Der spanische Roman der 60er Jahre: Wandel und neue Erzählformen
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Die 60er Jahre im spanischen Roman: Ein Richtungswechsel
Die 1960er Jahre markieren einen entscheidenden Wendepunkt im spanischen Roman. Mehrere Faktoren trugen zu dieser Entwicklung bei:
- Gesellschaftlicher Wandel: Die spanische Gesellschaft erlebte tiefgreifende Veränderungen durch Industrialisierung, Tourismus und eine Lockerung der Zensur.
- Erschöpfung des sozialen Romans: Der bisher dominierende soziale Realismus der 50er Jahre zeigte Ermüdungserscheinungen.
- Neue narrative Modelle: Neue Erzählmodelle entstanden, inspiriert von großen ausländischen Schriftstellern und dem strukturellen Realismus.
- Rückkehr zur Tradition: Mit der Ankunft der Demokratie löste sich der Roman vom früheren Experimentieren und kehrte zur traditionellen Erzählweise zurück. In den 80er und 90er Jahren entwickelte er sich weiter und thematisierte eine Vielzahl von Aspekten des Neorealismus.
Neue Erzählformen in den 60ern
Der Roman der 60er Jahre gab die kritische Reflexion der spanischen Gesellschaft nicht auf, sondern verwurzelte diese in neuen, innovativen Erzählformen:
- Formale Neuerungen: Radikal neue Techniken prägten die Zeit:
- Wechselnde Erzählerperspektiven
- Häufige Wechsel der Erzählperspektiven
- Bedeutung des inneren Monologs
- Bruch der chronologischen Reihenfolge
- Spiel mit der Struktur der Geschichte
- Die Handlung tritt in den Hintergrund, Charaktere werden zu Wesen im Konflikt
- Einfügen von Collagen in die Erzählung
Zeugnisse gesellschaftlicher Veränderungen
Der Roman dieser Jahre veränderte die kastilische Literatur. Luis Martín-Santos gilt als prägende Figur. Ironie und Humor wurden zu Mitteln, um die Probleme der spanischen Gesellschaft darzustellen. Ein existenzieller Ton und Symbolik kennzeichneten den Inhalt innovativer Romane, die eine Gesellschaft im Umbruch widerspiegelten.
Der lexikalische Reichtum, die Anlehnung an den Barock und die Verwendung wissenschaftlicher Vokabeln prägten die Sprache. Diese Kontinuität zeigte sich in zwei Generationen von Schriftstellern:
- Autoren der ersten Nachkriegsgeneration: Camilo José Cela, Miguel Delibes, Gonzalo Torrente Ballester.
- Romanautoren der Generation der Mitte des Jahrhunderts: Juan Goytisolo, Juan Benet, Juan Marsé.
Der Roman nach der Ankunft der Demokratie
Mit dem Ende der 60er Jahre trat eine neue Gruppe von Schriftstellern hervor, bekannt als die Generation von '68. Ihre Merkmale sind:
- Entwicklung traditioneller Erzählformen, bei denen die Geschichte wieder im Vordergrund steht.
- Trotz des Starts in die experimentelle Erzählung wurde die Handlung als nebensächlich betrachtet.
- Entflechtung von sozialen und politischen Genres.
Eduardo Mendoza veröffentlichte 1975 Die Wahrheit über den Fall Savolta. Weitere repräsentative Autoren dieser Generation sind José María Guelbenzu und Manuel Vázquez Montalbán. Die erzählerischen Trends dieser Autoren sind auch im heutigen Roman noch präsent. Der aktuelle Roman zeichnet sich durch die Verwendung traditioneller Erzählformen und die Bedeutung aus, die der Geschichte beigemessen wird.