Spanische Literatur: Manrique & Don Juan Manuel
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Jorge Manrique und die *Coplas a la muerte de su padre*
Manriques Leben und Werk
Jorge Manrique schrieb Gedichte, die der Tradition der höfischen Liebe der Troubadoure und dem Cancionero entsprachen. Seine wichtigste Arbeit sind die Coplas a la muerte de su padre (Verse auf den Tod seines Vaters), eine Elegie, die eine Abhandlung der christlichen Lebensphilosophie über die Vergänglichkeit und Transzendenz des Todes darstellt.
Themen in den *Coplas*
- **Die Zeit**: Ein ständiger Fluss, der nie anhält. Für Manrique existiert die Gegenwart nicht, es gibt nur Vergangenheit und Zukunft.
- **Das Glück**: Ein Produkt des Zufalls. Manrique sagt, dass der Mensch die Güter (Ehrgeiz) ablehnen muss.
- **Der Tod**: In Manriques Epoche wurde der Tod oft in Form von Totentänzen dargestellt. Das *Ubi sunt* (Wo sind sie?) ist ein wiederkehrendes Motiv, in dem der Dichter nach denjenigen fragt, die das Leben in einer anderen Zeit genossen haben.
- **Der Ruhm**: Das Ergebnis eines ehrenvollen Lebens. Der Ruhm wird als ein längeres Leben verstanden, das zwischen dem irdischen (ersten Leben) und dem ewigen (dritten Leben) liegt.
- **Die Welt**: Ein Durchgangsort, an dem der Mensch das Heil der Seele erlangt.
Metrik und Struktur der *Coplas*
Die Coplas bestehen aus 40 Strophen zu je 12 Versen. Diese sind in sechsfüßige Doppelstrophen unterteilt, die wiederum aus Paaren von achtsilbigen Versen mit einem viersilbigen Vers gebildet werden (Strophe mit gebrochenem Fuß).
Interne Struktur:
- **Strophen I-XIV**: Philosophischer Teil über das schnelle Vergehen des Lebens vor dem nahenden Tod.
- **Strophen XV-XXIV**: Beispielhafter Charakter. Hier geht es um den Ruhm und den Tod in der unmittelbaren Vergangenheit.
- **Strophen XXV-XL**: Der Dichter konzentriert sich auf Don Rodrigo, seinen Vater, und dessen Dialog mit dem Tod. Don Rodrigo hofft nicht nur auf den irdischen Ruhm, sondern auch auf das ewige Leben.
Sprache und Stil der *Coplas*
Die Sprache der Coplas ist agil und natürlich.
*Cancioneros* und Don Juan Manuel
Zwei wichtige *Cancioneros*
- **El Cancionero de Baena**: Enthält 576 lyrische Kompositionen. Es zeigt Einflüsse der Troubadourdichtung in spanischer und galizischer Sprache sowie der allegorischen Tradition von Dante. In diesem *Cancionero* wechseln sich Liebesgedichte mit sozialer und politischer Satire ab.
- **El Cancionero de Stúñiga**: Lyrischer als der *Cancionero de Baena*. Er enthält Werke kastilischer, aragonesischer, katalanischer und italienischer Dichter, die sich ab 1433 am Hof von Alfons V. von Aragon in Neapel versammelten.
Don Juan Manuel: *El Conde Lucanor*
Sprache und Stil
Don Juan Manuels Prosa orientiert sich eng an lateinischen Vorbildern. Sie zeichnet sich durch eine didaktisch-moralische Absicht, morphosyntaktische Symmetrien, lexikalische Vielfalt (viele Synonyme), Liebe zum Detail und sparsamen Umgang mit ornamentalen Mitteln aus, immer darauf bedacht, das Interesse des Lesers zu wecken.
*El Conde Lucanor*: Struktur und Themen
El Conde Lucanor, auch bekannt als Libro de los enxiemplos oder Libro de Patronio, hat zwei Prologe und fünf Teile. Don Juan Manuel wollte eine bestimmte moralische Lehre vermitteln. Jede Geschichte behandelt ein anderes Thema, aber alle haben das gleiche Ziel: das Heil der Seele der beiden Hauptfiguren, des jungen Grafen Lucanor und seines Lehrers oder Beraters Patronio. Die Geschichten folgen einer festen Struktur: ein narrativer Rahmen und ein abschließender enxiemplo (Beispiel). Der Graf stellt Patronio verschiedene praktische Probleme des Alltags, und Patronio löst diese Probleme, indem er dem Grafen eine Geschichte mit verschiedenen Charakteren erzählt. Die Themen sind vielfältig und umfassen unter anderem die Auswirkungen von Geiz, Stolz und Heuchelei. Ein wichtiges Thema ist die Unterscheidung zwischen wahren und falschen Freunden.