Spanische Literatur: Mittelalter bis Barock – Überblick

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Die 3 wichtigsten literarischen Gattungen

  • Epik: Erzählung von Fakten und Handlungen der Figuren durch einen Autor.
  • Lyrik: Ausdruck innerer Gefühle durch ein lyrisches Ich, um ästhetische Emotionen beim Leser hervorzurufen.
  • Dramatik: Werke, die für die Aufführung auf einer Bühne geschrieben sind; Darstellung durch Handlung und Dialog der Figuren ohne direkte Autoreneinmischung.

Mittelalterliche Mentalität und Kultur

Die mittelalterliche Gesellschaft war theokratisch und tief religiös. Das Transzendente beeinflusste alle Lebensbereiche. Das irdische Dasein galt als Übergang zum Jenseits, der Tod hatte eine erlösende Bedeutung. Politische Instabilität machte Krieg alltäglich. Religion und Krieg waren zentrale Elemente der mittelalterlichen Ideologie.

Merkmale der mittelalterlichen Literatur

  • Nur wenige konnten lesen und schreiben, der Zugang zur Kultur war begrenzt.
  • Texte wurden mühsam von Hand kopiert (ein langer und kostspieliger Prozess).
  • Daher dominierte die mündliche Überlieferung, viele Werke blieben anonym.
  • Wegen der Unbeständigkeit des Lebens waren Glück, Liebe und Tod zentrale Themen, besonders im 15. Jahrhundert (Quattrocento).
  • Der Adel wandelte sich, wurde verfeinerter und kultivierter; neben dem Kampf war auch das Schreiben und der Dienst an den Damen wichtig.

Chanson de geste

Epische Heldengesänge des 12. und 13. Jahrhunderts, vorgetragen von Sängern (Juglares). Sie priesen die Taten eines Helden, der die Tugenden eines Volkes verkörperte.

Die Romanzen

Ende des 15. Jahrhunderts interessierten sich gelehrte Dichter für diese Gedichte und nahmen sie in Liederbücher (Cancioneros) auf. Romanzen beeinflussten die Dichter des Goldenen Zeitalters (Siglo de Oro). Die Sammlung dieser Texte heißt Romancero. Man unterscheidet:

  • Alte Romanzen (Romancero viejo): Aus mündlicher Überlieferung.
  • Neue oder künstlerische Romanzen (Romancero nuevo): Von bekannten Autoren geschaffen.

Mester de Clerecía

Bezeichnung für eine Reihe von erzählenden Gedichten mit didaktischer und religiöser Absicht aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Typisch ist die Strophenform 'Cuaderna Vía': 4 Alexandrinerverse (14 Silben) mit starker Mittelzäsur und Konsonantenreim (AAAA).

Mehrdeutigkeit im 'Libro de Buen Amor'

Alle Elemente sind dem zentralen Thema Liebe (und Täuschungen) untergeordnet. Es gibt Überschneidungen von Religiösem und Weltlichem. Der Ton wechselt zwischen mahnend, burlesk und intensiv. Ironie und Parodie erschweren die Einordnung als didaktisches Werk oder reine Unterhaltung. Die reiche Sprache reicht von umgangssprachlich bis kunstvoll, was zu einem komplexen und vielfältigen Werk führt.

Aufbau der 'Coplas' von Manrique

Eine Elegie (Coplas por la muerte de su padre), die traditionelle Elemente originell kombiniert. Übliche Dreiteilung:

  1. Abstrakte Betrachtungen über den Tod.
  2. Erinnerung an historische Persönlichkeiten (Ubi sunt?-Motiv).
  3. Der Tod von Don Rodrigo Manrique, dargestellt als Dialog zwischen dem Tod und dem Vater des Dichters.

Struktur in 'El Conde Lucanor'

Die Erzählungen sind meist in 4 Teile gegliedert:

  1. Dialog zwischen Graf Lucanor und seinem Berater Patronio; der Graf schildert ein Problem.
  2. Patronio erzählt eine Geschichte (Exempel) als Antwort.
  3. Anwendung der Lehre aus der Geschichte auf das Problem des Grafen und Annahme des Rates.
  4. Don Juan Manuel fasst die Moral in einem Verspaar zusammen und fügt die Geschichte dem Buch hinzu.

Themen in 'La Celestina'

  • Liebe: Calisto gibt vor, der perfekte Liebhaber nach den Regeln der höfischen Liebe zu sein, verhält sich aber gedankenlos und egoistisch. Unter dem Vorwand von Dienst und Ehre will er nur sein Verlangen stillen. Melibea ist aktiv beteiligt und bereut ihre Taten nicht.
  • Schicksal (Fortuna) und Tod: Das Schicksal lenkt die Ereignisse und führt die meisten Charaktere in den Tod. Celestinas Gier sowie Sempronios und Pármenos Verbrechen werden bestraft. Calisto wird Opfer seiner Unbesonnenheit. Melibeas Verhalten außerhalb der gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit führt ebenfalls zum Tod. Der Tod erscheint als unausweichliche Konsequenz, was zur tragischen Atmosphäre beiträgt.

Absicht des Werkes ('La Celestina')

  • Offensichtliche Absicht: Oft wird zitiert, das Werk warne vor der 'verrückten Liebe' (loco amor).
  • Verborgene Absicht: Das katastrophale Ende der Charaktere kann als Strafe für ihr sündhaftes Verhalten interpretiert werden (moralisierende Absicht von Rojas?). Diese Deutung wird jedoch durch die erotischen Inhalte und den existentiellen Pessimismus des Werkes relativiert.

Conversos (Konvertiten)

Juden, die zum Katholizismus konvertierten, behielten oft ihre Bräuche bei, was zu Misstrauen und Spott führte, wie zahlreiche literarische Zeugnisse der Epoche belegen. Ihre Nachkommen wurden 'Neuchristen' (cristianos nuevos) genannt und waren zahlreich.

Merkmale der barocken Mentalität

Lebensgefühl und Ästhetik:

  • Das Leben ist vergänglich und auf den Tod ausgerichtet.
  • Die Welt wird als Täuschung (engaño) empfunden.
  • Die menschliche Natur entfaltet sich in einer Welt des Scheins; die Ent-Täuschung (desengaño) ist zentral.
  • Die Vorstellung von Instabilität zeigt sich im künstlerischen Ausdruck durch Bewegung.
  • Tendenz zu Kontrast und Maßlosigkeit.
  • Streben nach Effekt und Überraschung.

Ausdruck in der Literatur:

  • Traum, Enttäuschung (desengaño) sind zentrale Themen.
  • Satire und Kritik an der Realität sind häufig.
  • Der Schelmenroman (novela picaresca) spiegelt die skeptische Sicht auf Gesellschaft und Welt wider.
  • Suche nach einem dynamischen, komplexen Stil, oft mit Übertreibungen (Hyperbeln).
  • Gegensätzliche Elemente: Schönheit/Hässlichkeit, Ernst/Satire.
  • Streben nach Originalität: Klassische Normen werden zugunsten neuer Ausdrucksformen vernachlässigt.

Neue Gedichtformen (Renaissance/Barock)

  • Sonett (Soneto): 2 Quartette (oft ABBA ABBA) und 2 Terzette (variabler Reim, z.B. CDC DCD, CDE CDE).
  • Terzett (Terceto encadenado): Elfsilbler (Endecasílabos) mit Kettenreim (ABA BCB CDC...).
  • Oktave (Octava real): Strophe aus 8 Elfsilblern mit dem Reimschema ABABABCC.
  • Lira: Strophe aus 5 Versen, kombiniert Sieben- und Elfsilbler (heptasílabos y endecasílabos), meist mit Reimschema aBabB.

Culteranismo (Gongorismus)

Stilrichtung, benannt nach Luis de Góngora. Merkmale: Verschönerung der Realität durch kühne Metaphern und Bilder, häufige Verwendung des Hyperbatons (Veränderung der üblichen Satzstellung), Latinismen (cultismos), zahlreiche Anspielungen auf die klassische Mythologie.

Byzantinischer Roman

Die Handlung ähnelt einer Pilgerreise voller Abenteuer, die ein junges Liebespaar bestehen muss. Die Liebenden sind meist von hoher Herkunft und werden im Laufe der Erzählung oft getrennt.

Struktur des 'Lazarillo de Tormes'

Ein Prolog und 7 Kapitel ('Tratados'). Die ersten drei, längeren Tratados sind nach volkstümlichen Erzählmustern aufgebaut und durch das Thema Hunger verbunden. Ab dem 4. Tratado verwendet der Autor eine eher episodenhafte Erzählstruktur.

'Novelas ejemplares'

Sammlung von 12 Novellen von Miguel de Cervantes (z.B. 'Rinconete y Cortadillo', 'El licenciado Vidriera', 'El coloquio de los perros'). Cervantes gilt als erster spanischer Autor, der Novellen nach italienischem Vorbild schrieb. Seine Prosa zeichnet sich durch semantischen Reichtum aus. Er verzichtet oft auf eine Rahmenerzählung und legt Wert auf die psychologische Charakterisierung der Figuren.

Don Quijote

Berühmtestes Werk von Cervantes, veröffentlicht in zwei Teilen:

  • 1. Teil (1605): Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha.
  • 2. Teil (1615): Der sinnreiche Ritter Don Quijote von der Mancha.

Handlung Teil 1 ('Don Quijote')

Alonso Quijano, ein Landadliger um die 50, verliert durch die Lektüre von Ritterromanen den Verstand und beschließt, selbst ein fahrender Ritter zu werden. Beim ersten Ausritt (allein) wird er von einem Wirt zum Ritter geschlagen. Beim zweiten Ausritt begleitet ihn der Bauer Sancho Panza. Es folgen Episoden, die Ritterromane parodieren. Nachdem er Gefangene befreit hat, muss er sich in der Sierra Morena verstecken. Sancho überbringt einen Brief an Dulcinea. Der Pfarrer und der Barbier planen eine List, um Don Quijote nach Hause zurückzubringen. Er kehrt zurück, im Glauben, verzaubert worden zu sein.

Handlung Teil 2 ('Don Quijote')

Cervantes bezieht sich auf die (nicht autorisierte) Fortsetzung eines anderen Autors (Avellaneda). Dies führt dazu, dass die Protagonisten häufiger Dialoge führen, was ihre Charaktere vertieft. Beim dritten Ausritt will Don Quijote zunächst nach Saragossa, entscheidet sich dann aber für Barcelona. Am Strand von Barcelona wird er vom Ritter vom Weißen Mond (der verkleidete Studiosus Sansón Carrasco) besiegt. Dieser zwingt ihn, für ein Jahr keine Abenteuer mehr zu bestehen. Bei seiner Ankunft im Dorf wird Don Quijote krank, legt sein Rittertum ab und stirbt wenige Tage später als Alonso Quijano.

Gedichttypen bei Quevedo

  • Metaphysische Gedichte: Meditationen über die menschliche Existenz, die Kürze des Lebens, die Flüchtigkeit der Zeit, Akzeptanz des Todes.
  • Moralische Gedichte: Reflexionen über Tugenden, Laster, Reichtum, Glück, Macht.
  • Religiöse Gedichte: Beziehen sich auf Personen oder Passagen des Alten und Neuen Testaments.
  • Liebesgedichte: Quevedo versucht, die Liebeslyrik der Renaissance zu erneuern (oft im petrarkistischen Stil, aber mit barocker Intensität).
  • Satirische Gedichte: Quevedo schätzte die Satire besonders, um seine Sprachgewalt (conceptismo) zu zeigen und gesellschaftliche Missstände aufzudecken.

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