Spanische und Lateinamerikanische Poesie: Epochen und Dichter

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Modernismus: Erneuerung der lyrischen Sprache

Der Modernismus war eine Kunstbewegung, die zu einer Erneuerung in den musikalischen Aspekten der lyrischen und ornamentalen Sprache führte. Bemerkenswerte klangliche Kontraste und farbenreiche, vielschichtige Bedeutungen von Wörtern wurden als Symbole und Bilder verwendet, wie später der verlassene Garten oder der Herbst. Häufig kamen Synästhesie und resonante Klangkunst zum Einsatz.

Rubén Darío: Vorreiter des Modernismus

Rubén Darío (1867–1916) gilt als ein Vorläufer des Modernismus.

Antonio Machado: Gefühle und Landschaften

Antonio Machado (1875–1939) verwendete nicht viele literarische Mittel, drückte aber Gefühle sehr gut aus. Sein Frühwerk Soledades (1903), beeinflusst von Bécquer und Darío, gehört aufgrund seines melancholischen Tons und der Verwendung von Motiven wie dem Garten und der Quelle zur Moderne. In seiner zweiten Schaffensphase als Schriftsteller der Generation von '98 dominieren Landschaften und eine skeptische Stimmung.

Novecento: Avantgarde und formale Perfektion

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts (Novecento) entwickelten sich in ganz Europa Avantgarde-Bewegungen wie Kubismus und Futurismus. Diese Bewegung strebte nach Schönheit und formaler Perfektion, oft unter Verwendung von Archaismen. Die Autoren verteidigten ihre Ideale frei.

Juan Ramón Jiménez: Wahrheit, Schönheit, Poesie

Juan Ramón Jiménez (1881–1958) suchte nach der Wahrheit, um die Ewigkeit zu erreichen. Für ihn war Präzision gleich Schönheit. Poesie war eine Quelle des Wissens, um die Dinge zu erfassen. Juan Ramón Jiménez schuf eine pantheistische, akkurate und präzise Poesie. Seine Poesie entwickelte sich in zwei Perioden, wobei die zweite 1916 begann. Er schrieb das Tagebuch eines frisch verheirateten Dichters, das seine Flitterwochen in den USA beschreibt. Themen sind Liebe und die Realität der Dinge. Seine persönliche Schreibweise, bei der er seinen Vornamen immer mit „j“ vor „e“ und „i“ schrieb, ist charakteristisch.

Generation von '27: Hommage an Góngora

Die wichtigsten Vertreter der Generation von '27 sind Pedro Salinas, Jorge Guillén, Federico García Lorca, Rafael Alberti, Miguel Hernández und Luis Cernuda. Das Ereignis, das sie vereinte und ihnen den Namen gab, war eine Hommage an Luis de Góngora im Jahr 1927 in Sevilla, anlässlich des dreihundertsten Todestages. Bemerkenswert ist der Einfluss von Juan Ramón Jiménez. Jeder empfand die Notwendigkeit, eine poetische Sprache zu finden, die die behandelten Themen besser ausdrückt. Sie zeigten ein besonderes Interesse an den großen menschlichen Themen wie Liebe, Tod, Schicksal und an volkstümlichen Liedern mit tiefen Wurzeln.

Pedro Salinas: Liebe als zentrales Thema

Pedro Salinas (1891–1951): Das zentrale Thema seines Werkes ist die Liebe. Sein wichtigstes Werk, La voz a ti debida (Die Stimme, die dir gebührt), ist ein langes Gedicht, in dem der Dichter die Geliebte jenseits der realen Welt sucht, über die er liebte. Die reale Welt und die Geliebte des Dichters dienen nicht dazu, ein idealisiertes Frauenbild zu schaffen; die geliebte Person wird zu einem reinen Konzept. Er schrieb auch andere Gedichtbände wie Razón de amor (Grund der Liebe) und Confianza (Vertrauen).

Wichtige Dichter der Generation von '27

Federico García Lorca: Bilder und Menschlichkeit

Federico García Lorca (1898–1936): Sein Werk zeichnet sich durch den Überschwang atemberaubender Bilder und eine authentische Menschlichkeit seiner Themen aus. Dichter in New York, in surrealistischer Sprache verfasst, zeigt seinen Ekel vor der entmenschlichten Großstadt. Er war tief in volkstümlichen Bräuchen verwurzelt, was sich in seinem Werk widerspiegelt. Gleichzeitig drückt er Frustration gegenüber der Gesellschaft aus.

Miguel Hernández: Liebe, Leid und Gefängnis

Miguel Hernández (1910–1942): In seinem Werk El rayo que no cesa (Der unaufhörliche Strahl) wird Liebe als Folter und mit tragischem Sinn betrachtet. Er widmete Ramón Sijé nach dessen Tod eine berühmte Elegie. Cancionero y romancero de ausencias (Liederbuch und Romanzero der Abwesenheiten) ist eine Sammlung von Gedichten, die er im Gefängnis schrieb, mit einer neuen Sprache, die eine stilistische Veränderung einleitete, die jedoch durch seinen frühen Tod abrupt beendet wurde.

Rafael Alberti: Von Heimat zum Surrealismus

Rafael Alberti (1902–1999): Sein 1925 veröffentlichtes Werk Marinero en tierra (Seemann an Land) spiegelt die Sehnsucht nach seiner Heimat wider und ist dem Neopopularismus zuzuordnen. Sein Werk Sobre los ángeles (Über die Engel) aus dem Jahr 1928 bricht mit der traditionellen poetischen Sprache und verwendet surrealistische Techniken.

Poesie der Nachkriegszeit: Verwurzelt und Entwurzelt

In der Poesie der Nachkriegszeit wurden Dichter, die die neuen politischen und sozialen Situationen akzeptierten, als „verwurzelt“ (arraigados) bezeichnet. Diejenigen, die sie nicht akzeptierten, wurden „entwurzelt“ (desarraigados) genannt und suchten nach neuen Ausdrucksformen und Idealen, wie zum Beispiel Blas de Otero. In den 1970er Jahren entstanden neue Trends, die erstmals in der Anthologie Nueve novísimos poetas españoles (Neun neueste spanische Dichter) zusammengefasst wurden.

Lateinamerikanische Poesie: Vielfalt der Stimmen

In der lateinamerikanischen Poesie entwickelten sich sowohl die Avantgarde des Modernismus (z.B. César Vallejo) als auch populärere und einfachere Strömungen (z.B. Gabriela Mistral).

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