Spanische Poesie: Von der Moderne zur Generation von '27
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Spanische Poesie im frühen 20. Jahrhundert
Die spanische Poesie folgte im frühen 20. Jahrhundert ähnlichen Schritten wie der Roman: Moderne, Novecentismo, Avantgarde und Rehumanisierung. Der Einfluss der Moderne ist in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts deutlich, nicht nur bei modernistischen Autoren wie Manuel Machado, sondern auch bei Dichtern des Novecento.
Antonio Machado und Juan Ramón Jiménez
Die Moderne zeichnet sich durch die Verwendung einer ästhetischen, aufwendigen Sprache und eine romantische Haltung aus. Der wichtigste Dichter dieser Phase ist Antonio Machado, dessen Werk sowohl den Einfluss der Moderne (Soledades) als auch des Novecento (Campos de Castilla) umfasst. Seine Themen reichen vom existenziellen Bereich bis zum sozialen Bereich des 19. Jahrhunderts.
Juan Ramón Jiménez' Werk entzieht sich jeder Einordnung: zunächst modernistisch, später symbolistisch, dann avantgardistisch. Auch nach dem Krieg, im Exil, bildet sein Werk die Grundlage der spanischen Poesie. Juan Ramón Jiménez versteht Poesie als eine Quelle des Wissens (Intelligenz), d.h. als ein Mittel, um die Realität zu verstehen. Dies beinhaltet die Verantwortung für den Dichter, der die Rolle des Vermittlers dieses tieferen Verständnisses der Wirklichkeit übernehmen muss. Auf der anderen Seite ist die Poesie auch ein Weg der ständigen Suche nach Schönheit. Ein wichtiges Werk von Juan Ramón Jiménez ist Diario de un poeta recién casado, mit dem er den Weg zur reinen Poesie und zur komplexen Prosadichtung öffnet.
Avantgarde und die Generation von '27
Die ersten Avantgarde-Experimente, Kreationismus und Ultraismus, zeichnen sich durch Originalität und das Spiel mit der Sprache aus. Wichtige Autoren sind Guillermo de Torre und Juan Larrea.
Die Generation von '27 repräsentiert die beste Avantgarde-Literatur in Spanien und den Beginn der Rehumanisierung, ein literarischer Prozess, der durch den Ausbruch des Bürgerkriegs abrupt unterbrochen wurde. Zu den bedeutendsten Autoren der Gruppe gehören:
- Jorge Guillén (Cántico)
- Pedro Salinas (La voz a ti debida)
- Vicente Aleixandre (La destrucción o el amor)
- Luis Cernuda (La realidad y el deseo)
- Rafael Alberti (Marinero en tierra)
- Federico García Lorca (Romancero gitano)
- Gerardo Diego (Manual de espumas)
- Dámaso Alonso (Hijos de la ira)
- Emilio Prados (Jardín cerrado)
- Manuel Altolaguirre (Las islas invitadas)
Der Name "Generation von '27" geht auf das berühmte Treffen im Ateneo de Sevilla zurück, das anlässlich des 300. Todestages von Góngora stattfand.
Merkmale der Generation von '27
Es wird oft diskutiert, ob die Gruppe eine literarische Generation bildet. Sie erfüllt einige der Kriterien:
- Ähnliches Alter
- Ähnliche kulturelle Ebene (akademische Ausbildung)
- Teilnahme an gemeinsamen Veranstaltungen
- Gemeinsame Zeitschriften: Litoral, Sur, Revista de Occidente
- Externes Leadership von Juan Ramón Jiménez
Einige Kriterien werden jedoch nicht erfüllt:
- Es gibt keinen internen Führer (auch wenn es eine Achse Lorca-Guillén gibt)
- Es gibt kein klares historisches Bindeglied (wie die Katastrophe von 98)
- Es gibt keine klare Ablehnung früherer literarischer Vorbilder
- Die Gruppe weist ein breites stilistisches Spektrum auf
Zu den ästhetischen Merkmalen der Generation von '27 gehören ein transzendenter Sinn für Poesie, die Reinigung der Gefühle durch Intellektualismus und die Entwicklung des freien Verses.
Entwicklung der Generation von '27
Dámaso Alonso unterscheidet zwei Phasen in der Entwicklung der Gruppe:
- Bis 1927: Avantgardistische, reine und intellektuelle Poesie, die sich auf die Metapher und die Schaffung einer poetischen Sprache konzentriert, im Rahmen des Modells von Góngora. Es gibt jedoch bereits erste Anzeichen für ein Interesse an populärer Lyrik.
- Von 1927 bis 1936: Rehumanisierung, Einfluss des Surrealismus. Der Mensch nimmt wieder einen Platz in der Poesie ein: zuerst Ausdruck von Gefühlen, dann Hinwendung zu einer politischen und sogar revolutionären Poesie, akzentuiert durch die historischen Entwicklungen.
Nach dem Bürgerkrieg zerstreute sich die Gruppe. Die Dichter, die in Spanien blieben, litten unter den Strapazen der Nachkriegszeit, waren aber in der Lage, den Weg zu einer existenziellen und solidarischen Poesie für die neuen Generationen zu weisen. Unter den Exilanten herrschte ein Gefühl von Nostalgie und Entwurzelung vor.