Die spanische Literatur des 20. Jahrhunderts: Noucentisme und Avantgarde

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Die Noucentista-Bewegung in Spanien

Die Noucentista-Bewegung, eine kulturelle Strömung im Spanien der 1910er Jahre, positionierte sich als Gegenbewegung zur Kunst des späten 19. Jahrhunderts, die sie als veraltet und überholt betrachtete. Sie wandte sich nicht nur gegen Romantik und Realismus, sondern auch gegen die Moderne. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 markierte das soziale und politische Ende des 19. Jahrhunderts und führte zur Entstehung der sogenannten Generation von 1914. Im Gegensatz zu den unkonventionellen modernistischen Schriftstellern waren die Noucentisten (Philosophen, Wissenschaftler, Linguisten, Juristen usw.) hochgebildet, viele von ihnen mit Auslandserfahrung.

Kennzeichen des Noucentisme

  • Rationalismus: Intellektuelle Strenge, Objektivität und klare Darstellung.
  • Anti-Romantik: Ablehnung von Sentimentalität zugunsten einer ausgewogenen und rationalen Haltung.
  • Verteidigung der reinen Kunst: Kunst soll ästhetisches Vergnügen bereiten, nicht als Vehikel für religiöse oder politische Anliegen dienen.
  • Intellektueller Elitismus: Die Literatur richtete sich an ein gebildetes Publikum.
  • Sorgfältiger Stil: Detaillierte Ausarbeitung der Werke mit klarem und präzisem Stil.

Die europäischen Avantgarde-Bewegungen in Spanien (1914-1939)

Die Avantgarde-Bewegungen stellten einen Bruch mit der traditionellen Kultur dar. Sie strebten nach neuen Ausdrucksformen und lehnten die Kunst des 19. Jahrhunderts ab. Ihre Merkmale waren der Wille zur Innovation, die Ablehnung bürgerlicher Werte und ein provokantes Verhalten.

Die wichtigsten Avantgarde-Strömungen

  • Expressionismus: Darstellung der inneren Realität und subjektiver Erfahrungen. Verwendung von Symbolik, grotesken Darstellungen und Übertreibungen. (z.B. Franz Kafka)
  • Futurismus: Verherrlichung der Zukunft und der modernen Technologie (Maschinen, Autos, Flugzeuge). (z.B. Filippo Tommaso Marinetti)
  • Kubismus: Fragmentierung der Realität, kreative Neuzusammensetzung, Überlagerung von Ebenen. (z.B. Guillaume Apollinaire)
  • Dadaismus: Ablehnung traditioneller Werte, Provokation, Absurdität, Unsinn. (z.B. Tristan Tzara)
  • Ultraismus: Ablehnung der vorhergehenden Kunst, Suche nach neuen Ausdrucksformen.

José Ortega y Gasset (1883-1956)

Ortega y Gasset, Autor zahlreicher Essays (z.B. "Meditationen über den Quijote"), beeinflusste die spanische Literatur seiner Zeit stark. In "Die Entmenschlichung der Kunst" beschreibt er die Avantgarde als intellektuelle, antiromantische und antirealistische Kunst.

Die Generation von 1914

Die Werke dieser Generation spiegeln den Geist der Erneuerung wider. Beispiele sind der lyrische Roman von Gabriel Miró, der intellektuelle Roman von Ramón Pérez de Ayala und der avantgardistische Roman von Ramón Gómez de la Serna.

Wichtige Vertreter

  • Gabriel Miró (1879-1930): Repräsentant des reinen Noucentisme. Bekannte Werke: "Unser Vater San Daniel", "Der Bischof der Aussätzigen".
  • Ramón Pérez de Ayala (1880-1962): Vom realistischen zum intellektuellen Roman. Bekanntes Werk: "Belarmino und Apolonio".
  • Ramón Gómez de la Serna (1888-1963): Prototyp des spanischen Avantgarde-Schriftstellers. Bekannt für seine "Greguerías", witzige und ungewöhnliche Metaphern.

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