensstandards beitrug.

Sozialer Wandel (1959-1973)

Innerhalb weniger Jahre wandelte sich Spanien von einer autarken, überwiegend ländlichen Gesellschaft (Stand 1959) zu einer stärker industrialisierten und marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft (Stand 1973).

Ursachen des Wandels: Desarrollismo

Der Haupttreiber dieses Wandels war der "Desarrollismo".

Interne Migration

Es gab massive Binnenwanderungsbewegungen:

  • Vom Land in die Stadt.
  • Von ländlichen Regionen (z. B. Andalusien, Kastilien, Extremadura, Galicien) in Industrieregionen (z. B. Katalonien/Barcelona, Madrid, Baskenland/Bilbao, Valencia).

Dies war eine Zeit großer Bevölkerungsverschiebungen innerhalb Spaniens.

Externe Migration (Auswanderung)

Gleichzeitig gab es eine bedeutende Auswanderung in andere europäische Länder wie Deutschland, Frankreich und die Schweiz.

  • Hauptgrund: Suche nach besser bezahlter Arbeit.
  • Nebeneffekt: Kontakt mit neuen Ideen und Lebensweisen.
  • Zahl: Zeitweise bis zu 200.000 dauerhafte Emigranten pro Jahr.

Demografische Entwicklung

Die spanische Bevölkerung wuchs von 29,7 Millionen Einwohnern (1957) auf 34 Millionen (1970). Dieses Bevölkerungswachstum war eng mit dem Wirtschaftswachstum verbunden.

Sektorale Verschiebungen & Urbanisierung

  • Der Anteil des Primärsektors (Landwirtschaft) an der Beschäftigung ging um mehr als die Hälfte zurück.
  • Andere Sektoren (Industrie, Dienstleistungen) wuchsen stark.
  • Urbanisierung: Der Anteil der Bevölkerung, der in Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern lebte, stieg erheblich an (von 23 % im Jahr 1950).

Entstehung der Konsumgesellschaft

Es entstand eine Konsumgesellschaft. Symbole dafür waren:

  • Der Kleinwagen Seat 600
  • Schwarz-Weiß-Fernseher
  • Kühlschränke
  • Eigene Wohnungen

Dies wurden zu begehrten Objekten für die Menschen dieser Zeit.

Wandel der Mentalität

Mehrere Faktoren trugen zu einem Wandel der Mentalität bei:

  • Massenproduktion und Konsum: Neue Güter und Lebensstile.
  • Tourismus: Kontakt mit Ausländern und deren Lebensweisen durch Ein- und Ausreise.
  • Auswanderung: Erfahrungen der Emigranten im Ausland.
  • Anhebung des Bildungsniveaus: Der wirtschaftliche Aufschwung erforderte qualifiziertere Arbeitskräfte, was zu einem Rückgang des Analphabetismus und einem Anstieg der Zahl der Universitätsstudenten führte.

Dies förderte den Wunsch, sich Europa anzunähern. Politisch gab es jedoch unter der Franco-Diktatur keine entsprechenden Veränderungen.

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