Spanische Literatur: Modernismo, Generación del 98 und Novecentismo

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Rubén Darío und der Modernismo

Rubén Darío (1867–1916), aus Nicaragua, gilt mit seinem Buch Azul (1888) als Inbegriff des modernistischen Dichters. Das Buch enthält neun Geschichten und einige Gedichte. Es zeichnet sich durch exquisite stilistische Strenge und eine geheimnisvolle, traumhafte Atmosphäre aus. In Prosas Profanas (1896) versucht er, die Harmonie in der Poesie einzufangen. In Cantos de vida y esperanza, los cisnes y otros poemas (1905) drückt der Dichter eine tiefe Sorge um die ideologischen Konflikte seiner Zeit aus.

Als dominierende Themen in seinen Gedichten wurden festgestellt:

  • Eine geliebte Erotik, die sich indirekt mit Symbolen wie Prinzen und Zentauren ausdrückt.
  • Ein soziales und politisches Anliegen mit hispanoamerikanischem Bezug.
  • Eine Hingabe an die Kunst, die er in vielen Gedichten lobte.

Die Generación del 98

Dieser Name bezeichnet eine Gruppe von Schriftstellern, die durch den Wunsch nach einer Erneuerung des Lebens in Spanien motiviert waren und sich einer kritischen Analyse der damaligen Umstände widmeten. Die Gruppe bestand aus Miguel de Unamuno, José Martínez Ruiz (Azorín), Pío Baroja, Ramiro de Maeztu, Antonio Machado und Ramón del Valle-Inclán. Modernismo und die Generación del 98 sind nicht voneinander getrennt oder gegensätzlich; innerhalb der großen Erneuerungsbewegung des Modernismo ist die Generación del 98 eine Gruppe mit spezifischen Merkmalen: existenzielle und patriotische Themen sowie eine nüchternere und weniger opulente Ästhetik als die des Modernismo.

Antonio Machado: Evolution seiner Dichtung

Antonio Machado (1875–1939), aus Sevilla. Seine Dichtung durchlief einen evolutionären Prozess, der folgenden Phasen entspricht:

  • Phase I: Entwicklung einer modernistischen Poesie mit viel Symbolik, freiem Vers und Assonanz, festgehalten in seinem Buch Soledades (1903).
  • Phase II: Seine Dichtung wird zunehmend zurückhaltender, intimer und drückt seine Liebe zur kastilischen Landschaft aus. Dies zeigt sich in seinem Buch Soledades, Galerías y Otros Poemas (1907).
  • Phase III: Seine Gedichte verbinden ihn mit der Generación del 98; der Dichter identifiziert sich mit dem Land Kastilien, und seine Dichtung wird objektiver. Hierzu gehört Campos de Castilla (1912).
  • Phase IV: Gekennzeichnet durch scheinbar einfache, volksnahe Kurzgedichte, die seine intimen und philosophischen Reflexionen offenbaren, gesammelt in Nuevas Canciones (1924) und Poesías Completas.

Der Prozess in diesen vier Schritten folgt bestimmten Merkmalen:

  • Introspektion: Die Suche nach dem Selbst durch die „Galerien der Seele“.
  • Dramatischer Realismus: Die Darstellung der Realität und des tragischen Humanismus, der die Notwendigkeit des Kontakts mit anderen und den Wunsch nach Privatsphäre gegenüberstellt.
  • Poetischer Kommunitarismus: Der Wunsch, sich mit dem umkämpften Status des historischen Moments zu verbinden.

Miguel de Unamuno: Philosoph und Dichter

Miguel de Unamuno (1864–1936), aus Bilbao. Zu seinen Werken gehören Rosario de Sonetos Líricos, El Cristo de Velázquez und sein großes Cancionero. In seinen Gedichten drückt er seine religiösen und politischen Umwälzungen, seine Gefühle reiner Liebe sowie romantische Visionen von Kastilien und Spanien aus. Die Rauheit seiner Verse wurde nicht immer als lyrisch gewürdigt.

Novecentismo: Brücke zur Avantgarde

Um 1910 entstand eine Gruppe von Schriftstellern, deren Beitrag eine Richtungsänderung gegenüber der Generación del 98 und dem Modernismo (aus dem sie hervorging) darstellte und einen Schritt in Richtung Avantgarde markierte. Im Gegensatz zur Generación del 98, die einen Überschuss an Pessimismus und Protestgeist zeigte, zeichnet sich der Novecentismo durch eine heitere und intellektuelle Haltung aus, die sich gleichzeitig mit europäischen und nationalen Problemen befasst. Im Gegensatz zum Modernismo gab es eine fortschreitende Abkehr von dekorativer Opulenz, um eine intimere, schlankere und intellektuell konzentriertere Poesie zu erreichen.

Juan Ramón Jiménez: Phasen seines Schaffens

Hervorzuheben ist Juan Ramón Jiménez (1881–1958) aus Moguer (Huelva). Sein Werk durchlief mehrere ausgezeichnete Phasen:

  • Phase I: Erstreckt sich von den Anfängen bis 1915 und zeigt zwei Unterphasen:
    • A) In der ersten Unterphase kultivierte er becquerianische Merkmale der Romantik; die Themen sind Geheimnis, Nacht, Natur... Die Metrik ist einfach (Oktosilben und Romanzen). Zu seinen Werken gehören Ninfeas (1900), Almas de violeta (1900) und Arias tristes (1908).
    • B) Die zweite Unterphase bevorzugte einen intimen Modernismo, der sich durch reiche Farben und Adjektive, sowie durch die Verwendung von Hendekasyllaben und Alexandrinern auszeichnet, wie in Elejías (1908) zu sehen.
  • Phase II: Nackte Lyrik. Sie beginnt mit Diario de un poeta recién casado (1916), das auf modernistische Dekorelemente verzichtet, um einem nüchternen und reinen Ausdruck mit größerer emotionaler Präzision Platz zu machen. Seine Gedichte sind kurz, meist freie Verse, ohne Reim oder Assonanz. Zu den Titeln gehören: Eternidades (1918), Piedra y cielo (1919), Belleza (1923).
  • Phase III: Transzendente Poesie. Sie ist geprägt von einer Rückkehr zur Einfachheit und dem Streben nach Transzendenz des Lebens. In seiner späten Poesie finden sich mystische Obertöne, wobei der Dichter Schönheit und Gott identifiziert. Aus dieser Zeit stammen En la otra orilla, Dios deseado y deseante und Animal de fondo.

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