Das Spanische Barock: Literatur, Theater und die Picaresca

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Das Spanische Barock: Kulturelle Bewegung und Ideologie

Die Barockkultur war eine kulturelle Bewegung, die sich während des siebzehnten Jahrhunderts in Europa entwickelte. Sie zeichnete sich durch eine höchst künstliche formale Ausarbeitung der künstlerischen und literarischen Werke aus, die eine allgemeine pessimistische Vision vermittelten. Der Barock hatte eine große Präsenz in den katholischen Ländern.

Ideologie und Weltanschauung

  • Pessimistische Vision: Eine desillusionierte Sicht auf die Existenz.
  • Illusion und Realität: Die Wirklichkeit wird nur als Schein (apariencia) betrachtet.
  • Fluchtwege: Um diesem Zustand der Enttäuschung zu entgehen, wurden zwei entgegengesetzte Richtungen eingeschlagen: der religiöse oder spirituelle Genuss oder der leidenschaftliche Genuss (carpe diem).

Wichtige Autoren der Barocklyrik

Lope de Vega (1562–1635)

Geboren in Madrid, zweimal verheiratet, lebte er intensive Liebschaften mit anderen Frauen.

  • Populäre Gedichte: Behandeln viele Probleme in traditionellen Formen.
  • Kultgedichte: Nutzt in erster Linie das Sonett.

Luis de Góngora (1561–1627)

Geboren und gestorben in Córdoba, stammte er aus einer adligen und wohlhabenden Familie. Er studierte Jura, wurde zum Priester geweiht und hatte bis zu seinem Tod mit vielen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.

  • Populäre Werke: Über 400 Kompositionen.
  • Kultwerke: Hauptwerke sind die Fabel des Polyphem und Galatea sowie die Soledades.

Francisco de Quevedo (1580–1645)

Geboren in Madrid in einer adligen Familie, studierte er dort. Er saß später vier Jahre im Gefängnis und starb im September 1645 in Ciudad Real.

  • Liebeslyrik: Folgt der Linie Petrarcas, zeichnet sich durch einen tiefen und leidenschaftlichen Ausdruck aus.
  • Moralisierende Lyrik: Häufige Themen sind der Lauf der Zeit und die Präsenz des Todes.
  • Satirisch-Burleske Lyrik: Zeigt seine Geschicklichkeit im Umgang mit der Sprache.

Barocktheater und seine Meister

Pioniere des Spanischen Theaters

  • Juan del Encina: Schriftsteller, Musiker und Dichter. Er gilt als Gründer des kastilischen Theaters. Seine öffentlichen Werke waren an das aristokratische Publikum gerichtet.
  • Lope de Rueda: Schauspieler, Autor und Theaterregisseur. Er gründete die erste reisende Theatergruppe in Spanien, die ein populäres Publikum ansprach, das für die Aufführungen bezahlte.

Lope de Vega: Schöpfer der Nationalkomödie

Bekannt als der „Phönix der Dichter“ (Fénix de los Ingenios), gilt er als Schöpfer der spanischen Nationalkomödie. Er schuf die Neue Komödie, die sich an ein Publikum richtete, das sich mit einfachen Bauern und Bürgern als Protagonisten identifizierte.

Merkmale der Neuen Komödie

  • Mischung von tragischen und komischen Charakteren und Ereignissen.
  • Ablehnung der Einheiten von Zeit und Ort.
  • Die Figur des Gracioso (der lustige Knecht/Diener) wird zur charmanten, komischen Hauptfigur.
  • Dominanz der Themen Ehre und Liebe.

Calderón de la Barca: Philosoph und Dramatiker

Geboren in Madrid, nahm er an militärischen Aktionen teil und wurde später Priester.

Wichtige Werke und Genres

  • Philosophische Komödien: Herausragend ist Das Leben ist ein Traum (La vida es sueño).
  • Machtdramen: Ein mächtiger Adliger demütigt die Würde der einfachen Leute (villanos).
  • Dramen der ehelichen Ehre: In Werken wie Der Arzt seiner Ehre oder Der Maler seiner Schande treibt Calderón den Ehrenkodex auf die Spitze.
  • Autos Sacramentales: Religiöse Stücke, die ein Ereignis mit allegorischen Figuren darstellen, welche abstrakte Ideen symbolisieren.

Barockprosa und der Schelmenroman (Picaresca)

Allgemeine Merkmale der Barockprosa

Die Literatur spiegelt den Realismus des Moments wider. Sie zeigt eine Gesellschaft, die von einer moralisierenden und didaktischen Absicht geprägt ist, und reflektiert über die Übel, die das Individuum, die Gesellschaft und die Monarchie beeinflussen.

Der Schelmenroman: Antiheld und Gesellschaftskritik

Charakteristische Schwerpunkte der Picaresca

  • Der Protagonist ist von niedriger Herkunft und muss seinen Verstand schärfen, um in einer feindlichen Gesellschaft zu überleben (der Antiheld).
  • Die Erzählung erfolgt in der Ich-Form (autobiografisch) und beschreibt das Leben, Glück und Unglück von der Kindheit bis zur Reife.
  • Der Protagonist dient an verschiedenen Orten verschiedenen Meistern und gerät oft in schlechte Gesellschaft (Gesellschaftskritik).
  • Ziel ist der soziale Aufstieg.
  • Die Erzählform beginnt häufig mit einem fiktiven Brief des Helden, der sein Leben schildert.

Wichtige Werke der Picaresca

Mateo Alemán: Guzmán de Alfarache

Mateo Alemán wurde in Sevilla in einer Familie jüdischer Herkunft geboren, war Buchhalter und saß mehrmals wegen unbezahlter Schulden im Gefängnis. Er emigrierte später nach Mexiko. In seinem Roman Guzmán de Alfarache erzählt die Hauptfigur von ihren Reisen in Spanien und Italien und den verschiedenen Berufen, die sie ausübt.

Francisco de Quevedo: El Buscón (Der große Schelm)

El Buscón wurde erstmals 1626 veröffentlicht, obwohl der Wortlaut viel früher, um 1603, entstand.

Handlung und Merkmale

Pablos, der Sohn eines Friseurs und einer Frau, die Zauberei praktiziert, dient als Diener des jungen Diego Coronel. Er wechselt an die Universität von Alcalá de Henares, wo er unter den grausamen Witzen der Studenten leidet. Er wird in einen Mordprozess verwickelt und segelt schließlich nach Amerika.

  • Protagonist: Pablos wünscht sich, ein Ritter zu werden und seine unedle Herkunft zu tilgen, was ihm jedoch nicht gelingt.
  • Starke Satire: Das Werk präsentiert eine heuchlerische, rücksichtslose und grausame Gesellschaft, die von unmoralischen Interessen geleitet wird.
  • Sprachgebrauch: Die Verwendung der Sprache ist vielleicht das Bemerkenswerteste an dem Werk. Der Autor nutzt geschickt die Ressourcen des Wortwitzes und der Einfälle.

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