Spanische Literatur: Aufklärung (18. Jh.) & Romantik (19. Jh.)
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Das 18. Jahrhundert: Aufklärung und Essay
Das achtzehnte Jahrhundert war ein Jahrhundert des demografischen und wirtschaftlichen Wachstums; im Allgemeinen war es eine optimistische Epoche. Dieses Jahrhundert entspricht der Epoche der Aufklärung, welche die Vernunft als zentrales Mittel postulierte. Diese Bewegung wurde von französischen Denkern wie Voltaire, Diderot und D'Alembert verfochten. Zu dieser Zeit regierten die Bourbonen in Spanien mit ihrem aufgeklärten Absolutismus (oft als Despotismus bezeichnet). In diesem Jahrhundert etablierte sich in Spanien die literarische Gattung des Essays. Dabei handelt es sich um eine reflektierende Textform, die subjektive Ansichten zu bestimmten Aspekten darlegt. Erwähnenswert sind die Schriften von Feijoo, wie die Cartas eruditas y curiosas („Gelehrte und kuriose Briefe“). Er war einer der Wegbereiter des Studiums in Spanien. Seine Schriften versuchten, die Menschen zu erziehen, zu zivilisieren und ihnen eine moderne Mentalität zu vermitteln. Ebenfalls zu nennen ist Cadalso mit seinen Cartas marruecas („Marokkanische Briefe“), die einen Überblick über Spanien im 18. Jahrhundert aus drei verschiedenen Perspektiven geben: der eines jungen Marokkaners, eines alten Marokkaners und des Spaniers Nuño, der sein eigenes Land beurteilt. Es handelt sich um eine Kritik am zeitgenössischen Spanien und dessen wahrgenommenem Niedergang, im Einklang mit den Ideen der Aufklärung.
Merkmale des Essays
- Verwendung von Darstellung (Exposition) und Argumentation.
- Subjektivität und oft historische Reflexion.
- Absicht, den Leser zu überzeugen.
- Betonung des dialogischen Charakters.
- Offene Struktur, die Abschweifungen erlaubt.
- Verwendung von Standardsprache, aber auch konnotativer Sprache und expressiven Mitteln.
- Gebrauch allgemeiner Ausdrücke und unbestimmter Artikel/Pronomen (z. B. jemand, niemand).
- Verwendung unpersönlicher Ausdrucksformen.
Gaspar Melchor de Jovellanos
Eine weitere repräsentative Figur der spanischen Aufklärung. In Gijón geboren und in Puerto de Vega (Asturien) gestorben, bekleidete er bedeutende und zahlreiche politische Ämter. Im literarischen Bereich pflegte er zeitweise Poesie und Theater neben dem Prosa-Essay, mit dem er seine Reformideen verteidigte, was ihm einige Probleme mit konservativeren Kreisen einbrachte. Seine Schriften richteten sich eher an die Behörden als an das Volk, um die Reformen durchzusetzen, die er für angebracht hielt, wobei er sich stets von der Vernunft als oberstem Prinzip leiten ließ. Die Themen seiner Werke umfassten Landwirtschaft, Asturien, Industrie, Kommunikation usw. Jovellanos stand im Gegensatz zum Goldenen Zeitalter (17. Jahrhundert), das er für unrealistisch hielt. Er befürwortete die drei Einheiten des Theaters (Ort, Zeit, Handlung) und sprach sich für ein Verbot der Fronleichnamsspiele (autos sacramentales) aus. Er verteidigte den belehrenden Zweck des Theaters, erkannte aber an, dass jede Aufführung ihre Zeit habe. Er lehnte Stierkämpfe ab und meinte, das Beste für die Stadt seien Feste unter der Schirmherrschaft von Familie und Kirche sowie das Theater, wenn es der Bildung diene. Eines seiner repräsentativsten Werke ist der Informe sobre la Ley Agraria („Bericht über das Agrargesetz“), in dem er die Besitzverhältnisse und die Konzentration des Großteils des Landes in den Händen des Adels und der Kirche kritisiert und das Recht auf Entwicklung verteidigt, um einen Rahmen dafür zu schaffen. Obwohl seine Prosa didaktisch ist, ist sie elegant, nüchtern und besitzt literarische Qualität. Mit einem einfachen Stil kritisierte er die Schwülstigkeit der Barockliteratur. Seine Prosa ist einfach und klar, verwendet aber manchmal Fachsprache, wenn es das behandelte Thema erfordert. Man kann auch erkennen, wie er manchmal die Romantik vorwegnimmt, indem er eine gewisse Subjektivität zeigt, etwa in der Darstellung der Landschaft oder seiner Perspektive. Weitere hervorzuhebende Werke sind: Memoria para el arreglo de la policía de los espectáculos y diversiones públicas („Bericht über die Regelung der öffentlichen Aufführungen und Vergnügungen“) und Elogio de Carlos III („Lobrede auf Karl III.“).
Die Romantik im 19. Jahrhundert
Im neunzehnten Jahrhundert entstand die Romantik, eine weltweite literarische Bewegung, begleitet von einer kulturellen Revolution und einer Konfrontation mit der Aufklärung. Sie entstand in Deutschland und England. In Spanien gab es einen Bevölkerungszuwachs, und die Bevölkerung war gebildeter als im vorigen Jahrhundert.
Merkmale der Romantik
- Betonung der moralischen, politischen und künstlerischen Freiheit sowie der Individualität des Menschen.
- Auftreten des „Titanischen“, der Rebellion gegen etablierte Gesetze, bis hin zum Satanismus als Rebellion gegen Gott und die Kirche.
- Betonung von Sentimentalität und subjektiver Wahrnehmung der Wirklichkeit.
- Fokus auf Randfiguren der Gesellschaft: Piraten, Bettler, Henker.
- Betonung des historischen Charakters der Werke und des Nationalismus.
- Tendenz zur Realitätsflucht und Betonung des Irrationalen; die Annahme, dass es Dinge gibt, die sich nicht durch die Vernunft erklären lassen.
Themen und Theater der Romantik
Vorherrschende Themen sind: Freiheit (als Hauptthema), Macht, Gerechtigkeit, das Schweigen Gottes, das Schicksal des Menschen und seine Geheimnisse. Im Theater gibt es Neuerungen wie die Aufteilung des Stücks in Akte, die Mischung von Prosa und Vers, den Bruch mit der Regel der drei Einheiten und die Mischung von Tragik und Komik. Themen im Theater sind: Schicksalhaftigkeit, Rache, Selbstmord, Macht, Autorität, Ehebruch usw. Die Figuren werden oft als Opfer ihres Schicksals dargestellt. Der Inszenierung wird große Bedeutung beigemessen. Die Entwicklung der Romantik in Spanien durchlief drei Phasen: Zuerst eine traditionelle, gemäßigte und katholisch geprägte Romantik. In der zweiten Phase entwickelte sich eine progressive, mit den Liberalen verbundene Romantik. Die dritte Phase brachte eine intimistische Romantik mit deutschem Einfluss hervor.
Gustavo Adolfo Bécquer
Wichtigster Dichter und Erzähler des neunzehnten Jahrhunderts. Geboren in Sevilla als Sohn eines Genremalers, übernahm er bald den väterlichen Familiennamen Bécquer flämischen Ursprungs. Mit einigen Jahren zog er nach Madrid, wo er für verschiedene Publikationen arbeitete und seine schriftstellerische Tätigkeit begann. Seine poetische Erneuerung liegt in der Schaffung einer intimen, kurzen Poesie von scheinbarer Einfachheit, frei von Künstlichkeit. Bécquers Poesie zeichnet sich durch ihre Natürlichkeit und die Konzentration auf das Wesentliche aus, was jedoch keine Abwesenheit poetischer Ausarbeitung bedeutet.
Bécquers Rimas
Je nach Thema lassen sich die Rimas in vier Gruppen gliedern: Die erste Gruppe (Rima I-XI) behandelt die Poesie selbst als etwas Unerreichbares und Erhabenes, die poetische Schöpfung als irrational und subjektiv, und die Liebe als etwas Ideales, Ätherisches. Die zweite Gruppe (Rima XII-XXIX) hat die hoffnungsvolle, erfüllte Liebe zum Hauptthema und spiegelt das idealisierte, tugendhafte Bild der Geliebten wider. In der dritten Gruppe (Rima XXX-LI) erscheint die Liebe als Trugbild, und die Frau wird zur Zerstörerin der Illusionen des Dichters. Die letzte und vierte Gruppe (Rima LII-LXXIX) spiegelt Einsamkeit und Angst wider; die Welt wird als feindlich empfunden. Was den Stil betrifft, so spiegeln Form und Kürze die Kondensation der Rimas wider. Vorherrschend sind Strophen aus sieben- und elfsilbigen Versen (heptasílabo und endecasílabo), oft im freien Versmaß, wobei Assonanzreime dominieren. Bécquers Ton ist konversationell und intim; er nutzt Symbole, um subjektive Gefühle widerzuspiegeln. Trotz der scheinbaren Einfachheit spiegelt die Komposition formale Arbeit wider. Die Strenge und konstruktive Sorgfalt in seinen Gedichten müssen betont werden. Abschließend sind Gestalt und Werk Bécquers entscheidend für die spätere Literatur; er beeinflusste sowohl den Symbolismus als auch die Modernisten. Sein Einfluss zeigt sich auch in der Lyrik der „Generation von '27“ und in der lateinamerikanischen Poesie.