Spanische Barockliteratur: Stile, Autoren & Werke

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Das Barock: Eine literarische Epoche

Das Barock war eine Epoche des Wandels, die auf die Renaissance folgte und eine Transformation der künstlerischen Techniken und Stile mit sich brachte. Es erstreckte sich hauptsächlich über das 17. Jahrhundert.

Merkmale des Barock

  • Streben nach einer originellen Schöpfung, um den Empfänger wirksam zu beeindrucken und zu bewegen.
  • Betonung des persönlichen und originellen Geistes (Ingenium) des Künstlers.
  • Tendenz zur Übersteigerung, zum Detailreichtum und zur Komplexität, was Werke oft schwer verständlich machte.
  • In den Werken spiegelte sich oft die Erfahrung der Vergänglichkeit, des Scheins der Welt und der menschlichen Nichtigkeit wider, ausgedrückt durch das Motiv des Desengaño (Ernüchterung, Enttäuschung).

Literarische Strömungen im spanischen Barock

Zwei wichtige literarische Strömungen prägten den spanischen Barock, insbesondere in der Dichtung:

Der Konzeptismus

Der wichtigste Vertreter war Francisco de Quevedo. Dieser Stil legte den Schwerpunkt auf den geistreichen Inhalt, die gedankliche Tiefe und die prägnante Bedeutung der Wörter. Ziel war es, viel mit wenigen Worten auszudrücken. Er zeichnet sich durch Wortspiele, Antithesen, Paradoxa, Ellipsen und scharfsinnige Pointen aus.

Der Kulturanismus (auch Gongorismus)

Luis de Góngora war hier der führende Vertreter, weshalb der Stil auch als Gongorismus bezeichnet wird. Diese Richtung betonte die formale Schönheit und die kunstvolle Ausgestaltung der Sprache. Sie ist gekennzeichnet durch eine komplexe Syntax (z.B. Hyperbaton), gelehrte Anspielungen auf die klassische Mythologie, kühne Metaphern und die Verwendung von Neologismen und Latinismen. Dies führte zu einer elitären, oft schwer zugänglichen literarischen Sprache.

Die Barocklyrik

Die Lyrik des Barock basiert oft auf Kontrasten (z.B. Licht und Schatten, Leben und Tod, Schein und Sein) und verwendete sowohl gelehrte als auch volkstümliche Formen. Die barocke Dichtung erfüllte nicht nur eine ästhetische Funktion, sondern diente auch der kunstvollen Ornamentik und war oft intellektuell anspruchsvoll und schwer verständlich. Sie richtete sich häufig an ein gebildetes Publikum; der Leser musste sich intellektuell anstrengen und über ein entsprechendes Vorwissen verfügen, um die Dichtung in ihrer Tiefe zu erfassen.

Bedeutende Autoren und ihre Werke

Luis de Góngora y Argote (1561-1627)

Luis de Góngora y Argote, geboren 1561 in Córdoba und gestorben 1627, war ein herausragender spanischer Dichter und Dramatiker des Goldenen Zeitalters. Obwohl er zum Priester geweiht wurde, was eher familiären Erwartungen als eigener Neigung entsprach, galt sein Hauptinteresse der Dichtkunst. Er studierte in Salamanca. Góngora war ein ehrgeiziger Mann, der wichtige Positionen in der Kirche anstrebte und sich selbst als den größten Dichter Spaniens betrachtete.

Er war der Hauptvertreter des Kulturanismus. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen seine zahlreichen Sonette sowie die umfangreichen und komplexen Gedichte „Fábula de Polifemo y Galatea“ (Die Fabel von Polyphem und Galatea) und die „Soledades“ (Einsamkeiten).

Francisco de Quevedo (1580-1645)

Francisco de Quevedo y Villegas, geboren 1580 in Madrid und gestorben 1645, widmete sich sowohl der Poesie als auch der Prosa. Er gilt als einer der größten Dichter und Schriftsteller des spanischen Barock und war der herausragendste Vertreter des Konzeptismus.

In seinen Werken behandelte er vielfältige und oft widersprüchliche Themen: von tief religiösen und philosophisch-moralischen Betrachtungen (z.B. über Zeit, Tod, Liebe) bis hin zu scharfer Gesellschaftskritik und satirischen sowie burlesken Darstellungen menschlicher Schwächen und Laster. Er ist bekannt für seine scharfsinnige Kritik, seinen komplexen Wortwitz und seine sprachliche Virtuosität. Quevedo gilt als Schöpfer einiger der schönsten und intensivsten Liebesgedichte, aber auch der bissigsten Satiren der spanischen Literatur.

Der Schelmenroman im 17. Jahrhundert

Der Schelmenroman (novela picaresca) des 17. Jahrhunderts knüpfte in vielerlei Hinsicht an seine Vorläufer aus dem 16. Jahrhundert an, wies aber auch neue Züge auf, die den Geist des Barock widerspiegelten.

Merkmale des barocken Schelmenromans

  • Eine oft grausamere und pessimistischere Darstellung des Lebens des Protagonisten (des Pícaro), der bisweilen als negativer und verbitterter Charakter gezeichnet wird.
  • Die Figur beginnt und beendet den Roman häufig in derselben prekären sozialen und moralischen Lage, ohne wirkliche positive Entwicklungsmöglichkeit oder Erlösung.
  • Dies spiegelt den tiefen Pessimismus, die Desillusionierung (Desengaño) und die moralische Reflexion wider, die für das 17. Jahrhundert charakteristisch waren.

Beispiel: Guzmán de Alfarache

Mateo Alemáns „Guzmán de Alfarache“ (veröffentlicht 1599 und 1604) ist ein herausragendes und stilbildendes Beispiel für den barocken Schelmenroman. Die Figur des Guzmán wird vom Leben und der Gesellschaft hart behandelt und durchläuft zahlreiche enttäuschende Erfahrungen. Das Werk hat einen stark moralisierenden und pessimistischen Unterton und übt bittere Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen seiner Zeit.

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