Spanische Essayistik: Von der Krise 98 bis zur Demokratie
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Die Entwicklung der spanischen Essayistik im 20. Jahrhundert
Die heikle politische und wirtschaftliche Situation, die das 19. Jahrhundert dominierte, führte im 20. Jahrhundert zu einer ständigen Sorge um die Zukunft Spaniens. Die Bewegung des Regenerationismus forderte eine Erneuerung des Landes und erörterte in ihren Schriften die drängendsten Probleme der Zeit, wobei sie praktische Lösungen postulierte. Die Krise des Jahrhunderts betraf jedoch nicht nur die Regenerationisten.
Die Generation von 98: Geistige und existenzielle Sorgen
In den Studien der Noventayochistas (Generation von 98) standen auch geistige Belange und Sorgen im Vordergrund. Dazu gehörten:
- Sorgen um den Sinn des Lebens, Angst vor dem Tod oder der Wunsch nach Unsterblichkeit (z. B. Miguel de Unamuno).
- Politische Kommentare, patriotische und anarchistische Intellektuelle.
- Autobiografische Elemente (z. B. Pío Baroja).
- Reflexionen über die Landschaft sowie literarische und kulturelle Einflüsse auf die Völker Spaniens (Azorín).
- Philosophische und ästhetische Bedenken (Antonio Machado).
Novecentismo: Bürgertum, Säkularität und Europa
Die Novecentistas (auch bekannt als Generation von 14) repräsentierten das etablierte, elitäre Bürgertum. Sie setzten sich für einen säkularen Staat und ein Schulsystem ein, das von der Macht der Kirche losgelöst war. Sie orientierten sich stark am zeitgenössischen Europa und blieben dem Konflikt des Ersten Weltkriegs nicht fern, sondern riefen zum Handeln auf. Die wichtigsten Vertreter dieser Bewegung sind José Ortega y Gasset und Eugenio d'Ors.
Der Essay als zentrales Genre der Intellektuellen
Der Essay und der Zeitungsartikel wurden zu den bevorzugten Genres dieser universitären Intellektuellen. Sie nutzten diese Formate, um ihrer politischen Ideologie Ausdruck zu verleihen, die Probleme des Landes zu diskutieren und sofortige Lösungen vorzuschlagen. Ihre Schriften wurden in zahlreichen Zeitschriften, Magazinen und Zeitungen der Zeit veröffentlicht. Hervorzuheben sind:
- Politische Reflexionen von Manuel Azaña.
- Wissenschaftliche und historische Studien von Gregorio Marañón und Claudio Sánchez-Albornoz.
- Philologische Arbeiten von Américo Castro und Salvador de Madariaga.
Die Generation von 27: Von der Avantgarde zur Moral
Bei der Generation von 27 vollzog sich ein Wandel: Die Autoren gingen von einer strikten Vorstellung der Avantgarde-Literatur hin zu der Ansicht, dass das Kunstwerk auch moralische, soziale und politische Bedenken ausdrücken sollte. Zu den herausragendsten Autoren zählen Pedro Salinas, Luis Cernuda und Dámaso Alonso.
Essayistik nach dem Bürgerkrieg und im Exil
Nach dem Spanischen Bürgerkrieg war die Essayistik stark von Tod, Exil und Zensur betroffen. Der Krieg selbst wurde zum zentralen Reflexionsthema.
Generation von 36 und die Exil-Intellektuellen
Die Generation von 36 bestand aus Autoren, die den Krieg miterlebten und bewunderten (z. B. María Zambrano, eine Schülerin von Ortega y Gasset).
Generation von 56: Realität darstellen und transformieren
Autoren der Generation von 56 hatten oft besseren Zugang zu ausländischen Kulturen. Sie vertraten die Ansicht, dass die Realität nicht nur dargestellt, sondern transformiert werden müsse (z. B. Enrique Tierno Galván und Juan Marichal).
Essayisten in der Demokratie und der Presse
In der Demokratie traten mehrere Generationen von Essayisten hervor. Prominente Namen sind Fernando Savater, Carmen Bobes und Enrique Fuentes Quintana.
Besonders bedeutsam ist auch der Essay in der Presse, dem sich Kulturschaffende verschiedener Berufe widmeten, wie Antonio Gala und Francisco Umbral.