Spanische Arbeiterbewegung: Anarchismus, Marxismus & Gewerkschaften
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Frühe Arbeiterbewegung & Legalisierung in Spanien
Die frühe Arbeiterbewegung in Spanien bewegte sich zwischen Verbot und Duldung. Politisch unterstützte ein Teil der Arbeiterbewegung den Demokratischen Republikanismus, der sich später dem Internationalismus zuwandte und eigene Klassenorganisationen bildete. Das Demokratische Sexenio (1868-1874) erkannte das Recht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit an, was den Arbeiterorganisationen ermöglichte, aus der Illegalität herauszutreten und sich zu formieren.
Die Erste Internationale (AIT) in Spanien
Die Erste Internationale (Internationale Arbeiterassoziation, I.A.A. oder AIT) erreichte Spanien mit starken anarchistischen, bakunistischen Prinzipien, die sich rasch unter den Arbeitern Kataloniens und den Bauern Andalusiens verbreiteten. Der Marxismus fasste erst später Fuß und konnte, obwohl ideologisch bedeutend innerhalb der AIT, nur in Madrid größere Erfolge erzielen. Die Konfrontation zwischen diesen beiden ideologischen Strömungen – Anarchismus und Marxismus – verhinderte eine breite Allianz.
Internationalismus & die Erste Republik
Der Internationalismus erlebte seine Blütezeit während der Ersten Republik (1873-1874), als mehrere anarchistische Gruppen versuchten, eine Revolution herbeizuführen und den Staat zu stürzen.
Die Restauration: Unterdrückung & Duldung
Mit den Regimen der Restauration (ab 1874) gerieten die Arbeiter- und Bauernorganisationen der AIT erneut in den Schatten der Illegalität, bis die Machtübernahme der Liberalen eine neue Ära der Toleranz einläutete.
Spaltung innerhalb des Anarchismus
Der Anarchismus spaltete sich in zwei Hauptströmungen:
- Eine Gruppe befürwortete Massenkampfmaßnahmen, die auf eine Revolution abzielten.
- Die andere Gruppe setzte auf die soziale Revolution durch die sogenannte „direkte Aktion“ kleinerer Gruppen, die sich gegen die grundlegenden Säulen der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft richtete: den Staat, die Kirche und die Bourgeoisie.
Die "Schwarze Hand" & staatliche Repression
Der Anarchismus geriet in Verruf, als ihm vorgeworfen wurde, hinter der „Schwarzen Hand“ zu stehen – einer Gruppe, die Ende des 19. Jahrhunderts in Andalusien aktiv war und der Morde sowie Brandstiftungen zugeschrieben wurden. Die Regierung reagierte mit brutaler Unterdrückung der anarchistischen Bewegung, was eine Spirale aus Gewalt, Repression und Gegengewalt auslöste. Diese Situation vertiefte die Spaltung innerhalb der anarchistischen Bewegung.
Neue Organisationen: CNT, PSOE & UGT
Anhänger von Massenaktionen, die Terrorismus ablehnten, gründeten im frühen 20. Jahrhundert zwei bedeutende anarchosyndikalistische Organisationen: die Solidaridad Obrera und die Confederación Nacional del Trabajo (CNT). Die marxistische Gruppe in Madrid, die sich nach der Vertreibung Bakunins aus der AIT formiert hatte, gründete die Partido Socialista Obrero Español (PSOE) und die Gewerkschaft Unión General de Trabajadores (UGT).
Marxismus vs. Anarchosyndikalismus
Der Marxismus konnte sich vielerorts nicht gegen den dominierenden Anarchosyndikalismus durchsetzen, insbesondere in Regionen wie Katalonien, und fand auch kaum Verbreitung in ländlichen Gebieten. Die UGT war in ihren Forderungen und Kampfmethoden gemäßigter als der Anarchosyndikalismus.
Arbeitsbedingungen & erste Arbeitsrechte
Die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer sowie der wachsende Druck der Gewerkschaften führten dazu, dass in Westeuropa die ersten Arbeitsgesetze zum Schutz vor kapitalistischer Ausbeutung erlassen wurden. In Spanien wurden die ersten dieser Gesetze Ende des 19. Jahrhunderts verabschiedet.