Spanische Renaissance: Garcilaso, Cervantes und die Novellen
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Garcilaso de la Vega: Der erste lyrische Petrarkist
Im Jahre 1543 wurden die Werke von Juan Boscán und Garcilaso de la Vega veröffentlicht. Garcilaso gilt als der erste lyrische Petrarkist Spaniens. Sein schmales poetisches Werk (40 Sonette, 3 Eklogen, 5 Kanzonen, 3 Elegien und ein Brief, zusätzlich zu acht Gedichten im octosyllabischen Cancionero-Stil) führte zu einer wichtigen Revolution in der spanischen Lyrik und wurde zum Vorbild für spätere Dichter.
Themen und Stilentwicklung
Die zentralen Themen seiner Dichtung sind die Liebe, oft geprägt von Melancholie, Traurigkeit, Frustration oder dem Mangel der Geliebten. Die Natur wird in ihrer Vollkommenheit dargestellt, oft im Kontext des Locus Amoenus (lieblicher Ort). Andere Gedichte behandeln Themen wie Freundschaft, Schicksal, Glück oder die Notwendigkeit, Leidenschaften zu beherrschen, basierend auf den Ideen der stoischen Ethik seiner frühen Gedichte.
Im petrarkistischen Stil ist der Einfluss der Cancionero-Poesie (Antithese, Poliptoton, Klage) erkennbar. Ab 1532 nahm die Bedeutung der petrarkistischen Eklogen in seiner Poesie zu.
Die Eklogen Garcilasos
In diesen lyrischen Kompositionen klagen Hirten über ihre Liebe in einer idealisierten Umgebung. Die drei Eklogen teilen Themen wie Liebe und Leid:
- Ekloge I: Enthält die Monologe der beiden Hirten Salicio und Nemoroso, die Ablehnung und den Tod der Geliebten behandeln.
- Ekloge II: Konzentriert sich auf die Liebe und den Wahnsinn unerfüllter Liebe, dargestellt durch Albanio, der an Camila gefesselt ist.
- Ekloge III: Erzählt die Geschichten von vier Nymphen, die auf einem Tuch weben. Drei sind mythologische Geschichten, die vierte handelt vom Tod von Elisa, der Geliebten Nemorosos.
Stil: Die poetische Sprache zeichnet sich durch das Streben nach natürlicher Expressivität aus, unter Verwendung von Metaphern, Personifikationen und Hyperbaton.
Miguel de Cervantes: La Galatea
La Galatea ist ein pastoraler Roman, dessen zentrales Thema die Liebe ist. Die Handlung spielt in einem geschlossenen Raum und ist sehr kurz gehalten. Das Werk enthält mehrere charakteristische Elemente:
- Interpolierte Erzählungen: Es gibt vier eingeschobene Erzählungen: zwei pastorale und zwei andere, die von einer tragischen byzantinischen Kurtisane handeln.
- Gedichte: Die Poesie enthält eine abwechslungsreiche Mischung an Versen.
- Debatten: Das Werk bietet philosophische Diskussionen über die Liebe.
Cervantes: Novelas Ejemplares (Exemplarische Novellen)
Zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Don Quijote veröffentlichte Cervantes eine Sammlung von zwölf Geschichten, die den Höhepunkt seiner beispielhaften Produktion darstellen. Die Novellen sind realistisch und idealistisch, kritisch und konformistisch, burlesk und ernst. Sie übernehmen andere Erzählstile der Zeit und folkloristisches Material.
Der Autor bezeichnete sie zu seiner Zeit als „Novellen“, d. h. als kurze Erzählungen nach dem Vorbild italienischer Autoren, die ins Kastilische übersetzt wurden.
Bekannte Novelas Ejemplares
Hervorzuheben sind:
- La Gitanilla (Die Zigeunerin)
- El Amante Liberal (Der liberale Liebhaber)
- Rinconete y Cortadillo
- La Española Inglesa (Die englische Spanierin)
- El Celoso Extremeño (Der eifersüchtige Extremaduraner)
- Las Dos Doncellas (Die beiden Fräulein)
Strukturelle und Thematische Merkmale
Den exemplarischen Novellen fehlt ein gemeinsamer Rahmen, es gibt kein verbindendes Element, außer der Novelle El Coloquio de los Perros (Das Gespräch der Hunde), die in El Casamiento Engañoso (Die trügerische Ehe) eingefügt ist. Die Erzählweisen sind funktionsreich und von hoher Komplexität.
Ein herausragendes Merkmal ist die Wahrscheinlichkeit, mit der außergewöhnliche und auch absurde Ereignisse eintreten. Die Freundschaft ist ebenfalls präsent, oft als Einführung, die den Dialog ermöglicht.
Die Novelle Rinconete y Cortadillo konzentriert sich auf die Welt der Gauner, Prostituierten und Diebe.