Spanische Literatur: Avantgarde, Autoren und Werke (20. Jh.)
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Spanische Literatur im frühen 20. Jahrhundert
In den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts reagierten literarische Strömungen auf die Werte, die ästhetische Produktion und die literarische Tradition des Bürgertums der Zeit.
Merkmale der Avantgarde
- Eine Tendenz zur Bildung von Gruppen und die Veröffentlichung der Werke in Literaturzeitschriften.
- Opposition gegen die künstlerische und kulturelle Tradition.
- Ablehnung der Nachahmung der Wirklichkeit und der Erzählung.
- Ablehnung von Gefühl und Subjektivität zugunsten von Vitalismus und Spiel.
- Wille zur Erneuerung und poetische Experimente.
Weitere Merkmale sind eine Vorliebe für Metaphern und Bilder, das Fehlen von Reim und syntaktischer Interpunktion, eine besondere typografische Anordnung, die Suche nach visuellen und plastischen Effekten sowie die Schaffung von Neologismen.
Im Hinblick auf die zentralen Werte hervorzuheben sind die Begeisterung für die moderne Welt und die Verherrlichung der Stadt: Maschinen, Filme, Sport, neue Unterhaltung.
Ramón Gómez de la Serna: Spanischer Avantgardist mit einer Vorliebe für Metaphern und Bilder, Humor und Aphorismen. Seine besondere Ästhetik spiegelt sich in seinen Greguerías wider; er definierte das Genre als „Metapher + Humor“. Sie bieten einen kurzen und prägnanten Überblick über ungewöhnliche Objekte und den Alltag durch überraschende Verknüpfungen. Sie basieren auf Vergleichen, Metaphern und Bildern, Paronomasie und Alliteration, Parodien von Phrasen, falschen Etymologien, Wortspielen und Metonymie.
Wichtige Strömungen
Ultraismus
Gekennzeichnet durch die Bedeutung der Metapher, gegenübergestellte Bilder, fragmentarische Wahrnehmungen, Neologismen, die Beseitigung der Zeichensetzung und konkrete Poesie. Wichtiger Vertreter: Jorge Luis Borges.
Kreationismus
Gegründet von Vicente Huidobro. Die wichtigsten Merkmale sind: keine Nachahmung der Wirklichkeit, keine Erzählung und Beschreibung. Er basiert auf dem Nebeneinander von Bildern, Assoziationen, unlogisch oder rätselhaft. Wichtiger Vertreter: Gerardo Diego.
Surrealismus
Wichtige Vertreter: André Breton, Lorca, Buñuel, Dalí...
Autoren und Hauptwerke
Pío Baroja
- Camino de perfección
- El árbol de la ciencia
- Memorias de un hombre de acción
- El laberinto de las sirenas
- Las noches del Buen Retiro
Miguel de Unamuno
- Niebla
- Abel Sánchez y Tía Tula
- San Manuel Bueno, mártir
José Martínez Ruiz "Azorín"
- La voluntad
- Antonio Azorín
- Doña Inés
- Confesiones de un pequeño filósofo
Gabriel Miró
- Las cerezas del cementerio
- Nuestro Padre San Daniel
- El obispo leproso
Ramón María del Valle-Inclán
Erzählerisches Werk
Er begann seine erzählerische Karriere im Modernismus. Später führte er Innovationen in den Roman-Techniken ein, die in der Schaffung des Esperpento gipfelten.
Sonatas
Geschrieben in Form von Memoiren, eine Allegorie des menschlichen Lebens. Der Marqués de Bradomín, ein hässlicher, katholischer und verführerischer Don Juan, fungiert als Protagonist der 4 Romane.
Karlistenkrieg
Trilogie, bestehend aus Los cruzados de la causa, El resplandor de la hoguera und Gerifaltes de antaño. Sie bietet eine Vision Spaniens im Konflikt zwischen Traditionalisten und Liberalen.
Tirano Banderas
Veröffentlicht 1926, ein interessantes Experiment im Genre des historischen Romans. Erzählt den Sturz des Diktators Santos Banderas. Es zeigt die Merkmale des Esperpento, einer Technik, bei der Charaktere und Handlungen überhöht dargestellt werden.
Die iberische Arena
Bestehend aus einer Reihe von Romanen, die die Zeit von der Herrschaft Elisabeths II. bis zum Krieg in Kuba abdecken sollten. Nur zwei Romane wurden fertiggestellt: El ruedo ibérico und Viva mi dueño. Die Romanreihe wurde mit der Absicht der Entlarvung geschaffen. Spanien wird als ewige Stierkampfarena dargestellt, ein Schauplatz von Gewalt und Tod.
Federico García Lorca
Themen
- Liebe: heterosexuell und homosexuell, das wichtigste Thema seines Werks. Erotik und der Verlust geliebter Menschen.
- Frustration: entsteht in verschiedenen Bereichen: verlorene Kindheit, unmögliche Liebe, Frauen ohne Kinder... Dieses Thema steht im Zusammenhang mit Sterilität, Frauen und homosexueller Liebe.
- Tod: verbunden mit Liebe und auch mit Frustration und Leid, hat ständige Präsenz.
- Ausgrenzung: die Opfer von Macht, Gesetzen, einer Gesellschaft, die Leidenschaft unterdrückt (Zigeuner, Schwarze...).
Symbole
- Mond: Tod und Sterilität, Leben, Liebe, Fruchtbarkeit.
- Wasser: Erotik, Leben und Tod.
- Blut: Leben und Leid.
- Pferd: Erotik, Männlichkeit, instinktive, fatale Werte.
- Metalle: Tod und Zerstörung.
- Stier: Tragik, Blut, Tod.
- Farben Schwarz und Grün: Kräuter, Schatten, ominöse Werte.
Zigeunerromanzen (Romancero Gitano)
Eine Sammlung lyrisch-narrativer Balladen. Stilisierte Darstellung Andalusiens. Hauptfiguren: Zigeuner, verfolgt von der Guardia Civil. Themen: Gewalt und Tod.
Dichter in New York (Poeta en Nueva York)
Inmitten einer persönlichen Krise reiste Lorca nach New York. Das Werk ist von diesen Erfahrungen inspiriert und vom Surrealismus beeinflusst. Hauptthemen sind die große moderne Stadt, Materialismus, mangelnde Solidarität und Verfall. Der Schmerz der poetischen Stimme prangert soziale Ungerechtigkeiten an.
Stil und Metrik
Die wichtigsten rhetorischen Figuren sind Metaphern, Personifikationen und sensorische Bilder. Visionäre Bilder überwiegen. Der Text betont die traditionelle Poesie. Hinsichtlich Metrik und Form überwiegen Formen der Volksdichtung und der gebildeten Dichtung, insbesondere Verse mit 8, 11 und 14 Silben sowie freie Verse.