Spanische Literatur: Poesie und Theater im frühen 20. Jh.

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Poesie der 50er Jahre

Merkmale und Themen

Die Poesie dieser Zeit distanziert sich von der kalten, konzeptuellen Dichtung der vorherigen Epoche und wendet sich der Intimität und den Emotionen zu. Zentrale Themen sind:

  • Stadtentwicklung und das städtische Leben
  • Autobiografische Züge
  • Gefühle wie Liebe und Einsamkeit

Bevorzugt wird eine ausgewogene Poesie ohne übermäßige Rhetorik, die sich durch eine umgangssprachliche Sprache auszeichnet. Es werden sowohl klassische Metren als auch freie Verse verwendet.

Strömungen und Tendenzen

  • Neosurrealismus: Anknüpfend an die Generation von '27 und die Nachkriegszeit.
  • Neoromantik: Behandelt Themen wie die Nacht und den Tod.
  • Poesie der Stille: Vertreten durch Valente; eine kontinuierliche Poesie mit kurzen Versen, die verbale Exzesse vermeidet.
  • Epik: Beschwört die Natur und die Erinnerung an die Vergangenheit.
  • Sensualismus: Thematisiert Erotik, den Körper, die Nacht und Homosexualität.
  • Erfahrungspoesie: Sucht ein breiteres Publikum. Themen sind der Alltag und die urbane Realität im Wandel der Zeit. Der Stil zeichnet sich durch Konversationssprache und den dramatischen Monolog aus.
    • Luis García Montero: Urbane Themen, Cafés.
    • Jon Juaristi: Soziale Entwicklung.
    • Miguel d'Ors: Autobiografische, religiöse und familiäre Themen.

Das Theater vor dem Bürgerkrieg

Es gab Versuche, die Theaterszene zu erneuern, die vom realistischen Drama und von José Echegaray dominiert wurde. Ziel war die Annäherung an europäische Trends und das poetische Drama. Diese Erneuerungsversuche hatten jedoch wenig Erfolg. Parallel dazu existierten erfolgreiche kommerzielle Theaterformen.

Kommerzielles Theater

Jacinto Benavente

Sein Werk ist von Zurückhaltung und Realismus geprägt und spielt meist in der Oberschicht. Das Publikum war die Bourgeoisie. Er verfasste eine Chronik der Sorgen und Vorurteile des Bürgertums mit feiner Ironie. Seine Dramen dienen als Instrument der Illusion und der Flucht. Der Dialog ist natürlich und von großer Bedeutung, er ersetzt oft die Handlung durch Erzählung. Wichtige Momente finden außerhalb der Szene statt.

Klassifikation seiner Werke:
  • Bürgerliches Interieur: Spielt in Salons und Kabinetten.
  • Kosmopolitisches Interieur: Spielt auf Yachten und in Palästen.
  • Provinzielles Interieur: Spielt in fiktiven Städten und Kabinetten wie Küchen und Esszimmern.

Sein Werk Los intereses creados ist ein großer Erfolg im Bereich des absurden Theaters. Das Thema ist die Macht des Geldes. Es besticht durch flüssige und poetische Dialoge und schafft durch Satire einen universellen Charakter.

In La Malquerida, einem ländlichen Drama, hebt er das Ehrgefühl hervor. Die Charaktere sind Bauern, die Sprache ist volkstümlich und thematisiert den Konflikt zwischen Leidenschaft und Verbot.

Komisches Theater

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts verband dieses Genre komische und lyrische Elemente mit dem Ziel der reinen Unterhaltung.

Genres:
  • Mit Musik:
    • Operette: Frivole Themen, große Bedeutung von Musik und visuellen Aspekten.
    • Revue: Mit erotischen Elementen.
    • Vaudeville: Leichte, pikante und komplexe Komödie.
  • Ohne Musik:
    • Juguete cómico (Komisches Spielzeug): Kurze, leichte Stücke.
    • Sainete: Themen wie Liebe, Eifersucht, Ehre, Macht.
    • Astracanada: Basiert auf komischen Fehlern und absurden Situationen.
Wichtige Autoren:
  • Gebrüder Álvarez Quintero: Ihre Werke spielen vorwiegend im andalusischen Milieu, das sie freundlich und oberflächlich darstellen. Die Handlungen sind unkompliziert und leben vom witzigen Dialog. Beispiel: El patio.
  • Pedro Muñoz Seca: Der Schöpfer der Astracanada, einem Genre, das als humoristischer Gegenpol zum ernsten Theater diente.
  • Carlos Arniches: Er schlug zwei neue Wege ein: den erweiterten Sainete und die groteske Tragödie. Letztere verbindet Komik mit tiefgründigem Inhalt und kritisiert die nationale Realität, z. B. in Los caciques.

Versuche zur Erneuerung des Theaters

Hervorzuheben sind die Erneuerungsversuche von Unamuno, Azorín, Jacinto Grau, Miguel Hernández und Rafael Alberti.

Unamunos „nacktes Theater“

Unamuno wollte dem Publikum ein essenzielles Drama präsentieren, das von überflüssiger Inszenierung befreit ist. Er plädierte für ein „nacktes Theater“, bei dem die Charaktere nicht von äußeren Effekten (wie Kostümen) abhängig sind, sondern das Wort im Mittelpunkt steht. Dieses Theater zeichnet sich durch eine Reduzierung der Charaktere, eine Konzentration auf Leidenschaften und eine schematische Handlung aus. Er sah das Theater als eine Methode der Erkenntnis, um die Wirklichkeit zu ergründen. Seine Produktion umfasst zwei kleinere Stücke und neun Dramen (z. B. El hermano Juan).

Azoríns antirealistisches Theater

Azorín strebte ein experimentelles Theater an, das nach einer anderen Wirklichkeit sucht. Er kämpfte gegen die naturalistische Ästhetik und für ein antirealistisches Theater, das auch das Unterbewusstsein und das Wunderbare einbezieht. Er hielt eine Transformation der Technik und der dramatischen Struktur für notwendig und setzte auf einen unkonventionellen Dialog.

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