Spanische Literatur des Goldenen Zeitalters: Lazarillo, Santa Teresa und der Schelmenroman
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Lazarillo de Tormes: Ein Meisterwerk der spanischen Literatur
Autor und Kontext
Der Autor des Lazarillo de Tormes ist unbekannt, obwohl das Werk verschiedenen Autoren zugeschrieben wurde. Die scharfe Gesellschaftskritik im Buch erklärt, warum der Autor anonym bleiben wollte. Das Beharren auf Zensur religiöser Aspekte legt nahe, dass der Autor ein Geistlicher mit erasmianischen Ideen gewesen sein könnte.
Handlung des Lazarillo de Tormes
Nach einem selbstverfassten Vorwort erzählt Lázaro die Geschichte seines Lebens und wie er von Meister zu Meister wechselt, bis er sich entscheidet, das Beste aus seiner Situation zu machen. Das Ende ist ambivalent: Der Protagonist scheint zwar gesellschaftlich aufgestiegen zu sein, doch seine Arbeit ist nicht ehrenhaft, und es gibt Gerüchte über die Untreue seiner Frau.
Struktur und Erzählweise
Das Werk weist die Struktur eines Briefromans auf: Die Figur des Lázaro erzählt seine Lebensgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart in Toledo, um die Kommentare zu seiner Ehe in der Stadt zu rechtfertigen.
Schauplätze und Raum
Im Gegensatz zu anderen Romanen der Renaissance durchläuft der Protagonist spezifische, realistische Orte.
Zeitliche Dimensionen
Die Erzählung verbindet zwei zeitliche Dimensionen in jedem „Tratado“ (Kapitel): die Gegenwart (Lázaro als Erwachsener) und die Vergangenheit (Lázaro von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter).
Aufbau und Gliederung
Das Buch ist in sieben „Tratados“ (Kapitel) unterteilt, die sich hauptsächlich mit den Meistern befassen, denen der Schelm dient. Die ersten drei (der blinde Bettler, der Priester, der Knappe) sind besonders wichtig für Lázaros Entwicklung und daher umfangreicher als die anderen.
Stil und Sprache
Neben der Darstellung eines unheroischen Bildes des kaiserlichen Spaniens zeigt der Lazarillo die expressiven Ideale der Renaissance-Vollkommenheit, mit einer Prosa, die Klarheit, Präzision und Einfachheit verbindet.
Originalität und Bedeutung
Der Lazarillo gilt als das erste moderne Werk der spanischen Literatur und führt neue Charaktere ein, wie zum Beispiel:
- Die Figur eines Protagonisten, dessen Charakter nicht statisch ist, sondern sich von der Kindheit an entwickelt und reift.
- Die Darstellung eines marginalisierten und unheroischen Menschen, inspiriert von der realen Welt.
- Das Hauptthema der Gesellschaftskritik und sein ambivalentes Ergebnis.
Santa Teresa de Jesús: Mystik und Literatur
Leben und Werk
Die faszinierende Persönlichkeit der Heiligen Teresa von Ávila (Santa Teresa de Jesús) ist ein tiefgreifender Aspekt der spanischen Literatur. Neben Gedichten und biblischen Meditationen verfasste sie vier wichtige Prosawerke:
- Das Buch des Lebens (Libro de la Vida): Ein autobiografischer Bericht über ihre spirituellen Erfahrungen zur Erbauung der Nonnen, die sie leitete.
- Das Buch der Gründungen (Libro de las Fundaciones): Beschreibt die Herausforderungen bei der Gründung von 18 reformierten Karmeliterklöstern.
- Weg der Vollkommenheit (Camino de Perfección): Auf Anraten ihrer Beichtväter geschrieben, um ihre mystischen Erfahrungen zu sammeln.
- Die innere Burg oder Die Wohnungen (El Castillo Interior o Las Moradas): Der Höhepunkt der mystischen Literatur. Es beschreibt detailliert den Weg zur Begegnung mit Gott.
Der Schelmenroman: Merkmale und Kontext
Merkmale des Genres
- Autobiografische Erzählung
- Anti-heroischer Protagonist
- Dient vielen Meistern
- Oft unglückliches Ende
- Realistischer Charakter
Der Schelmenroman in Spanien
Einige historische und soziale Umstände erklären, warum der Schelmenroman eine genuin spanische Schöpfung war:
- Sein wahrscheinlicher und realistischer Charakter war eine Reaktion gegen die Übertreibungen der Ritterromane.
- Der Lazarillo ist Teil eines erasmianischen Gedankenguts.
- Die großen Städte waren reich an Bettlern, Obdachlosen und jugendlichen Waisen.
- Man sah in diesem neuen Genre den Ausdruck der Rebellion und des Protests der „Neuchristen“ (konvertierte Juden) gegen die Diskriminierung, die sie in der spanischen Gesellschaft des Goldenen Zeitalters erlitten.