Die Spanische Monarchie: Katholische Könige & Habsburger

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Die Katholischen Könige: Einigung Spaniens

Die Heirat von Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón im Jahr 1469 legte den Grundstein für einen neuen Staat, die Hispanische Monarchie. Diese umfasste beide Kronen, wobei jede Krone ihre eigenen Institutionen und Gesetze beibehielt.

Innenpolitik: Stärkung der Macht

Kastilien wurde aufgrund seiner Bevölkerung und Wirtschaftskraft zum mächtigsten Teil der Monarchie. In der Krone von Aragón war die königliche Macht begrenzter als in Kastilien, weshalb sich die kastilische Vorherrschaft auch auf andere Gebiete ausbreitete.

Die Innenpolitik der Katholischen Könige zielte darauf ab, die staatliche Macht zu stärken. Sie schufen Institutionen, um dieses Ziel zu erreichen:

  • Sie versuchten, die Kirche unter ihre Aufsicht zu bringen, was zur Gründung der Spanischen Inquisition und zur Politik der Regalías (königliche Rechte gegenüber der Kirche) führte. Diese Politik war besonders unter Kardinal Cisneros erfolgreich.
  • Die Monarchen waren von religiöser Homogenität besessen. Die Inquisition sollte sicherstellen, dass alle die gleiche Religion praktizierten. Dies führte zur Vertreibung der Juden (1492), die ins Exil geschickt wurden oder konvertierten (Conversos), und später zur Verfolgung der Morisken (konvertierte Muslime). Die Katholischen Könige strebten so eine religiös homogene Gesellschaft an.

Außenpolitik: Expansion und Diplomatie

Die Außenpolitik verfolgte drei Hauptziele:

  1. Die Vereinigung der Iberischen Halbinsel: Der erste Schritt war die Eroberung des Emirats Granada im Jahr 1492, wodurch die muslimische Herrschaft auf der Halbinsel beendet wurde. Der zweite Schritt war die Annexion des Königreichs Navarra (um das Kastilien und Frankreich stritten), das schließlich an Kastilien fiel. Gegenüber Portugal verfolgten sie eine Politik der Annäherung durch Heiratsverbindungen.
  2. Die Expansion im Mittelmeerraum und im Atlantik: Im Mittelmeer wurde das Königreich Neapel erobert und Stützpunkte in Nordafrika errichtet. Diese Eroberungen dienten dazu, die Piraterie zu bekämpfen und den Vormarsch der Osmanen aufzuhalten. Im Atlantik wurde die Eroberung der Kanarischen Inseln abgeschlossen, was zur Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 und dessen Eingliederung in die Krone von Kastilien führte.
  3. Die Einkreisung Frankreichs: Spanien versuchte, eine Konfrontation mit Frankreich durch Diplomatie und das Schließen von Bündnissen (oft durch Heiraten besiegelt) zu vermeiden bzw. Frankreich strategisch zu isolieren.

Aufbau eines modernen Staates

Die Katholischen Könige setzten besonders in Kastilien ihre autoritäre und zentralistische Politik um, um eine autoritäre Monarchie zu schaffen. Sie reformierten bestehende Institutionen und schufen neue:

  • Der Königliche Rat von Kastilien wurde reorganisiert und zum wichtigsten Regierungsorgan. Seine Funktionen reichten von der Beratung des Königs bis hin zum Obersten Gerichtshof.
  • Es entstanden neue Positionen wie die der königlichen Sekretäre, vertrauenswürdige Beamte der Monarchen.
  • Statthalter (Vizekönige) vertraten den König in den Territorien, in denen er nicht anwesend war.
  • Die Rolle der Cortes (Ständeversammlungen) von Kastilien wurde reduziert, da ihre Aufgaben zunehmend von den Räten übernommen wurden.
  • Das Amt des Corregidor wurde wiederbelebt. Dieser königliche Beamte überwachte die Städte, schränkte deren Autonomie sowie die Macht der lokalen Oligarchien ein und stärkte die königliche Autorität.
  • Das Justizsystem wurde reorganisiert.

In der Krone von Aragón gab es weniger Reformen, aber die Inquisition wurde auch hier gestärkt und unterstand der Macht des Monarchen.

Die Habsburger: Spaniens Goldenes Zeitalter

Im 16. und 17. Jahrhundert regierte die Dynastie der Habsburger (Casa de Austria), die ein riesiges Reich formte, wodurch Spanien zur ersten Weltmacht aufstieg. Man unterscheidet zwischen den "Austrias Mayores" (Karl I. und Philipp II.) und den "Austrias Menores" (deren Nachfolger im 17. Jh.).

Karl I. (V.): Universalmonarchie

Erbe und Herrschaftsantritt

Karl I. (als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Karl V.), Sohn von Philipp dem Schönen und Johanna von Kastilien, erbte ein riesiges Reich, das ihn zum mächtigsten Monarchen seiner Zeit machte. Sein Erbe war eine heterogene Ansammlung von Territorien mit einem gemeinsamen Monarchen. Seine Regierung basierte auf einer integrativen Politik mit zwei Zielen: der Wahrung der religiösen Einheit unter dem Katholizismus und der Idee einer Universalmonarchie.

Karl I. kam als Fremder nach Spanien, umgeben von ausländischen Beratern, was seine Akzeptanz erschwerte. Während er seine Herrschaft in Spanien konsolidierte, starb sein Großvater Maximilian von Österreich. Karl reiste nach Aachen, um zum römisch-deutschen König gekrönt zu werden (später in Bologna zum Kaiser).

Innere Konflikte in Spanien

Während Karls Abwesenheit ereigneten sich zwei große Aufstände in Spanien:

  • Aufstand der Comunidades in Kastilien (1520-1521): Ausgelöst durch die Unzufriedenheit über die Finanzierung der Kaiserwahl Karls und die Anwesenheit von Ausländern in Führungspositionen. Die kastilischen Städte erhoben sich, wurden aber 1521 in der Schlacht von Villalar besiegt.
  • Aufstand der Germanías in Valencia und Mallorca (ca. 1519-1523): Ein sozialer Konflikt zwischen Bürgertum und Adel. Mit Unterstützung königlicher Truppen wurde der Aufstand 1522/23 niedergeschlagen.

Beide Konflikte stärkten letztlich die Macht der Monarchie. Der König erkannte die Bedeutung der hispanischen Gebiete und beschloss, fortan mit spanischen Beratern zu regieren.

Traum und Scheitern der Universalmonarchie

Karl V. hatte einen reisenden Hof und zog dorthin, wo Probleme entstanden. Sein Ideal war eine Universalmonarchie unter seiner Führung, wobei die geistliche Führung dem Papsttum und die weltliche dem Kaiser zukommen sollte. Diese Idee stieß auf Widerstand:

  • Konflikt mit Frankreich: Franz I. von Frankreich war Karls Hauptrivale. Die spanische militärische Überlegenheit zeigte sich in der Schlacht von Pavia (1525). Nachdem sich Frankreich mit Papst Clemens VII. verbündet hatte, kam es zum Sacco di Roma (1527) und schließlich zum Damenfrieden von Cambrai (1529). Der endgültige Sieg über Frankreich wurde erst unter seinem Sohn Philipp II. mit dem Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) erreicht.
  • Konflikt mit dem Osmanischen Reich: Die Osmanen bedrohten die habsburgischen Besitzungen in Österreich und im Mittelmeer (durch Unterstützung der Piraterie). Karls Eroberung von Tunis (1535) löste das Problem nicht dauerhaft.
  • Konflikt mit dem Protestantismus: Die Ausbreitung des Protestantismus, ausgelöst durch Martin Luther, bedeutete einen Bruch mit dem Katholizismus. Das Problem verschärfte sich durch die Ausbreitung in Deutschland und Flandern. Die protestantischen Fürsten Deutschlands schlossen sich im Schmalkaldischen Bund zusammen, der in der Schlacht bei Mühlberg (1547) besiegt wurde. Der Augsburger Religionsfrieden (1555) gewährte jedoch Religionsfreiheit nach dem Prinzip "cuius regio, eius religio" und markierte das Scheitern der religiösen Einheit im Reich und auf dem Kontinent.

Nach dem Scheitern der religiösen Einheit dankte Karl V. ab, teilte seine Besitzungen zwischen seinem Sohn Philipp (Spanien, Niederlande, Italien, Amerika) und seinem Bruder Ferdinand ( Kaisertum, Österreichische Erblande) und zog sich bis zu seinem Tod ins Kloster von Yuste zurück.

Philipp II.: Verteidigung des Katholizismus

Philipp II. begann seine Herrschaft 1556. Seine Ziele waren die Verteidigung des Katholizismus und die Aufrechterhaltung der dynastischen Hegemonie in Europa. Er machte Madrid zum festen Regierungssitz und Zentrum der Monarchie. Kastilien blieb das Kernland des Reiches und trug das größte politische Gewicht. Um sein Reich zu regieren, stützte er sich auf eine mächtige Bürokratie und Armee.

Innenpolitische Herausforderungen

Trotz seiner enormen Macht musste sich Philipp II. mit verschiedenen inneren Aufständen auseinandersetzen:

  • Der Aufstand der Morisken in den Alpujarras (1568-1571): Obwohl die Morisken offiziell zum Katholizismus konvertiert waren, wurde vermutet, dass sie ihre Sprache, Religion und Gebräuche beibehielten. Sie erhoben sich 1568 gegen die diskriminierende Behandlung. Der Aufstand wurde 1570/71 blutig niedergeschlagen, was zur Entvölkerung großer Gebiete Granadas führte.
  • Unruhen in Aragón (1591): Ausgelöst durch Streitigkeiten des Königs mit der aragonesischen Justiz (Justicia Mayor) im Fall seines ehemaligen Sekretärs Antonio Pérez. Pérez war wegen Mordes verurteilt worden, floh nach Aragón und berief sich auf dessen Sonderrechte (Fueros). Als er der Ketzerei angeklagt wurde, um ihn der Inquisition übergeben zu können, kam es zu Aufständen, die militärisch niedergeschlagen wurden.
  • Banditentum: Ein großes Problem, das sowohl Adelsfehden als auch soziale Aufstände umfasste. Das Banditentum war oft eine Folge wirtschaftlicher Schwierigkeiten und sozialer Unterdrückung. Es war in beiden Fällen schwer zu bekämpfen.
  • Staatsbankrotte: Die enormen Kosten der Kriege führten mehrfach zum Staatsbankrott (z.B. 1557, 1575, 1596).

Außenpolitische Konflikte

Philipp II. verfolgte die Grundsätze seines Vaters: Erhaltung des dynastischen Erbes, Hegemonie in Europa und Verteidigung des Katholizismus.

  • Der Aufstand in Flandern (Achtzigjähriger Krieg): Der Aufstand begann, als Philipp versuchte, die Niederlande nach absolutistischem Vorbild wie Kastilien zu regieren und den Calvinismus zu unterdrücken. Dies führte zu starkem Widerstand des Adels und der Städte. Sein Versuch, den Aufstand durch den Herzog von Alba militärisch niederzuschlagen, scheiterte und führte zu einem erbitterten Krieg, der 80 Jahre dauerte. Die Unabhängigkeit der nördlichen Provinzen (Holland, Seeland etc.), die sich zu den Vereinigten Provinzen zusammenschlossen, konnte nicht verhindert werden. Sie wurden zu einem Hauptrivalen Spaniens.
  • Konflikt mit England: Unter Karl I. und zu Beginn der Herrschaft Philipps II. (verheiratet mit Maria I. von England) war England ein Verbündeter gewesen. Nach Marias kinderlosem Tod und der Thronbesteigung von Elisabeth I. verschlechterten sich die Beziehungen. England stellte das spanische Handelsmonopol mit Amerika in Frage und unterstützte Angriffe von Piraten (wie Francis Drake). Zudem war Elisabeth Protestantin und unterstützte die niederländischen Rebellen. Um die englische Unterstützung für die Flamen zu beenden, organisierte Philipp II. eine Invasion Englands mit einer riesigen Flotte, der Armada (1588). Ihr Scheitern aufgrund von Stürmen und englischer Gegenwehr löste weder das Problem in Flandern noch brach es die englische Seemacht.
  • Kampf gegen die Osmanen: Die Türken expandierten im Mittelmeer und verstärkten die Angriffe der Barbaresken-Piraten auf spanische Schiffe und Küsten. Auf Initiative des Papstes wurde die Heilige Liga gebildet, die eine große Flotte sammelte und die Osmanen 1571 in der Seeschlacht von Lepanto besiegte. Diese Schlacht brach den Mythos der türkischen Unbesiegbarkeit zur See.
  • Union mit Portugal (1580): Das positivste Element der Außenpolitik Philipps II. war die Vereinigung mit Portugal zur Iberischen Union. Philipp war Enkel des portugiesischen Königs Manuel I. und konnte nach dem Tod des letzten portugiesischen Königs aus dem Haus Avis den Thron für sich beanspruchen. Portugal sah in Philipp zudem einen Schutzherrn für sein Kolonialreich. Damit entstand das größte Reich, das bis dahin existiert hatte.

Institutionelle Organisation unter den Habsburgern

Die Habsburger behielten die Grundstruktur bei, die von den Katholischen Königen geschaffen worden war. Obwohl sich der Absolutismus entwickelte, blieb er in Spanien unvollkommen, da in einigen Gebieten die traditionellen Rechte und Institutionen (Fueros) respektiert wurden.

Die Regierungsgewalt des Königs stützte sich auf das polysynodale System (System der Räte), Gremien, die den König berieten. Diese Räte wurden mit der Expansion der Monarchie zahlreicher und differenzierten sich:

  • Die Anzahl der Räte nahm zu. Man unterschied zwischen territorialen Räten, die für die Verwaltung eines bestimmten Gebiets zuständig waren (z.B. Rat von Kastilien, Rat von Aragón, Rat von Italien, Indienrat), und thematischen Räten, die sich auf bestimmte Sachgebiete konzentrierten (z.B. Staatsrat, Kriegsrat, Finanzrat, Inquisition).
  • Es entstanden Juntas, kleinere Ausschüsse aus Fachleuten, die dem König direkt berichteten und oft den anderen Räten übergeordnet waren.
  • Die Cortes (Ständeversammlungen) bestanden weiter, aber ihre Bedeutung nahm ab.
  • Eines der größten Probleme der Verwaltung war der Verkauf von Ämtern an Privatpersonen. Obwohl die Monarchen versuchten, dies zu vermeiden, breitete sich diese Praxis aus und untergrub die Effizienz der Verwaltung.

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