Der spanische Essay: Von '98 bis heute
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Ursprünge und Merkmale des Essays
Der Name „Essay“ stammt vom französischen Schriftsteller Michel de Montaigne aus dem späten 16. Jahrhundert. Es ist das geeignetste Genre für den Ausdruck humanistischer Gedanken und erfreut sich heute großer Verbreitung. Der Essay ist thematisch sehr vielfältig, behandelt Themen von allgemeinem Interesse, ist nicht erschöpfend und versucht nicht, systematische oder wissenschaftliche Strenge zu erreichen. Die Behandlung kann mehr oder weniger subjektiv sein, mit einem spekulativen und informativen Anspruch.
Der Essay weist oft eine offene Struktur auf, da das Denken nicht linear, sondern diskontinuierlich fortschreiten kann. Diese unsystematische Natur des Essays zeigt sich in den vielen Abschweifungen, spontanen Überlegungen und Meditationen, die manchmal den Eindruck erwecken, den roten Faden zu verlieren.
Vorläufer in Spanien
In Spanien gelten als Vorläufer des Essays:
- Fray Benito Feijoo
- José Cadalso
- Gaspar Melchor de Jovellanos
- Mariano José de Larra
- Ángel Ganivet (letzterer ein Vorläufer der Generation von '98)
Der Essay im 20. Jahrhundert
Der Essay der Generation von '98
Der spanische Essay erlangte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts große Bedeutung, insbesondere durch Autoren der Generation von '98 wie Unamuno, Maeztu und Azorín. Bei diesen noventayochistas sticht die Auseinandersetzung mit der „Spanienfrage“ hervor.
Miguel de Unamuno
Unamunos Essays sind philosophischer und literarischer Natur. In ihnen drückte er die Idee der Europäisierung Spaniens aus (in seinem Buch Rund um den Casticismo) und später die der Hispanisierung Europas (Leben des Don Quijote und Sancho). Sowohl seine Essays als auch seine „Nivolas“, Dramen und Gedichte sind Ausdruckskanal seiner metaphysischen, religiösen und existenziellen Ängste und Probleme, oft durch typische Paradoxien oder scheinbare Widersprüche ausgedrückt (wie in Der tragische Sinn des Lebens, Die Agonie des Christentums).
Azorín
Azoríns Essays konzentrieren sich auf die Themen Zeit sowie die Landschaften und Dörfer Spaniens. Sie zeichnen sich durch Präzision in beschreibenden Details, kurze Sätze, einen impressionistischen Stil sowie eine lyrische und melancholische Grundstimmung aus (siehe Dokument in Toboso, Booklet Seite 24 Support).
Antonio Machado
Antonio Machado behandelt in seinem Juan de Mairena philosophische, literarische, pädagogische, politische usw. Themen mit Ironie und Skepsis, wobei er stets die Gedankenfreiheit und die Menschenwürde hervorhebt.
Der Essay des Novecentismo
Der Essay war ein von den Autoren des Novecentismo häufig genutztes Genre, mit Ortega y Gasset als wichtigstem Vertreter. In seinem Essay Das Rückgratlose Spanien greift Ortega erneut das Thema Spanien (die Separatismen und ihre Ursachen) und die Widerspenstigkeit der Massen auf – ein Gedanke, den er in Der Aufstand der Massen weiterentwickelt. Von großer Bedeutung sind auch seine Überlegungen zur Ästhetik; sein Buch Die Entmenschlichung der Kunst (die neue Kunst basiert weniger auf Sentimentalität und Erlebnis als vielmehr auf Intellektualität, Experiment und Form) hatte großen Einfluss auf die Generation von '27. In der Philosophie ist sein Interesse an der Idee des Umstands hervorzuheben (Ich bin ich und meine Umstände) sowie das Konzept des Perspektivismus (siehe Drops der Phänomenologie Dokument auf den Seiten 25 und 26 des Support-Booklet).
Der Essay heute
Auch heute ist der Essay als hybrides Genre zwischen Journalismus und Geisteswissenschaften (Literatur, Philosophie, Geschichte, Kunst, Psychologie, Kommunikation etc.) vielleicht das am meisten gepflegte Genre. Hervorzuheben sind Namen wie:
- José Luis López Aranguren
- Emilio Lledó
- José Antonio Marina
- Manuel Vázquez Montalbán
- Fernando Savater
- Rafael Argullol
- Celia Amorós
- Carmen Martín Gaite
- Montserrat Roig
- Soledad Puértolas
Neben vielen anderen Autoren.