Spaniens Weg zur Moderne: EU-Integration und Verfassung 1978
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Integration Spaniens in die Europäische Union
Analyse des historiografischen Textes
Dieser historiografische Text zur wirtschaftlichen Integration Spaniens in Europa stammt von Marroyo Sánchez, einem Historiker und Ökonomen. Er richtet sich an das spanische Volk, um die positiven Effekte der wirtschaftlichen Integration aufzuzeigen. Ziel ist es, die Modernisierung der Wirtschaft und die Teilhabe an einem Markt von über zwanzig Ländern zu verdeutlichen.
Der Text wurde in der gegenwärtigen demokratischen Ära verfasst, die nach der Transition begann. Der historische Hintergrund liegt im Präferenzhandelsabkommen zwischen Spanien und der EWG im Jahr 1970. Die wesentliche Idee ist die Untersuchung der Phasen des EU-Integrationsprozesses und die Analyse der daraus resultierenden Veränderungen in der spanischen Wirtschaft sowie der positiven Effekte, die bis heute anhalten.
Der Weg zum Beitritt: Von Franco bis 1986
Die erste Annäherung, oft als „Verpflichtung“ bezeichnet, fand statt, als Franco erfolglos versuchte, der EWG beizutreten. Dies scheiterte aufgrund des diktatorischen Charakters des Regimes und der wirtschaftlichen Rückständigkeit Spaniens.
- 1962: Erste Verhandlungen.
- 1970: Unterzeichnung des ersten Vertrags, des Präferenzhandelsabkommens, das Europa Handelsprivilegien gewährte.
- 1979: Wiederaufnahme der Gespräche unter Calvo Sotelo und verstärkt unter Felipe González.
Der Beitritt wurde durch die französische Opposition verzögert, die befürchtete, Spanien könnte die Interessen der französischen Landwirtschaft schädigen. Die größte Unterstützung erhielt Spanien aus Deutschland. Am 12. Juni 1985 unterzeichnete Spanien den Beitrittsvertrag zur EWG, der am 1. Januar 1986 in Kraft trat.
Institutionen und wirtschaftliche Anpassung
Der Beitritt umfasste ein „Paket“ wirtschaftlicher Maßnahmen und Rahmenbedingungen für die politische Union. Die wichtigsten Institutionen der EU sind:
- Europäisches Parlament: Vertritt die Bürger der Mitgliedsländer und entwickelt Gesetze.
- Rat der EU: Besteht aus den Ministern der Mitgliedsländer.
- Europäische Kommission: Besteht aus Kommissaren und einem Präsidenten; vertritt die EU nach außen.
- Oberster Gerichtshof: Interpretiert die Rechtsvorschriften der EU.
- Europäischer Rat: Regelmäßige Treffen der Staats- oder Regierungschefs.
Spanien musste seine Wirtschaft anpassen, um wettbewerbsfähig zu werden. Dazu gehörte die Standardisierung der Industriestrukturen, die Stilllegung umweltschädlicher Industrien sowie die Eindämmung von Inflation, Defizit und öffentlicher Verschuldung. Niedrige Zinssätze wurden angewandt.
Ende des Protektionismus und Liberalisierung
Das sogenannte „Modell Castizo“ beschreibt das protektionistische Wirtschaftsmodell Spaniens, das hohe Zölle auf ausländische Produkte erhob, um einheimische Produkte zu schützen. Dieses Muster wurde 1985 mit der Unterzeichnung des Beitrittsvertrags gebrochen, der Spanien zwang, seine Wirtschaft für ausländische Märkte, insbesondere die der EWG-Mitgliedstaaten, zu öffnen.
Die zitierten „Barrieren“ bezogen sich auf eine Übergangszeit von sieben Jahren, in der die Zölle auf Waren, die nach Spanien eingeführt wurden, schrittweise abgebaut wurden. Spanien musste den Gemeinsamen Zolltarif auf Waren einführen, die von außerhalb der EU kamen.
Der Stabilisierungsplan von 1959
Der Protektionismus, der während des Franco-Regimes herrschte, wurde durch den Stabilisierungsplan von 1959 gelockert. Dieser Plan zielte darauf ab, Spanien näher an Europa zu bringen, den Außenhandel zu öffnen und die Autarkie aufzugeben. Zu den Zielen gehörten die Abwertung der Peseta, die Steigerung der Ausfuhren und die Anziehung ausländischer Investitionen. Diese Ziele wurden weitgehend erreicht, und die spanische Wirtschaft entfernte sich von Isolation und Autarkie.
Vertiefung der Integration: Binnenmarkt und Euro
Die Integration wurde durch weitere Abkommen vertieft:
- 1986: Unterzeichnung der Einheitlichen Europäischen Akte, die den Binnenmarkt durch den freien Verkehr von Personen, Waren, Kapital und Dienstleistungen vollendete. Die EWG entwickelte sich von einer Zollunion zu einem gemeinsamen Markt.
- 1992: Unterzeichnung des Vertrags von Maastricht, der die Europäische Union (EU) schuf. Die Hauptziele waren die politische Union und die Errichtung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU).
- 1. Januar 2002: Einführung des Euro als europäische Währung.
Die Spanische Verfassung von 1978
Grundlagen und Ziele des Verfassungsdokuments
Die spanische Verfassung von 1978 ist das oberste Gesetz des spanischen Staates und artikuliert die neue politische Ordnung. Sie richtet sich an die gesamte spanische Gesellschaft.
Wichtige Aspekte sind die Anerkennung eines neuen Staates, der auf der parlamentarischen Monarchie und der Demokratie basiert. Artikel 1 legt die Grundwerte fest: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und politischer Pluralismus. Die Verfassung überträgt die Souveränität auf das spanische Volk.
Kernprinzipien und Bürgerrechte
Die Verfassung legt besonderen Wert auf die unveräußerlichen Rechte der Spanier und die neue territoriale Verwaltung des Staates.
- Artikel 2: Sichert die Unauflöslichkeit Spaniens, während gleichzeitig das Recht der Regionen auf die Entwicklung autonomer Statuten und die Selbstverwaltung im Rahmen der Verfassung anerkannt wird.
- Artikel 6 und 16: Garantieren den politischen Pluralismus im Parteiensystem sowie grundlegende Bürgerrechte wie die Religionsfreiheit und die Freiheit der Ideologie.
- Die Verfassung etabliert die Trennung von Kirche und Staat.
Territoriale Organisation und Autonomie
Die territoriale Verwaltung des Staates (Art. 137 und 147) ist durch die klare Absicht der Dezentralisierung gekennzeichnet. Sie erkennt die Autonomie nicht nur der Gemeinden, sondern auch ihrer eigenen lokalen Institutionen an und legt die Bedingungen für den Zugang zu oder die Änderung der verschiedenen Gesetze fest, die alle im Rahmen des Verfassungsdokuments entwickelt werden.
Der Konsensprozess und die Ratifizierung
Die Verfassung von 1978 war das Ergebnis eines breiten Konsenses zwischen den politischen Kräften nach den Wahlen von 1977. Man sah die Notwendigkeit, dem Land einen konstitutionellen Text zu geben, der das friedliche Zusammenleben artikulierte. An der Ausarbeitung waren Vertreter verschiedener Parteien beteiligt, insbesondere der UCD und der PSOE.
Obwohl die Frage der Staatsform (Monarchie oder Republik) zunächst ein wichtiger Streitpunkt war, akzeptierten Sozialisten und Kommunisten die monarchische Form ohne größere Probleme. Die führenden politischen Figuren der Transition, Fernando Abril und Alfonso Guerra, spielten eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Spannungen und dem Erreichen der notwendigen Vereinbarungen.
Im Juli 1978 billigte der Abgeordnetenkongress den Verfassungstext mit großer Mehrheit, von der Rechten (Fraga) bis zur Linken (Santiago Carrillo). Nur wenige Extremisten und einige baskische Nationalisten widersetzten sich oder enthielten sich. Nach der Abstimmung in beiden Kammern wurde der Verfassungstext im Dezember 1978 vom spanischen Volk mit überwältigender Mehrheit ratifiziert.
Bedeutung für die spanische Demokratie
Die Verfassung von 1978 ist ein grundlegendes Dokument der spanischen Gesellschaft. Sie transformierte den vom Franco-Regime geerbten politischen Rahmen, förderte die Aussöhnung und markierte den Weg des Fortschritts und der Integration in die Welt. Sie legte den Grundstein für die weitere demokratische Entwicklung, die Spanien die längste Phase demokratischer Stabilität und wirtschaftlicher Entwicklung in seiner Geschichte beschert hat.