Spanische Nachkriegslyrik: Entwicklung und Trends
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Die Entwicklung der spanischen Nachkriegslyrik
1. Nachkriegslyrik (1940er Jahre)
Trotz der weitverbreiteten Armut in der Nachkriegszeit erlebte die Lyrik eine bemerkenswerte Vielfalt und künstlerischen Reichtum. Dámaso Alonso, ein Dichter, der nicht ins Exil ging, unterschied zwei grundlegende Ansätze: die verwurzelte und die entwurzelte Poesie.
Verwurzelte Poesie
Diese Dichtung zeichnet sich durch eine technisch gut konstruierte Form aus und ist weit entfernt von existenziellen Problemen der Zeit. Sie stellt eine perfekte, schöne Welt dar und kultiviert das Sonett. Die Dichter dieser Richtung lassen sich zwei Zeitschriften zuordnen:
- Escorial (1940): Lyrik, die sich auf die Rückkehr zum Alltag konzentriert, mit Themen wie Familie und Lobpreis Gottes.
- Garcilaso (1943): Überwiegend Ästhetizismus und Streben nach formaler Perfektion. Wichtige Autoren dieser Strömung sind Leopoldo Panero und Luis Rosales.
Entwurzelte Poesie
1944 veröffentlichten Dámaso Alonso Hijos de la ira und Vicente Aleixandre Sombra del Paraíso. Diese Werke markieren den Beginn der entwurzelten Poesie. Sie behandeln das Thema Gott und zeichnen eine Vision der Welt als Chaos. Der Mensch wird als Antiheld dargestellt, und es wird eine alltägliche Sprache verwendet. Blas de Otero glaubt an die Kraft des Wortes.
Postismo
Eine Randbewegung, gegründet von Carlos Edmundo de Ory, mit Einflüssen des Surrealismus, aber mit einem besonderen Sinn für Humor.
Cántico-Gruppe
Diese Gruppe, zu der Pablo García Baena gehört, zeichnet sich durch eine Vision der Liebe aus.
2. Soziale Poesie (1950er Jahre)
Die Poesie verlagert sich von existenziellen Problemen des Einzelnen hin zu kollektiven Anliegen. Es herrscht eine große Vielfalt, wobei der soziale Realismus vorherrscht. Kennzeichen sind eine einfache und umgangssprachliche Sprache, eine größere Bedeutung des Inhalts, ein erzählender Charakter und eine Tendenz zum Prosaischen. Die soziale Poesie richtet sich an die große Mehrheit. Wichtige Autoren sind Gabriel Celaya und Blas de Otero (Canto libero, Pido la paz y la palabra).
3. Die Generation der 50er (1960er Jahre)
Die poetische Generation der 1960er Jahre besteht aus Autoren, die zwischen 1925 und dem Bürgerkrieg geboren wurden, wie zum Beispiel Ángel González, Jaime Gil de Biedma und José Ángel Valente. In der Poetik dieser Schriftsteller verliert der Begriff der Poesie als Kommunikation an Gewicht und die Poesie wird als Erfahrung betrachtet. Themen sind die unmittelbare Gegenwart, die Erinnerung, die Evokation der Kindheit als verlorenes Paradies, Liebe und Freundschaft. Ironie und Humor werden verwendet, um sich von Emotionen zu distanzieren. Es gibt eine bemerkenswerte Vorliebe für freie Verse und klassische Strophen. Die Sprache ist von Luis Cernuda und Antonio Machado beeinflusst.
4. Die Neuesten (1970er Jahre)
Diese Strömung bricht mit traditionellen Formen und verwendet automatisches Schreiben, Collagen und exotische Elemente. Wichtige Vertreter sind Luis Alberto de Cuenca und Guillermo Carnero.
5. Die Poesie der Erfahrung (1980er Jahre)
Miguel d'Ors identifiziert vier Trends:
- Ästhetizistische Poesie
- Intimistische Poesie
- Neosurrealistische Poesie
- Poesie der Erfahrung
6. Letzte Poesie (1990er Jahre)
Diese Strömung strebt nach Glaubwürdigkeit, Aufrichtigkeit und Klarheit. Die Poesie der Erfahrung wird aus literarischer und politischer Perspektive angegriffen. Ein wichtiger Vertreter ist Vicente Gallego.