Spanische Literatur im Mittelalter: Cid, Alfonso X. und Don Juan Manuel
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Poema de Mio Cid: Der Held und sein Epos
Das Poema de Mio Cid handelt von Rodrigo Díaz de Vivar, dem Cid Campeador, der Bewunderung gewann. Er ist eine reale, populäre Figur. Es ist das einzige erhaltene Epos in vollständiger Version. Es wurde Ende des zwölften Jahrhunderts, vermutlich von Per Abbat, verfasst. Der Held ist menschlich und vernünftig. Das zentrale Thema ist der große Krieger, sein Fall in Ungnade und sein Kampf um die Wiederherstellung seiner Ehre.
Das Epos umfasst 3730 Verse und ist in drei Teile gegliedert:
Die drei Gesänge des Poema de Mio Cid
1. Der Gesang des Exils (Cantar del Destierro)
Der Cid wird mit seinen treuen Vasallen vom König verbannt, da man ihm unterstellt, Geld unterschlagen zu haben. Er lässt seine Frau und seine Töchter bei Mönchen zurück.
2. Der Gesang der Hochzeit (Cantar de las Bodas)
Der Cid erobert Valencia und schickt dem König einen Teil der Beute. Der König vergibt ihm. Die Töchter des Cid heiraten die Infanten von Carrión.
3. Der Gesang der Schande von Corpes (Cantar de la Afrenta de Corpes)
Ein Löwe bricht aus. Die Infanten fliehen ängstlich, während der Cid den Löwen in seinen Käfig zurückbringt. Die Männer des Cid verspotten die Infanten. Diese rächen sich, indem sie ihre Frauen misshandeln und zurücklassen. Der Cid fordert einen vollständigen und fairen Prozess. Er gewinnt und erhält das Recht auf ein Duell. Die Infanten werden als feige und von niederer Herkunft entlarvt. Der Cid und seine Gefolgsleute gewinnen den Kampf. Die Töchter heiraten später die Könige von Aragón und Navarra und steigen damit in die höchsten sozialen Kreise auf.
Das 13. Jahrhundert: Reconquista und kulturelle Blüte
Die Niederlage der Almohaden führt zur Wiederaufnahme der Reconquista durch die Christen. Al-Andalus wird stark reduziert. Es entsteht eine Mischung der Kulturen: Christen, Juden und Muslime. Es gibt eine kulturelle Renaissance, die zur Gründung der ersten Universitäten führt (Palencia 1212, Salamanca 1218). Die Klöster werden zu Zentren der Kultur.
Das 14. Jahrhundert: Krise und Schwarzer Tod
Dieses Jahrhundert ist von einer Krise geprägt, insbesondere durch die schreckliche Schwarze Pest, die viele Opfer fordert.
Literarische Neuerungen und die Normalisierung des Kastilischen
Die romanischen Sprachen entwickeln sich zu Kultursprachen. König Alfonso X. führte die erste sprachliche Normalisierung des Kastilischen durch. Es entsteht ein neues Bewusstsein für die Rolle des Schriftstellers. Ramón Llull ist ein wichtiger Vertreter dieser Zeit.
Die Anfänge der kastilischen Prosa
Das erste erhaltene Zeugnis der kastilischen Prosa sind die Glossen aus Klöstern (ab 1252).
Die Alfonsinische Schule
An seinem Hof versammelte Alfonso X. Gelehrte (Christen, Juden, Araber), die Hebräisch, Arabisch und Latein beherrschten. Sie erweiterten das Wissen der Epoche durch Übersetzungen ins Kastilische. Das Kastilische wurde dadurch zur Amtssprache.
Arbeitsweise von Alfonso X.
Alfonso X. schrieb die *Cantigas de Santa María* nicht selbst, sondern überwachte und leitete ein Expertenteam.
Wichtige Werke von Alfonso X.
- Recht: Die *Siete Partidas* (Sieben Teile), eine Gesetzessammlung.
- Geschichte: Die *Estoria de España* (Große und Allgemeine Geschichte), eine umfassende, aber unvollendete Chronik Spaniens.
- Wissenschaft: Astronomische Bücher und das *Libro de las piedras* (Buch der Steine).
- Unterhaltung: Das *Libro de ajedrez, dados y tablas* (Buch über Schach, Würfel und Tische).
Don Juan Manuel: Didaktik und Prosa
Don Juan Manuel war ein ehrgeiziger, stolzer Adliger und Neffe von Alfonso X. Er verkörperte das Ideal des Ritters, der sowohl die Waffen als auch die Literatur pflegte. Seine Werke haben eine klare didaktische Absicht. Er nutzte vorwiegend östliche Quellen, die er jedoch mit großer Freiheit bearbeitete. Sein Stil ist eigen, klar und prägnant.
Er schrieb mehrere Bücher, von denen einige verloren gingen, darunter das *Libro del caballero y del escudero* (Buch des Ritters und des Knappen) und das *Libro de los estados* (Buch der Stände/sozialen Klassen).
El Conde Lucanor (Der Graf Lucanor)
Dieses Prosawerk besteht aus einundfünfzig Geschichten, die in Form von Gesprächen zwischen dem Grafen Lucanor und seinem Berater Patronio präsentiert werden.
Struktur des Conde Lucanor
- Der Graf legt seinem Lehrer (Patronio, der für seine Erziehung verantwortlich ist) ein Problem vor.
- Patronio erzählt eine passende Geschichte.
- Nach Abschluss der Erzählung fasst Patronio den Rat zusammen.
- Der Graf wendet den Rat erfolgreich an.
- Der Autor beschließt, die Geschichte in sein Buch aufzunehmen, und beendet sie mit einem moralischen Zweizeiler (Couplet).
Das Werk verfolgt eine didaktische Absicht und behandelt soziale und ethische Fragen, die der Ideologie eines Edelmanns entsprechen: Misstrauen, Loyalität, Bündnisse, die schlechten Folgen des Zorns, Klugheit und Weisheit.
Die Quellen sind vielfältig: Geschichten aus dem Orient, christliche Quellen, Fabeln, griechische und lateinische Anekdoten.