Spanische Literatur des 15. Jahrhunderts: Höfische Dichtung, Satire & La Celestina

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Höfische Dichtung und Lieder im 15. Jahrhundert

Höfische Dichtung oder Lieder, komponiert, gelesen, rezitiert oder am Hof gesungen, waren ein gemeinsames Merkmal des 15. Jahrhunderts. Merkmale umfassten eine große Auswahl an Versen und Themen. Troubadour-Lieder behandelten oft das Thema der Liebe. Es wurden politisch-philosophische, moralische oder religiöse Fragen behandelt. Gedanken in Briefform zeigten Brillanz, und Dialoggedichte umfassten philosophische, wissenschaftliche und moraltheologische Fragen und Diskussionen.

Die Sprache zeichnete sich durch Sprachspiele und Wortneuschöpfungen aus, die ihre Bedeutungen erweiterten. Metrisch dominierte der kastilische 'Verso de Arte Mayor'. Wichtige Sammlungen und Titel dieser Zeit sind der Cancionero de Baena, der Cancionero de Estúñiga, der Cancionero General und der Cancionero Musical de Palacio.

Kritische und Satirische Poesie im 15. Jahrhundert

Die kritische und satirische Poesie des 15. Jahrhunderts manifestierte sich unter anderem in der kastilischen Version des 'Totentanzes' (Danza de la Muerte) aus dem frühen 15. Jahrhundert. Hier fordert der Tod verschiedene Figuren (z.B. Papst und Kaiser) auf, die alle vor ihm gleich sind.

Ein weiteres Beispiel sind die Coplas de Mingo Revulgo, Couplets mit einem ausgeprägt antinobiliären und ironischen Sinn.

Jorge Manrique: Coplas por la muerte de su padre

Jorge Manrique ist bekannt für sein lyrisches Werk, das oft Liebesthemen behandelt und sich durch einen besonderen Wortschatz sowie die Wiederholung von (manchmal parodistischen) Themen auszeichnet. Sein poetisches Werk ist auf wenige Kompositionen reduziert, darunter die berühmten 40 Coplas, die die moralische Poesie des 15. Jahrhunderts maßgeblich prägten. Diese Coplas zeigen Merkmale sowohl des Mittelalters als auch der beginnenden Renaissance.

Themen der Coplas:

  • Der Tod als Charakter
  • Ruhm und Erinnerung
  • Topoi wie Vanitas vanitatum (Eitelkeit der Eitelkeiten), Ubi sunt? (Wo sind sie?), Tempus fugit (Die Zeit flieht) und Planto (Klage)

Struktur und Stil:

  • Struktur: Die 40 Strophen sind oft in drei Abschnitte unterteilt (z.B. Strophen 1-13, 14-24, 25-40).
  • Stil: Manrique verwendet die 'Coplas de pie quebrado' (gebrochener Versfuß). Sein Ton ist fein, nüchtern und ruhig. Er nutzt Synonyme und rhetorische Figuren. Der Stil oszilliert zwischen alten und neuen Ausdrucksformen, verwendet erklärende Adjektive und Verben im Imperativ.

La Celestina: Autor, Struktur und Themen

Das Werk La Celestina (oft Fernando de Rojas zugeschrieben) beginnt mit einem Prolog in Form eines Briefes an einen Freund. Darin erklärt der Autor seine Beweggründe für die Fortsetzung des Werkes, basierend auf einer Begegnung in Salamanca und Überlegungen über die Übel der Liebe. Das Werk enthält auch zwei akrostische Verse von Alonso de Proaza, der den Text korrigierte.

Struktur der Handlung:

  • Akt 1: Annäherung und Beginn der Handlung.
  • Akte 2-12: Entwicklung der Konflikte.
  • Akte 13-20: Entwicklung der Leidenschaft zwischen Calisto und Melibea.
  • Akt 21: Pleberios Klage.

Stil und Sprache:

Der Stil zeichnet sich durch einen großen Sprachreichtum und einen bemerkenswerten Wechsel zwischen kultivierter und populärer Sprache aus. Dies zeigt sich deutlich in den Dialogen:

  • Kultivierte Sprache: Genutzt von Calisto und Melibea.
  • Populäre Sprache: Genutzt von Celestina und ihren Dienern/Schützlingen.

Die Dialoge der Diener sind charakteristisch für ihre Argumentation und ermöglichen die Darstellung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Monologe zeigen die Zweifel und Ängste der Figuren, während sie ihre Gedanken offenbaren. Der Autor nutzt Apartes, um sich indirekt an den Leser oder das Publikum zu wenden und komische Situationen zu schaffen.

Zentrale Themen:

  • Die Liebe als fleischliche Begierde.
  • Die Vergänglichkeit der Freude, die dem Tod weicht (z.B. der Mord an Celestina).
  • Die Vergänglichkeit des Lebens, oft mit einem pessimistischen Unterton.

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