Die spanische Lyrik nach 1939: Entwicklung, Strömungen und Schlüsselwerke
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Die spanische Lyrik nach 1939: Strömungen und Entwicklung
Die Ära vor 1944: Garcilaso und die Klassik
Im Jahr 1927 wurde die Dreihundertjahrfeier von **Góngora** von den neuen Dichtern gefeiert. 1936 markierte das hundertjährige Jubiläum von **Garcilaso de la Vega**, der die Essenz des neuen Geschmacks zusammenfasste. Daher sprach man von „Garcilaso“: einer poetischen Kraft, die klassizistisch modelliert war und Themen wie Liebe, Gott und das Reich rechtfertigte. Dies stand jedoch in deutlichem Konflikt mit der spanischen Realität der Zeit.
Der Wendepunkt von 1944: Die „Kinder des Zorns“
Das Jahr 1944 markierte einen Wendepunkt in diesem Szenario. Mit *Hijos de la ira* (1944) von **Dámaso Alonso** wurde die gesamte kumulierte Not katalysiert und ein Weg für die Manifestation dessen geöffnet, was noch keinen einfachen Namen hatte. Die antigarcilasistische Reaktion basierte auf einer Ästhetik der indirekten Konfrontation:
- Gegen den Neoklassizismus stand die formale Freiheit.
- Gegen Triumphalismus standen Zweifel und Schmerz.
- Gegen klerikale Rhetorik stand ein widersprüchlicher Dialog mit Gott.
Diese Strömungen fanden sich in existenzialistischen Zeitschriften wie *Espadaña* (León, 1944), unter anderem von **Victoriano Crémer** und **Eugenio de Nora**, sowie in *Steed* (Valencia, 1942) und *Proel* (Santander, 1944).
Ausnahmen vom realistischen und existenzialistischen Bild
Das Phänomen des Postismo (1945-1949)
Die erste Phase der Bewegung des **Postismo** mit ihrer Zeitschrift *Postismo* dauerte von 1945 bis 1949. Der Postismo belebte den Geschmack für das spielerische Element wieder, das sich insbesondere um die Namen von **Carlos Edmundo de Ory**, **Eduardo Chicharro** und **Ángel Crespo** konzentrierte.
Die Ausweitung des Surrealismus
Eine explizite Ausweitung eines bestimmten Surrealismus, vertreten durch **Juan Eduardo Cirlot** und *Schatten des Paradieses* von **Vicente Aleixandre**.
Die Gruppe um die Zeitschrift „Cántico“ aus Córdoba
Die erste Phase der Gruppe um die Zeitschrift *Cántico* aus Córdoba dauerte von 1947 bis 1949. Sie stellte eine Rechtfertigung des „Schönen Südens“ dar und verdankte viel der Moderne oder dem Rückgriff auf die Poetik der Generation von 27, insbesondere **Luis Cernuda**. Dies stand im Gegensatz zur herrschenden literarischen Strömung und betonte das sinnliche Bild.
Die 1950er Jahre: Aufstieg der sozialen Poesie
Die 1950er Jahre waren geprägt vom Aufstieg der sozialen Poesie, die sich in einer realistischen Ästhetik mit einer deutlich linken Tendenz vertiefen wollte. Charakteristisch war der Glaube an die Poesie als „ein Instrument, unter anderem, um die Welt zu verändern“ (wie **Gabriel Celaya** schrieb) und als Kommunikationsmittel. Diese Idee theoretisierte **Carlos Bousoño** ausgehend von Aleixandres Werk. Andere Autoren dieser Generation waren **José Hierro** und **Ángel González**.
Die „Dichter der 50er Jahre“ und die Poesie als Erkenntnis
Die sogenannten „Dichter der 50er Jahre“ entwickelten das Persönlichste ihrer Arbeit in den sechziger Jahren. Ihre ersten Schritte machten sie jedoch in diesem gesellschaftlichen Trend. Die Originalität der Gruppe der 50er Jahre, und als Schlüsselerneuerer der Sprache, bestand darin, dass sie selbst innerhalb des Realismus den Begriff der Dichtung als Instrument zur Veränderung der Welt (Celaya) oder als intersubjektive Kommunikation (Bousoño) hinter sich ließen. Die Ablehnung dieser Ideen wurde bereits in **Carlos Barrals** Artikel „Die Poesie ist keine Kommunikation“ deutlich, der 1953 in Heft 23 von *Laye* veröffentlicht wurde. Darin erklärte Barral, dass Poesie in erster Linie ein Mittel der Erkenntnis sei, zuerst für den Dichter selbst.
Poesie der Erfahrung: Jaime Gil de Biedma
Der Verzicht auf jede instrumentelle Auffassung der Dichtung führte dazu, die Realität in sehr spezifischen, alltäglichen Koordinaten neu zu beschreiben. So präsentierte **Jaime Gil de Biedma** seine eigene Poesie als „Poesie der Erfahrung“.