Spanische Literatur: Jovellanos, Bécquer und Galdós
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Jovellanos und die spanische Aufklärung
Gaspar Melchor de Jovellanos, im 18. Jahrhundert in Gijón geboren, war eine Schlüsselfigur der spanischen Aufklärung. Seine reformerischen Ideen brachten ihm viele Probleme. Sein umfangreiches Werk umfasst Lyrik, Dramen, Essays und Sachbücher, die oft an die herrschenden Schichten gerichtet waren. Seine Themen waren politischer und historischer Natur; er äußerte tiefe Besorgnis über die Probleme der Gesellschaft und schlug konkrete Reformmaßnahmen vor. Sein Stil ist einfach und klar, da er eine für alle verständliche Sprache anstrebte. Er war ein Reformer, dessen Ziel es war, das Volk zu fördern.
Wichtige Werke von Jovellanos
- Denkschrift zur Regelung der öffentlichen Schauspiele: Hier verteidigt er ein kostenloses Unterhaltungsprogramm für das Volk und schlägt die Gründung einer Schauspielschule vor.
- Denkschrift über die öffentliche Bildung: Er vertritt die Ansicht, dass Kultur kein Privileg sein dürfe und Bildung kostenlos sein müsse.
- Bericht zum Agrargesetz: Dieses Werk zielt darauf ab, einen rechtlichen Rahmen für die Freiheit und die Entwicklung der Landwirtschaft zu schaffen. Als Ursache für die Benachteiligung der ländlichen Bevölkerung identifiziert er die Konzentration des Landbesitzes in den Händen des Adels und der Kirche.
- Denkschrift zum Schloss Bellver: Eine historisch-künstlerische Studie über das Schloss auf Mallorca, in dem er gefangen gehalten wurde.
Bécquer und die spanische Romantik
Gustavo Adolfo Bécquer ist ein zentraler Vertreter der spanischen Spätromantik. Seine Poesie ist tiefgründig, ein Ausdruck seiner innersten Gedanken, und zeichnet sich durch kurze, einfache Verse aus.
Die Rimas (Reime)
Die Rimas sind eine Sammlung von 79 kurzen, volkstümlichen Gedichten in variierenden Metren mit Assonanz und Reim. Das Hauptthema ist die Liebe, die jedoch nicht immer glücklich ist. Die Sammlung ist thematisch geordnet, um die Entwicklung einer Liebesgeschichte darzustellen:
- Poesie und kreatives Schaffen
- Die glückliche Liebe
- Die Enttäuschung in der Liebe
- Schmerz, Angst und Tod
Die Leyendas (Legenden)
Die Leyendas sind eine Sammlung von 18 Prosaerzählungen. Sie basieren auf Volkstraditionen, die Bécquer auf seinen Reisen durch Spanien sammelte, sowie auf eigenen Erfindungen. Sie entführen den Leser in eine geheimnisvolle, übernatürliche Welt, in der die Liebe und das Leben nach dem Tod zentrale Themen sind.
Galdós und der spanische Realismus
Benito Pérez Galdós ist der bedeutendste Vertreter des spanischen Realismus. Seine Werke, die meist in Madrid spielen, bieten eine umfassende Vision der spanischen Gesellschaft. Sein aufmerksamer Blick richtet sich auf den sozialen Bereich, in dem das Streben nach Geld vorherrscht, und reflektiert so die menschliche Verfassung (Conditio humana). Galdós' Stil ist teils streng und sarkastisch, teils zärtlich und humanistisch, und er befand sich stets in künstlerischer Erneuerung. Er verfasste 32 Romane, 46 Episodios Nacionales und 24 Theaterstücke.
Die Romanphasen von Galdós
- Thesenromane: Hier stehen sich die konservative und die liberale Ideologie gegenüber, wobei Galdós seine Sympathie für das liberale Spanien nicht verbirgt. Werke wie La Fontana de Oro oder Gloria thematisieren den Konflikt der „zwei Spanien“.
- Zeitgenössische Romane: Er gibt den rein ideologischen Diskurs auf und wendet sich einer direkteren Darstellung der Wirklichkeit zu. Ein Beispiel ist La desheredada (Die Enterbte). Sein Meisterwerk Fortunata y Jacinta (1885–1887) stellt die Komplexität des spanischen Realismus dar und zeigt die Gegensätze zwischen dem Leben der Reichen und der Armen. Ein weiteres wichtiges Werk ist Miau, die tragische Geschichte eines entlassenen Bürokraten.
- Spiritualistische Phase: In dieser Phase entstehen Werke wie die Torquemada-Reihe, Nazarín und Misericordia, die sich mit spirituellen und moralischen Fragen auseinandersetzen.
Die Episodios Nacionales
Diese Sammlung von 46 historischen Romanen erzählt die spanische Geschichte des 19. Jahrhunderts aus der Perspektive fiktiver Charaktere. Ein bekanntes Beispiel ist Trafalgar. Galdós' Sprache ist schlicht und einfach, seine Prosa lebendig, und er gilt als einer der größten Schöpfer von Charakteren in der spanischen Literatur.