Spaniens Wandel: Wirtschaftswachstum und politische Krise (1959–1970)
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1. Öffnung, wirtschaftlicher und sozialer Wandel
1.1 Internationaler Kontext: Der Wohlstand der Sechzigerjahre
In diesen Jahren, gekennzeichnet durch die Überwindung der Schwächen der Nachkriegszeit, erlebte die Welt ein Wirtschaftswunder. Man sprach vom japanischen und deutschen Wirtschaftswunder. Deutschland fungierte als die wirtschaftliche Lokomotive Europas. Diese Jahre waren eine Zeit großer Transformationen in Kultur und Mentalität: die Ära der Beatles, Hippies und Miniröcke, der französische Mai 68. Spanien konnte sich diesen Entwicklungen trotz des Regimes nicht entziehen.
1.2 Stabilisierung und Wirtschaftswachstum
Um die spanische Wirtschaft in internationale Wirtschaftsabkommen zu integrieren, mussten die Technokraten die Autarkie brechen. Der Stabilisierungsplan von 1959 der Minister zielte darauf ab, die Nachfrage zu bremsen und die Ausgaben zu kontrollieren, was zu moderaten Preisen führte. Sein Erfolg legte die Grundlage für das spanische Wirtschaftswachstum.
Ab 1962 wurden Entwicklungspläne eingeführt und wichtige Entwicklungspole geschaffen. Von großer Bedeutung war die Unterzeichnung eines Präferenzabkommens mit der EWG. Die Entwicklung, vorangetrieben durch den Plan von López Bravo, konzentrierte sich hauptsächlich auf die Industrie und führte dazu, dass Spanien Agrarprodukte exportierte. Dieses Wachstum war jedoch sehr unkontrolliert und schuf Ungleichgewichte: Es gab ein reiches und ein unterentwickeltes Spanien.
Dieses Phänomen wurde als „Entwicklung“ bezeichnet. Die Faktoren, die dieses Wachstum ermöglichten, waren:
- Der Aufschwung der westlichen Weltwirtschaft.
- Der Tourismus in Spanien.
- Die Abwanderung spanischer Arbeitskräfte ins Ausland, die eine Quelle für Devisen und ausländisches Kapital war, das in Spanien investiert wurde.
1.3 Soziale Implikationen des Wirtschaftswachstums: Migration und soziale Struktur
Die Entwicklung führte zu großen sozialen Veränderungen:
- Bevölkerungswachstum: Erklärt durch den Rückgang der Sterblichkeit, obwohl die Geburtenrate sank.
- Dominanz der Stadt und des tertiären Sektors: Die Landflucht führte dazu, dass 65 % der Bevölkerung in städtischen Gebieten lebten.
- Veränderung der Erwerbsbevölkerung: Der Dienstleistungssektor machte 40 % aus, während die Landwirtschaft auf 22 % sank.
Die Hauptaufnahmezentren der Bevölkerung waren Madrid, Katalonien, das Baskenland sowie die Achsen Ebro und Levante. Es entstand eine neue soziale Struktur, gekennzeichnet durch den Bedeutungsverlust der Landwirtschaft und die Dominanz der Arbeiterklasse, die sich auf den Zugang zu Eigentum spezialisierte. Eine weitere Veränderung war der Aufstieg der neuen Mittelschichten, bestehend aus Angestellten, Verkäufern und Technikern, deren Entwicklung das allgemeine wirtschaftliche Wohlergehen kennzeichnete.
1.4 Frau, Familie und Gesellschaft: Spanien modernisiert sich
Das Pro-Kopf-Einkommen stieg auf über 1000 Dollar, was den Spaniern Zugang zum Konsum und zu Eigentum verschaffte. Die Verbesserung des Lebensstandards beeinflusste die Transformation der spanischen Gesellschaft und die Modernisierung der Sitten. Die Gesellschaft wurde zunehmend empfänglich für Veränderungen. Das Bildungswesen erfuhr eine deutliche Verbesserung, da die Zahl der Schulen zunahm und Frauen begannen, als Lehrerinnen zu arbeiten. Frauen traten verstärkt in den Arbeitsmarkt ein, insbesondere im tertiären Sektor.
2. Politische und ideologische Implikationen des Wirtschaftswachstums: Die Anfänge der Krise
2.1 Verstärkte soziale und politische Konflikte
Die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen wurden nicht von politischen Veränderungen begleitet. Die Struktur des Systems konnte die Konflikte nicht bewältigen:
- Es entstanden Arbeitergewerkschaften wie die CCOO (Comisiones Obreras).
- Die Arbeitsunruhen und Studentenstreiks nahmen zu.
- Nationalistische Agitation, insbesondere das Aufkommen der ETA.
Die wichtigste Geste der politischen Opposition war die Münchner Verschwörung (auch bekannt als der „Münchner Kongress“), bei dem liberale spanische Politiker in der deutschen Stadt zusammenkamen. In ihrer Erklärung forderten sie Franco auf, Maßnahmen zur Mäßigung und Demokratisierung des Landes zu ergreifen, um Spanien den Beitritt zur EWG zu ermöglichen. Franco reagierte, indem er Artikel 14 (das Recht der Spanier auf freie Wohnsitzwahl) außer Kraft setzte. Angesichts dieser Konflikte reagierte das Regime ausschließlich mit repressiven Methoden.
2.2 Risse im Regime
Um das Bild des autoritären Regimes zu mildern, wurden ab 1967 zaghafte Maßnahmen ergriffen. Es trat das Organgesetz des Staates in Kraft, das die Existenz eines Regierungschefs vorsah, der nicht der Staatschef war. Trotz dieser schüchternen Fortschritte akkumulierte Franco weiterhin absolute Macht.
Im selben Jahr verabschiedete Fraga das Pressegesetz, das die Härte der Zensur milderte. Auch die Arbeitsgesetze wurden gelockert und das Streikrecht geduldet. 1969 proklamierte Franco Prinz Don Juan Carlos de Bourbon als seinen Nachfolger.
In diesem Jahr brach die Matesa-Affäre aus, ein Finanzbetrug eines katalanischen Textilunternehmens. Die Veröffentlichung des Falls wurde genutzt, um Finanzminister und Politiker zu entlassen, was zur Bildung der sogenannten Monocolo-Regierung unter Luis Carrero Blanco und Laureano López Rodó führte.