Spanische Literatur nach 1940: Poesie und Theater
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Poesie der Vierzigerjahre: Religiöse und Existenzielle Sorgen
In den Vierzigerjahren dominieren im spanischen Ausdruck die religiösen und existenziellen Sorgen in der Poesie. Die Poesie der Nachkriegszeit beginnt mit zwei grundlegenden Gedichtbänden von Autoren der Generation 27, die 1944 veröffentlicht wurden:
- Hijos de la ira (Kinder des Zorns) von Dámaso Alonso
- Sombra del Paraíso (Schatten des Paradieses) von Vicente Aleixandre
Diese Werke ebnen den Weg für jüngere Dichter wie Blas de Otero (z. B. in Ángel fieramente humano – Mensch oder Engel, heftige Rolle des Bewusstseins). Diese Bücher spiegeln eine pessimistische, ängstliche Weltsicht wider, in der Gott als willkürlich und grausam regiert und das Chaos als sinnlos empfunden wird. Sie drücken eine tiefe Unzufriedenheit mit der Realität aus, auch wenn sie sich nicht explizit auf die politische oder soziale Situation Spaniens beziehen.
In einem anderen grundlegenden Buch dieser Zeit, La casa encendida (Das brennende Haus) von Luis Rosales, findet sich eine weniger qualvolle Erfahrung. Darin wird die Hoffnung thematisiert, die trotz des Schmerzes des Daseins nicht verloren geht.
Miguel Hernández verdient besondere Erwähnung, da er 1942 vorzeitig im Gefängnis starb. Seine Werke (wie El rayo que no cesa oder Cancionero y romancero de ausencias) knüpfen thematisch und stilistisch an die Texte der Generation 27 an.
Soziale Poesie der Fünfzigerjahre
In den frühen Fünfzigerjahren dominiert die Soziale Poesie in Spanien. Die wichtigsten Merkmale sind:
- Sie reagiert auf die Vorstellung von Literatur als Instrument der politischen und sozialen Transformation.
- Sie verpflichtet sich zu einer kritischen Poesie, die die spanische Realität bezeugt und das Gewissen der Leser aufrütteln soll.
- Sie zielt darauf ab, soziale Ungerechtigkeit und Unfreiheit anzuprangern, und vermeidet daher den autobiografischen Ausdruck von Gefühlen.
- Der Wunsch, ein nützliches, weltliches Gedicht zu schreiben, um die „überwältigende Mehrheit“ zu erreichen (wie Blas de Otero schrieb), führt zur bewussten Verwendung einer klaren, einfachen Sprache.
Wichtige Autoren und Werke:
- Gabriel Celaya (Cantos Íberos)
- Blas de Otero (Pido la paz y la palabra)
- José Hierro (Quinta del 42)
Dichter der Jahrhundertmitte (Generation der 50er)
Ende der Fünfzigerjahre beginnt eine neue Entwicklung von Dichtern, die kurz vor dem Bürgerkrieg geboren wurden. Diese Dichter der Jahrhundertmitte beginnen ihre Reise zwar mit den Prinzipien der Sozialen Dichtung, doch ihre Werke zeigen frühzeitig bestimmte Merkmale:
- Das explizite ideologische Engagement verschwindet.
- Im Gegenzug rückt die autobiografische Komponente wieder in den Vordergrund, in dem Versuch, die individuelle Erfahrung in den historischen Umstand zu integrieren.
Häufige Themen: Liebe und Erotik, der Lauf der Zeit und die Beschwörung der Kindheit oder Jugend. Die gesellschaftliche Realität Spaniens dient oft als Hintergrund, vor dem die persönlichen Erfahrungen abgebildet werden. Die Sprache ist konversationell und intim, im Gegensatz zu der deklamierenden Sprache der Sozialdichter. In der Lyrik der Jahrhundertmitte ist der Einfluss von Antonio Machado und Luis Cernuda erkennbar.
Miguel Mihura und die Komödie des Absurden
Die Komödie des Absurden, die im Zusammenhang mit der humoristischen Zeitschrift La Codorniz steht, kritisiert die Konventionen, die Sentimentalität und die Verlogenheit des Bürgertums. Das grundlegende Werk der absurden Komödie ist Tres sombreros de copa (Drei Zylinder) von Miguel Mihura, das 1932 geschrieben, aber erst 1952 veröffentlicht wurde.
Antonio Buero Vallejo und das Soziale Theater
Antonio Buero Vallejo ist der prominenteste Schriftsteller des Sozialen Theaters. Sein Theater zielt darauf ab, die Geschichte als eine Leiter zu nutzen, die den Betrachter ohne Selbsttäuschung der tragischen condition humaine bewusst macht – der Ungewissheit, in die der Mensch geworfen und durch Schmerz geleitet wird. Seine Arbeit unterstützt eine kritische Analyse der spanischen Realität dieser Ära, die von Armut, Unwissenheit, Korruption und mangelnder Freiheit geprägt ist.
Strategien und Werke von Buero Vallejo
Einige Strategien, die der Autor in seinen Stücken verwendet, sind historische Figuren, die das Scheitern im Versuch, eine gerechte und freie Gesellschaft zu verwirklichen, widerspiegeln:
- Un soñador para un pueblo (Esquilache)
- El sueño de la razón (Goya)
- La detonación (Larra)
- Las Meninas (Velázquez)
Der Immersionseffekt: Der Betrachter wird in das Bewusstsein der Charaktere versetzt. So bleibt in El concierto de San Ovidio und En la ardiente oscuridad, die von Blinden handeln, die Szene zeitweise in Dunkelheit gehüllt. In El sueño de la razón hören die Zuschauer, wie der Protagonist, nicht, was andere Charaktere sagen.
Fernando Arrabal und das Experimentelle Theater
Fernando Arrabal ist der Hauptvertreter des Experimentellen Theaters, das in den Sechzigerjahren gegen das Soziale Theater reagiert. Merkmale:
- Seine Arbeit ist nicht beabsichtigt, ein getreuer Zeuge der zeitgenössischen Realität zu sein, sondern soll als Parabeln und Allegorien über den menschlichen Zustand ausgelegt werden. Es ist daher kein realistisches, sondern ein symbolisches Drama.
- Besonders wichtig sind nonverbale Zeichen: Gesten und Bewegungen der Charaktere, die Landschaft, die Musik.
- Die Dialoge sind poetisch oder absurd und weichen von der Alltagssprache ab.
- Es ist ein provokantes Drama, das sich auf Wahnsinn, Sex oder Gewalt konzentriert.
Wichtige Titel von Arrabal: Pic-Nic, El triciclo (Das Dreirad), El cementerio de automóviles (Autofriedhof) und El arquitecto y el emperador de Asiria.
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