Spanische Arbeiterbewegung: Anarchismus & Sozialismus
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Anarchismus in der Restaurationszeit
Von der FRE zur FTRE und direkten Aktion
Im Jahre 1881 änderte die spanische Sektion der Internationale (FRE), beeinflusst von Bakunins Ideen, ihren Namen in Föderation der Arbeiter der Spanischen Region (FTRE). Der neue Verband vergrößerte seine Mitgliederzahl und entwickelte Kampfmaßnahmen, die teilweise rachsüchtigen Charakter trugen. Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Organisation und die fortgesetzte Unterdrückung der Arbeiterbewegung begünstigten, dass ein Teil der Anarchisten sich für direkte Aktionen entschied. Sie organisierten revolutionäre Gruppen, um die Grundpfeiler des Kapitalismus zu untergraben: den Staat, das Bürgertum und die Kirche. Im Zeitraum von 1893 bis 1897 kam es zu bedeutenden Akten sozialer Gewalt, darunter Angriffe auf Persönlichkeiten des politischen Lebens (wie Cánovas del Castillo und Martínez Campos) und Bombenanschläge, beispielsweise im Gran Teatre del Liceu in Barcelona.
Repression, Spaltung und die Gründung der CNT
Diesen Anschlägen folgten schwere Repressionen, was zu einer Spirale der Gewalt in einer Dynamik von Aktion-Repression-Aktion führte. Ein entscheidender Moment waren die Montjuïc-Prozesse, die 1897 in Barcelona stattfanden. Die Zunahme der Anschläge vertiefte die Spaltung zwischen den Anhängern anarchistischer direkter Aktionen und jenen, die Massenaktionen befürworteten. Ältere Anarchisten und etablierte Arbeiterorganisationen sprachen sich gegen den Terrorismus aus. Die soziale Revolution wurde als mittelfristiges Ziel betrachtet, und man erkannte die Notwendigkeit, Gewerkschaften zu gründen. Dieser neue Trend führte zur Gründung der Solidaridad Obrera (1907) und schließlich der Confederación Nacional del Trabajo (CNT) im Jahr 1910.
Die Anfänge des organisierten Sozialismus
Die Neue Madrider Föderation der AIT (Asociación Internacional de los Trabajadores) war nur von kurzer Dauer. Bereits 1876, nach dem Niedergang der Ersten Internationale, beschlossen einige ihrer Mitglieder, eine politische Partei zu gründen.
Gründung und Programm der PSOE
Dies führte 1879 zur Gründung der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE). Diese neue Partei verstand sich als marxistisch, klassenbewusst und als Befürworterin der sozialen Revolution. Sie präsentierte ein Reformprogramm, das folgende Rechte forderte:
- Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit
- Allgemeines Wahlrecht
- Verkürzung der Arbeitszeit
- Verbot von Kinderarbeit
Die Partei wuchs langsam, vor allem in Madrid, Málaga und Asturien. In Katalonien, das stark vom Anarchosyndikalismus geprägt war, gestaltete sich ihre Entwicklung jedoch schwierig. Im Jahr 1889, dem Gründungsjahr der Zweiten Internationale, trat die PSOE dieser Organisation bei und führte in Spanien den Tag der Arbeit am 1. Mai ein.
Die Gewerkschaft UGT
Bereits 1888 hatte die PSOE ihren ersten Kongress abgehalten und die Allgemeine Arbeiterunion (UGT) gegründet. Die UGT ließ ihren Mitgliedern die Freiheit der politischen Betätigung. Die personelle Verflechtung ihrer Führungskräfte mit der Sozialistischen Partei sorgte jedoch dafür, dass sie im marxistischen Spektrum angesiedelt war. Die Gewerkschaft UGT war lokal organisiert und verfolgte in jeder Ortschaft eine umsichtige Politik, wobei der Streik als letztes Mittel (ultima ratio) eingesetzt wurde.
Sozialreformismus und erste Gesetze
Wachsende Notwendigkeit für Reformen
Die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie der zunehmende gewerkschaftliche Druck führten dazu, dass in einigen liberalen Sektoren die Einsicht in die Notwendigkeit einer Rationalisierung der Arbeitsbeziehungen wuchs. Die Regierungen sahen vermehrt die Möglichkeit für staatliche Interventionen, um Ausgleichszahlungen zu leisten und die wirtschaftlichen sowie arbeitsrechtlichen Beziehungen zu regeln.
Erste Sozialgesetze und Reformkommission
Im Jahre 1878 wurden die ersten Gesetze erlassen, die sich mit gefährlicher Arbeit für Kinder, dem Bau von Invalidenhäusern und der Errichtung von Arbeitersiedlungen befassten. Im Jahre 1883 wurde die Kommission für soziale Reformen (Comisión de Reformas Sociales) ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe war es, über die Arbeitsbedingungen zu berichten und soziale Reformen voranzutreiben.