Spaniens Wirtschaftswunder und Gesellschaftlicher Wandel (1959–1969)
Eingeordnet in Geographie
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 4,61 KB
Spaniens Transformation: Wirtschaft und Gesellschaft der 60er
Der Stabilisierungsplan von 1959
Die Integration Spaniens in internationale Organisationen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) förderte die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der spanischen Wirtschaft. Dies führte zur Verabschiedung eines Gesetzesdekrets, bekannt als der neue Wirtschaftsordnungsplan oder der Stabilisierungsplan.
Ziele und Auswirkungen des Plans
Dieser Plan verfolgte zwei Hauptziele: eine ausgewogene wirtschaftliche Entwicklung und die Integration der spanischen Wirtschaft in die westliche Welt. Im Gegenzug sollte er die Nachfrage dämpfen, die Preise stabilisieren sowie den Außenhandel und die Einfuhr ausländischen Kapitals liberalisieren.
Der Stabilisierungsplan bereitete den Boden für das Wachstum der spanischen Wirtschaft in den sechziger Jahren. Seine Auswirkungen waren positiv:
- Geringere Inlandsnachfrage und Inflation.
- Preisstabilität.
- Externe Umstrukturierung.
Dieser Wandel führte jedoch auch zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einer verstärkten Auswanderung. Die Ankunft ausländischen Kapitals, reichlich vorhandene Arbeitskräfte und der europäische Wirtschaftsboom erklären das starke Wachstum der spanischen Wirtschaft in dieser Zeit.
Wirtschaftswachstum und Strukturwandel
Eine der ersten Manifestationen dieses Wandels war die Krise der traditionellen Landwirtschaft. Auch die Industrie erfuhr ein deutliches Wachstum durch die Schaffung von Entwicklungsplänen. Diese Pläne konnten jedoch die sozialen und interregionalen Ungleichgewichte nicht verringern. Zudem waren die meisten der neu gegründeten Großunternehmen ausländische Firmen.
Institutionelle Politik: Das wechselnde Bild
Der Franco-Staat etablierte die sogenannte „Organische Demokratie“, die auf den Säulen der Union, der Gemeinde und der Familie basierte.
Die „Organische Demokratie“ und Repression
Im Jahr 1963 wurde der kommunistische Führer Julián Grimau verhaftet und hingerichtet. Zudem wurde das Gericht für Öffentliche Ordnung (TOP) geschaffen, das politische Verbrechen mit großer Willkür verfolgte.
Politische Öffnung und Modernisierung
In den sechziger Jahren gab es eine gewisse politische Öffnung, wobei einige unabhängige Technokraten des Opus Dei an Einfluss gewannen. Im Jahr 1966 wurde unter der Leitung von Manuel Fraga ein neues Pressegesetz erlassen, und im folgenden Jahr wurde das Organisationsgesetz des Staates verabschiedet. Dies war die Antwort auf die Modernisierung des Landes und den Wunsch, in die EWG einzutreten. 1969 akzeptierten die Cortes Juan Carlos de Borbón als Nachfolger Francos.
Ziel war es, dem System Kontinuität zu verleihen, weshalb Franco seine Macht festigte. Es handelte sich nicht um eine Restauration, sondern um die Beibehaltung des Status quo auf der Grundlage der Prinzipien der Bewegung.
Gesellschaftlicher Wandel und Säkularisierung
Einfluss von Tourismus und Medien
Der Einfluss des Tourismus brachte einerseits neue Sitten und Gebräuche mit sich und veränderte andererseits das Erscheinungsbild der Küstenlandschaft. Die Aufteilung in Freizeit- und Arbeitsbereiche (die zentralen Gebiete der Halbinsel) wurde durch Franco festgelegt.
Auch die Medien, insbesondere das Fernsehen, expandierten spektakulär. Programme, Bilder und Musik erreichten das ganze Land, was jedoch Proteste von fundamentalistischen (konservativen) Kreisen hervorrief. Das Kino des Jahrzehnts wandte sich ebenfalls vom Konsum und Wohlstand ab und orientierte sich stärker an sozialen Themen. Spanische Auswanderer trugen ebenfalls zu dieser sozialen Neupositionierung bei. Zudem wurden Auslandsaufenthalte (Studium oder Urlaub) für Spanier häufiger.
Säkularisierung und neue Klassenstruktur
Die spanische Gesellschaft befand sich in einem Prozess der Säkularisierung. Auch die spanische Kirche zeigte Veränderungen und löste sich teilweise vom staatlichen Schutz: Sie unterstützte bestimmte soziale Forderungen und Arbeitnehmersektoren (Franco und die Kirche blieben vereint, aber mit wachsender Distanz). Dennoch zeigte die Kirche weiterhin Feindseligkeit gegenüber Themen wie Scheidung oder Religionsfreiheit.
Die spanische Gesellschaft machte einen Riesenschritt hin zum städtischen Modell und Konsum. Dies fiel zeitlich mit der Machtübernahme durch eine industrielle und finanzielle Bourgeoisie zusammen. Auch das Gewicht des Bürgertums wuchs, und das industrielle Proletariat übertraf nun die Landwirtschaft in seiner Bedeutung.