Spanische Literatur des 15. Jahrhunderts: Lyrik, Romanzen und La Celestina
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1.1 Die Anfänge der spanischen Lyrik im 15. Jahrhundert
Die ersten schriftlichen Zeugnisse der spanischen Lyrik gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Sie sind erhalten geblieben, da sie in verschiedenen Liederbüchern der Epoche gesammelt wurden. Diese Kompositionen sind einfach, schön und von lyrischer Dichte. Die Metrik ist unregelmäßig, und das entscheidende Thema ist die Liebe. Die populäre Lyrik verwendete die folgende Struktur: Eröffnungszeilen, aus denen der Chor wiederholt wird, Strophen und zwei oder mehr Verbindungszeilen.
1.2 Die Romanzen: Ursprünge und Merkmale
Romanzen sind die am meisten geschätzten literarischen Manifestationen der spanischen Volksdichtung. Die ersten stammen aus dem späten 14. und 15. Jahrhundert und leiten sich von Epen ab. Der epische Vers ist in zwei Teile geteilt. Es gibt verschiedene Klassen: historische, Grenz- und karolingische Themen sowie lyrische Romanzen. Sie mischen Romantik mit Erzählung und Dialog, sind sehr einfach und nutzen Parallelen, Wiederholungen und andere Stilmittel.
1.4 Jorge Manrique: Leben, Werk und "Coplas"
Jorge Manrique ist der bedeutendste Dichter der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst etwa 50 Kompositionen, die in zwei Blöcke unterteilt sind:
- Liebeslyrik: Sie ist Erbin der höfischen Dichtung der Cancioneros, wobei sein Stil weniger formell, elaboriert und künstlich ist.
- Coplas por la muerte de su padre: Diese Verse widmen sich ganz dem Lob des Vaters. Manrique begnügt sich nicht mit einer Lobrede auf den verstorbenen Helden, sondern bettet sie in eine Reihe literarischer Reflexionen ein.
Wichtige Topoi sind: Die Vergänglichkeit des Lebens, das Leben als Fluss, das irdische Leben als Weg zum himmlischen Leben, Ubi sunt?, der Tod als Gleichmacher und das Leben im Ruhm.
Eigenschaften der "Coplas":
Das Werk ist in drei Teile gegliedert, die das Leben und den Tod des Helden und Vaters behandeln. Ein Teil der Strophen hat eine propagandistische Funktion für die damalige Zeit und würdigt die Figur Rodrigo Manriques. Das Gedicht besteht aus 40 Strophen, wobei jede Strophe einen gebrochenen Versfuß und zwei Sextillas (sechszeilige Strophen) enthält.
3. La Celestina: Ein Meisterwerk der spanischen Literatur
„La Celestina“ ist eines der großen literarischen Werke unserer Literatur, das sowohl durch seine thematische Tiefe und Komplexität als auch durch die Vollendung seines Stils von großer Bedeutung ist.
3.3 Handlung: Liebe, Intrige und tragisches Ende
Bei einer zufälligen Begegnung im Garten verliebt sich Calisto in Melibea. Auf Anraten seines Dieners Sempronio nimmt er die Dienste einer alten Kupplerin namens Celestina in Anspruch. Celestina schmiedet Pläne, um ihre Liebe durch ihre Kunst zu vereinen. Calisto gibt Celestina eine goldene Kette als Bezahlung für ihre Dienste. Calistos Diener fordern einen Teil des Gewinns, und als Celestina sich weigert, ermorden sie sie. Sie werden verhaftet und von der Justiz hingerichtet. Calisto setzt seine nächtlichen Besuche bei Melibea fort. Elicia und Areúsa beschließen, Rache an Calisto und Melibea zu nehmen. Als Calisto im Garten von Melibea ist und Geräusche hört, steigt er die Treppe hinunter. Er wird von unten gestoßen, stürzt und stirbt im Garten Melibeas. Melibea, die vom Tod ihres Geliebten erfährt, stürzt sich von einem Turm. Das Stück endet mit der langen und pathetischen Klage des Vaters.
3.4 Die Charaktere: Zwei Welten im Konflikt
Die Struktur der dramatischen Handlung und der Konflikt in „La Celestina“ basieren weitgehend auf der Koexistenz zweier Welten: der Welt Celestinas und der Diener sowie der Welt Calistos und Melibeas. Sehr unterschiedliche Charaktere existieren in diesem Werk nebeneinander.
Wichtige Charaktere:
- Calisto: Gehört dem Ideal des höfischen und städtischen Rittertums an. Er zeigt mangelndes kulturelles Interesse, lebt träge, ist sehr egoistisch und lässt sich von seiner Leidenschaft leiten. Er schreckt nicht vor Bestechung zurück, um seine Ziele zu erreichen.
- Melibea: Stammt aus einer reichen Familie. Zunächst scheint sie schwer zu erobern zu sein, doch wenn sie sich verliebt, wird sie zu einer leidenschaftlichen Frau, die verschiedene Tricks anwenden kann, um ihre Ziele zu erreichen. Ihre Liebe erlöst sie wie eine Heldin, die sich am Ende das Leben nimmt.
- Melibeas Eltern: Sind typisch für die Klasse, der sie angehören. Sie sorgen sich hauptsächlich um Geld und materielle Angelegenheiten. Erst am Ende des Stücks werden diese Charaktere bedeutsam.
- Celestina: Ehemalige Prostituierte, jetzt Kupplerin. Sie ist geschickt, scharfsinnig und kennt die Schwächen der Menschen sehr gut. Sie ist ehrgeizig und stirbt deshalb. Sie ist die zentrale Figur des Werkes und eine der prägnantesten Charaktere der Literatur.
- Pármeno und Sempronio: Calistos Diener. Sie sind gewalttätig und ehrgeizig und verbünden sich, um von den Vorteilen der Kupplerin zu profitieren.
- Elicia und Areúsa: Prostituierte. Ihre Handlungen sind von Gier und Verlangen geleitet. Sie sind mit ihren Liebhabern zufrieden und spielen eine wichtige Rolle bei der Ermordung Calistos.
3.5 Die Liebe von Calisto und Melibea: Tragik und Barrieren
Eines der diskutierten Themen ist, warum ihre Liebe nicht öffentlich gemacht und in einer Ehe münden konnte. Als mögliche sozio-religiöse Gründe wurden soziale Barrieren oder die Zugehörigkeit zu einer Familie von Konvertiten angeführt, was dies rechtfertigen könnte. Der Autor zeigt, dass die entflammte Leidenschaft der beiden Liebenden durch die Vermittlung einer dritten, zentralen Figur – der Kupplerin – zu einem tragischen Ende führt.