Spanische Literatur des Mittelalters: Lyrik, Epik & Cid

Eingeordnet in Sprache und Philologie

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 5,35 KB

Ursprünge der mittelalterlichen Lyrik

Lyrische Dichtung entstand früh in allen Kulturen, um Gefühle auszudrücken. Sie wurde nicht nur rezitiert, sondern auch gesungen, stets von Musik begleitet und von Troubadouren vorgetragen. Das Hauptthema war die höfische Liebe, welche die Idealisierung der Geliebten und die Hingabe an die „Dame“ beinhaltete. Dies wird als provenzalische Lyrik bezeichnet.

Mozarabische Lyrik

Mozarabisch war die Sprache der Christen, die in muslimischen Gebieten lebten. In dieser Sprache sind die Jarchas erhalten. Dies sind kurze Kompositionen, die am Ende von kunstvollen Gedichten, den sogenannten Moaxajas, eingefügt wurden. Das Thema ist meist die Liebe aus der Sicht einer Frau.

Galicisch-Portugiesische Lyrik

Diese entstand Ende des 12. Jahrhunderts und hatte meist weltliche Inhalte. Man unterscheidet:

  • Cantigas de amor: Aus der Sicht eines Mannes, der die höfische Liebe thematisiert.
  • Cantigas de amigo: Aus der Sicht einer Frau, die die Abwesenheit ihres Geliebten beklagt.
  • Cantigas de escarnio: Verspotten Laster, Mängel oder Personen.

Kastilische Lyrik

Überliefert wurde sie hauptsächlich durch Liederbücher (Cancioneros).

  • Villancicos: Strophische Gedichte mit einem Refrain, die das Thema Liebe behandeln.
  • Serranillas: Hirtengedichte provenzalischen Ursprungs, in denen ein Ritter die Liebe einer Schäferin sucht.

Die mittelalterliche Epik

Epen sind Heldengeschichten in Versform, die von den Taten eines Helden erzählen. Sie entstanden im 12. Jahrhundert in Kastilien unter dem Einfluss des französischen Chanson de Roland (Rolandslied).

Merkmale der Epik

  • Historischer Charakter: Die Welt ist die der Krieger, die oft mit übermenschlichen Tugenden ausgestattet sind und alle Hindernisse überwinden.
  • Der Held: Er verkörpert das Schicksal seines Volkes und die Ideale des Feudaladels.
  • Struktur: Lange Verse, die durch eine Zäsur in zwei Halbverse geteilt sind.

Wichtige kastilische Epen

  • Cantar de Roncesvalles: 13. Jahrhundert, nur etwa hundert Verse sind erhalten.
  • Mocedades de Rodrigo: 14. Jahrhundert.
  • Cantar de Mio Cid: 13. Jahrhundert, fast vollständig erhalten.

Das Epos "Cantar de Mio Cid"

Das Epos beschreibt den Prozess der Heroisierung einer historischen Figur.

Autorschaft und Entstehung

Ein Manuskript von einem gewissen Per Abbat ist erhalten, das darauf hinweist, dass er es im Mai des Jahres 1207 schrieb, obwohl das genaue Datum unklar ist.

Struktur und Inhalt

Das Werk besteht aus drei Teilen:

  1. Cantar del destierro (Gesang vom Exil): Der Cid wird vom König verbannt, beweist aber durch Geschenke weiterhin seine Treue.
  2. Cantar de las bodas (Gesang von der Hochzeit): Der König begnadigt den Cid und verheiratet dessen Töchter mit den Infanten von Carrión.
  3. Cantar de la afrenta de Corpes (Gesang von der Schmach von Corpes): Die Infanten von Carrión misshandeln ihre Frauen, woraufhin der Cid Rache nimmt.

Stilistische Merkmale

  • Epische Epitheta: Beiwörter, die Helden charakterisieren.
  • Pleonasmen: Verwendung überflüssiger Wörter zur Betonung.
  • Appelle an das Publikum: Um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln.
  • Verwendung von Anrufungen (z. B. „oh“).
  • Auslassung von Verben: Um Geschwindigkeit und Dynamik zu erzeugen.
  • Rhetorische Wiederholungen: Wiederholung von Inhalten mit anderen Worten.

Die Romanze als literarische Gattung

Die spanische Romanze (romance) zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Stil: Detailreiche Beschreibungen und eine dialogische Struktur.
  • Beginn in medias res: Die Handlung beginnt mitten im Geschehen.
  • Abruptes Ende: Oft ein offenes Ende.
  • Verwendung von Wiederholungen, Fragen und Ausrufen.

Der "Mester de Clerecía"

Dies ist eine von Klerikern verfasste Dichtung mit moralisch-didaktischer Absicht. Sie verwendet die Strophenform Cuaderna vía (vierzehnsilbige Alexandrinerverse mit Paarreim).

Gonzalo de Berceo

Er strebte nicht nach Originalität, sondern schrieb in einem einfachen und volksnahen Stil, um zu belehren. Sein bedeutendstes Werk ist Milagros de Nuestra Señora (Wunder unserer lieben Frau), eine Sammlung von 25 Wundergeschichten über die Jungfrau Maria, denen eine Einleitung vorangestellt ist.

Juan Ruiz, Erzpriester von Hita

Sein bedeutendstes Werk ist das Libro de buen amor (Buch der guten Liebe). Über den Autor ist wenig bekannt. Das Werk umfasst mehr als 7000 Verse und hat autobiografische Züge. Es warnt vor den Gefahren der Liebe und nutzt dabei verschiedene Formen wie Satire, lyrische Dichtung und allegorische Erzählungen. Es ist ebenfalls in der Cuaderna vía verfasst.

Verwandte Einträge: