Spaniens Wirtschaft im 18. Jahrhundert: Handel, Industrie, Reformen

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Das 18. Jahrhundert: Wirtschaftliche Entwicklungen in Spanien

Bevölkerungswachstum und demografische Trends

Im 18. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung in Spanien, jedoch langsamer als im europäischen Durchschnitt (Spanien: 0,36 %, Europa: 0,45 %). Besonders die Peripherie verzeichnete ein schnelleres Wachstum, während das Zentrum stagnierte.

Die Ursachen für dieses Wachstum waren eine erhöhte Geburtenrate, trotz einer weiterhin hohen Sterblichkeit und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von nur 25 Jahren.

Landwirtschaft: Produktion, Konflikte und Reformen

Mit dem Bevölkerungswachstum stieg auch die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. Bauern erhielten Anreize durch steigende Preise, was sie motivierte, die Produktion zu steigern. Dies führte zur Ausweitung der Anbauflächen und zu Konflikten mit Grundeigentümern, insbesondere um öffentliche Ländereien und Weideflächen für Schafe. Diese Spannungen waren im Landesinneren am deutlichsten.

Der Anstieg der Nachfrage erhöhte zwar die Einkommen der Feudalherren, brachte aber viele Landwirte in eine schwierige Lage. Die Agrarwirtschaft zeigte in dieser Zeit einen Rückgang und hatte kaum Möglichkeiten zur Transformation.

Die Viehzucht entwickelte sich in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts positiv, verlangsamte ihr Wachstum jedoch später aufgrund der Reduzierung von Weideflächen und der Wanderweidewirtschaft (Transhumanz). Dieser Rückgang stand im Gegensatz zur regionalen Spezialisierung.

Ergebnis: Die landwirtschaftliche Produktion stieg insgesamt, verlangsamte sich aber im späten 18. Jahrhundert. Sie war auf den Markt ausgerichtet, blieb jedoch in einem extensiven Modell verankert und produzierte keine großen Überschüsse.

Maßnahmen zur Agrarförderung und ihre Auswirkungen:

  • Neulandbesiedlung: Projekte wie die Besiedlung der Sierra Morena, bei denen Menschen angesiedelt und Land zur Kultivierung zugewiesen wurde, scheiterten oft aufgrund hoher Kosten.
  • Liberalisierung des Getreidehandels: Die Freigabe des Getreidehandels sollte institutionelle Kontrollen verhindern und die Preisanpassung nach Angebot und Nachfrage ermöglichen.
  • Aufteilung von Gemeindeland: Es gab Versuche, kommunales und patrizisches Eigentum aufzuteilen.
  • Einschränkung der Mesta-Rechte: Die Rechte der Mesta (Schafzüchtervereinigung) wurden eingeschränkt.

Diese Maßnahmen hatten jedoch nur geringe Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft.

Industrie: Staatliche Initiativen und Herausforderungen

Die Industriepolitik des 18. Jahrhunderts verfolgte drei Hauptziele:

  • Importsubstitution: Die Abhängigkeit von ausländischen Gütern sollte reduziert werden.
  • Staatliche Kontrolle: Grundlegende und strategische Sektoren wurden unter öffentliche Kontrolle gestellt.
  • Königliche Manufakturen: Gründung staatlicher Betriebe zur Förderung der Produktion.

Der Staat versuchte, die industrielle Rückständigkeit durch die Königlichen Manufakturen zu überwinden. Deren Problem war jedoch ihre Ineffizienz und unzureichende Ausstattung. Dies führte zu geringen Fortschritten in Technologie und Produktentwicklung, die sich oft auf Luxusgüter konzentrierte.

Die Anfänge der industriellen Revolution in Spanien, inspiriert von britischen Entwicklungen, zeigten sich erst im frühen 19. Jahrhundert.

Handel: Liberalisierung und Expansion

Im 18. Jahrhundert erlebte Spanien eine bedeutende Liberalisierung und Expansion des Handels, sowohl im Inland als auch im Außenhandel.

Binnenhandel: Wachstum und Reformen

  • Wachstum: Der Binnenhandel verzeichnete ein deutliches Wachstum.
  • Transportinfrastruktur: Der Ausbau eines Netzes von Straßen und Wasserwegen verbesserte den Warentransport.
  • Abschaffung der Binnenzölle: Die Beseitigung interner Zölle reduzierte Transaktionskosten und förderte den Handel.
  • Märkte und Messen: Ein Netzwerk von Messen und Märkten wurde etabliert.
  • Madrid als Zentralmarkt: Madrid entwickelte sich zum zentralen Markt des Landes.
  • Zunftmonopole: Die Bourbonen lösten die Monopole der Zünfte auf, was den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen liberalisierte.

Wichtige regionale Aktivitäten umfassten die Textilindustrie in Katalonien, die Eisen- und Stahlindustrie im Baskenland sowie Marineaktivitäten in Ferrol, Cádiz und Cartagena.

Außenhandel: Atlantische Expansion und Konkurrenz

  • Liberalisierung: Der Außenhandel wurde liberalisiert, und per Dekret wurden mehr Häfen für den Handel geöffnet, nicht nur Sevilla. Dies förderte die Ausweitung des Handels und die Produktion exportorientierter Güter.
  • Einschränkungen des Atlantikhandels: Zuvor gab es erhebliche Beschränkungen durch das System der Carrera de Indias, das Flotten- und Galeonensystem sowie das Casa de Contratación (Handelshaus).
  • Dekrete des "Freihandels": Die Dekrete von 1765 und 1778 führten zu einer erheblichen Expansion des Handels mit den amerikanischen Kolonien.
  • Exportprodukte: Neue tropische Produkte wie Zucker, Kakao und Kaffee ergänzten die traditionellen Edelmetalle.
  • Begrenzte Exporte: Trotz der Expansion blieben die heimischen Exporte und ihr Anteil am nationalen BIP begrenzt.
  • Britische Konkurrenz: Die erhöhte Konkurrenz Großbritanniens um den Zugang zu den Kolonialmärkten führte im späten 18. Jahrhundert zu Seekriegen.

Hacienda (Finanzen): Die Bank von San Carlos

Im Finanzwesen gab es unterschiedliche Entwicklungen, darunter die Gründung der Bank von San Carlos. Diese Bank wurde geschaffen, um Kapital zur Finanzierung des Staatsdefizits zu beschaffen. Ihre Tätigkeit führte jedoch zu einer Anhäufung von Schulden, was den realen Wert des Kapitals minderte.

Fazit: Reformen, Krisen und Herausforderungen

Das 18. Jahrhundert war geprägt von Zyklen aus Krise und Rezession. Es gab zwei Hauptströmungen:

  • Eine konservative Aristokratie, die die Transformation der Wirtschaft in eine moderne Struktur behinderte.
  • Kräfte, die Veränderungen antizipierten und vorantreiben wollten.

Das Problem der letzteren war, dass sie oft den bestehenden verfassungsrechtlichen Rahmen sprengen mussten. Die Reformbemühungen endeten oft an kritischen Punkten, anstatt echte Innovationen zu ermöglichen.

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