Spanische Erzählliteratur: 1940er bis 1960er Jahre
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Spanische Erzählliteratur nach 1939
Nachkriegszeit: Existenzialistischer Realismus (40er Jahre)
Die dramatischen Umstände zwischen 1939 und 1950 dienten vielen Erzählern der sogenannten Generation der 40er als Vorbild, anstelle der Romane von Baroja, insbesondere seines Werks „La Busca“. Zwei Daten stechen besonders hervor:
- 1942: Mit „Die Familie des Pascual Duarte“ von Camilo José Cela, einer schonungslosen Vision der elenden und brutalen Realität.
- 1945: Mit „Nada“ von Carmen Laforet, das den Nadal-Preis gewann. Es erzählt von einem Mädchen, das bei Verwandten in einer schäbigen Umgebung voller Hysterie, gescheiterter Träume und Leere lebt.
Man könnte 1947 mit „Der Schatten der Zypresse ist lang“ von Miguel Delibes hinzufügen. Charakteristisch für den Nachkriegsroman wird die bittere Reflexion des Alltags, der Fokus auf existenzielle Ängste mit Themen wie Einsamkeit, Unzulänglichkeit, Frustration und Tod. Es gibt eine Fülle von entwurzelten, desorientierten oder verzweifelten Charakteren. Ein weiterer Schriftsteller dieser Strömung ist Zunzunegui. Neben diesen Merkmalen gibt es Schriftsteller, die im Zusammenhang mit dem militärischen Sieg stehen, mit Romanen wie „La fiel infantería“.
Romanautoren im Exil
Außerhalb Spaniens entwickelten Autoren, die ihre literarische Karriere bereits vor dem Bürgerkrieg begonnen hatten, diese seit 1939 weiter. Ähnlich wie viele Dichter der Generation von '27 (Guillén, Salinas, Cernuda, Alberti) können im Bereich der Erzählung folgende Autoren genannt werden:
- Ramón J. Sender: Offenbarte bereits 1930 in „Imán“ seine Abkehr vom ursprünglichen Engagement für den Kommunismus hin zu einer harten Kritik daran. Sein bekanntestes Buch ist „Requiem für einen spanischen Landmann“ (1960), in dem ein unschuldiger Junge in ihm fremde Umstände verwickelt und dadurch dem Untergang geweiht wird. Es spiegelt die faschistische Unterdrückung wider, die es im Vorfeld des Bürgerkriegs in vielen spanischen Orten gab.
- Francisco Ayala: Veröffentlichte seine Werke vor 1936 im Stil des Realismus und der Avantgarde. Seine wichtigsten Werke entstanden jedoch später: viele Kurzgeschichten sowie die beiden Romane „Muertes de perro“ und „El fondo del vaso“.
- Max Aub: Seine wichtigsten Werke sind die Bücher der Reihe „El laberinto mágico“ (1943-1968).
Sozialistischer Realismus: Der soziale Roman (50er Jahre)
Die Schriftsteller der Nachkriegszeit orientierten sich bereits an einer realistischen Darstellung der Gesellschaft. Diese Ausrichtung verfestigte sich jedoch in der Phase von 1951 (Celas „Der Bienenkorb“) bis 1962 (Martín Santos' „Zeit der Stille“). Celas Roman „Der Bienenkorb“ ist mit seiner unbarmherzigen Vision der Madrider Nachkriegsgesellschaft ein Vorläufer dieser Strömung. Ein weiteres wichtiges Werk ist „La Noria“ von Luis Romero, ein Roman mit kollektivem Charakter, der ebenfalls in Barcelona spielt. Delibes spiegelt in zwei Romanen spezifische Milieus wider: „Der Weg“ (ein kastilisches Dorf) und „Mi idolatrado hijo Sisí“ (eine bürgerliche Familie).
Wir kommen ins Jahr 1954. Ab diesem Jahr veröffentlichen Aldecoa, Fernández Santos, Sánchez Ferlosio sowie Ana María Matute und Juan Goytisolo, die als Generation von '55 zusammengefasst werden. Das gemeinsame Merkmal dieser Schriftsteller ist der soziale Realismus: Der Schriftsteller soll sich engagieren, die Missstände der Gesellschaft aufzeigen, Solidarität mit den Unterdrückten und Armen üben und die Notwendigkeit von Veränderungen betonen.
Hinsichtlich der Themen stechen hervor:
- Das harte Leben auf dem Land
- Die Welt der Arbeit
- Das städtische Leben, jedoch aus der Perspektive der Peripherie, der Vorstädte mit ihrem Elend.
Die Erzählstruktur ist in der Regel einfach, vorzugsweise linear. Dies zeigt sich auch in der geringen Menge an Beschreibungen. Es gibt eine Vorliebe für den Kollektivcharakter (wie in „Der Bienenkorb“ und „La Noria“). Daneben findet sich auch der repräsentative Charakter, der als Synthese einer Klasse oder Gruppe fungiert. Dies ist Ausdruck einer Ablehnung des psychologischen Romans und einer Technik, die vom Objektivismus abgeleitet ist: Sie erfasst nur das rein Äußerliche, ohne in die Charaktere einzudringen. Der Dialog nimmt einen prominenten Platz ein; viele wesentliche soziale Romane sind dialogisch aufgebaut. Die Autoren sind bestrebt, die lebendige Sprache der Bauern, Arbeiter oder des Bürgertums in einem nüchternen und direkten Stil wiederzugeben.
Erneuerung der Erzähltechniken (60er Jahre)
Der Roman, der in den 60er Jahren geschrieben wird, weist eine Reihe von Merkmalen auf, die ihn deutlich vom Roman der 50er Jahre unterscheiden. Folgende gemeinsame Merkmale lassen sich beobachten:
- Die Handlung (Argument) verliert an Bedeutung und wird zum Vorwand für Reflexionen über verschiedene Themen.
- Das Irrationale und die Zersplitterung der Form werden eingeführt.
- Es entsteht ein Netz von miteinander verwobenen Geschichten.
Die Struktur des Romans wird komplett umgebaut. Die äußere Darstellung erfolgt in Form von Sequenzen, die nicht nummeriert sind oder Hinweise geben, manchmal sogar ohne Unterbrechung geschrieben werden. Die interne Struktur wird aus mehreren Blickwinkeln gestaltet, d.h., jeder Charakter präsentiert seine eigene Sicht der Wirklichkeit. Dies nennt man Kaleidoskop- oder Perspektivtechnik. Es erscheinen ständig wechselnde Blickwinkel und gemischte Sequenzen, bekannt als Kontrapunkttechnik. Es gibt auch keine lineare chronologische Zeit; der Leser muss die Geschichte selbst rekonstruieren.
Hinsichtlich Sprache und Ausdruck gewinnt die Beschreibung an Bedeutung. Zusätzlich zur Zersplitterung der Erzählung werden die erste, zweite und dritte Erzählperson gemischt. Der Dialog wird seltener und tritt als innerer Monolog des Charakters auf, der durch freie Assoziation von Ideen und zeitliche Sprünge gekennzeichnet ist – ein Merkmal des Romans der 60er Jahre. Gedanken werden durch die erlebte Rede (freier indirekter Stil) wiedergegeben, die in der dritten Person geschrieben ist.
Man wird Zeuge einer Erneuerung der literarischen Sprache. Optisch finden wir die Auslassung von Satzzeichen, verschiedene Schriftarten usw. Es ist eine Sprache reich an Fachjargon, Neologismen und Umgangssprache. Der Autor sucht nach dem expressiven Stil, der die Geschichte am besten vermittelt.