Das spanische Theater: Von 1939 bis zur Gegenwart
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Das Theater nach 1939: Eine Einführung
Die Theaterszene nach 1939 war geprägt von Armut und dem starken Einfluss des Regimes. Die Zensur betraf nicht nur die Texte, sondern es war auch jederzeit möglich, Aufführungen zu untersagen.
In den 1940er Jahren gab es Versuche, symbolisch-poetische Genres und romantische Komödien wiederzubeleben. Adolfo Torrado, zum Beispiel, schrieb traditionelle, leichte und witzige Stücke für bürgerliche Milieus mit eleganten Dialogen.
Um die ideologischen Dramen (z.B. von Juan Ignacio Luca de Tena oder Joaquín Calvo Sotelo) zu kompensieren, entstanden Komödien, die die Konfrontation mit der sozialen Realität vermieden. Sie versuchten, Humor von den Einschränkungen und Grausamkeiten des Lebens zu trennen (z.B. Edgar Neville, José López Rubio mit Die eifersüchtige Luft).
Humorvolles Theater: Jardiel Poncela und Mihura
- Enrique Jardiel Poncela: Sein Humor verband Logik mit Theaterkunst und brach sie gleichzeitig. Sein Theater war oft absurd, mit intellektualisierten, humorvollen Dialogen und atypischen Charakteren. Beispiele: Cuatro corazones con freno y marcha atrás (1936), Eloísa está debajo de un almendro (1940), Los ladrones somos gente honrada (1941).
- Miguel Mihura: Sein Humor entstand durch die Verschiebung des Absurden, eine neue Vision der Sprache und Charaktere, die frei von bürgerlichen Vorurteilen waren. Er nutzte eine avantgardistische Sprache. Beispiele: Tres sombreros de copa (1932), El contable de estrellas, Ni pobre ni rico, sino todo lo contrario.
Tragödie, existenzielles und soziales Drama
Mit Antonio Buero Vallejo und Alfonso Sastre begann in den 1950er Jahren das moderne spanische Drama. Es entstand ein neues Publikum, und die Zensur wurde allmählich gelockert.
Antonio Buero Vallejo: Merkmale und Werke
- Merkmale seines Theaters:
- Das Theater strebt eine tragische Katharsis an, die den Zuschauer in den Dialog einbezieht.
- Ein technischer Immersionseffekt lässt den Betrachter Teil der Szene werden.
- Die Charaktere sind oft Teil eines psychologischen Dramas, ähnlich dem von Ibsen.
- Ausgewählte Werke:
- Symbolistisches Theater: En la ardiente oscuridad (1950) – stellt die Konfrontation zwischen zwei Lebensformen dar.
- Gesellschaftskritisches Theater: Historia de una escalera (1949), La fiesta del tragaluz (1967).
- Historisches Drama: Präsentiert Überlegungen und Probleme für das Volk. Beispiele: Un soñador para un pueblo (1958), Las Meninas (1960), El concierto de San Ovidio (1962), El sueño de la razón (1970), La detonación (1977).
Alfonso Sastre: Theater als soziales Instrument
Sein Theater verstand sich als Instrument des sozialen Umbruchs und der Transformation, wobei die Tragödie die sich verändernde Welt widerspiegelte, in der wir leben.
- Wichtige Werke: Escuadra hacia la muerte (1953), La mordaza (1954), Guillermo Tell tiene los ojos tristes (1960), La taberna fantástica (1966).
- Sein Theater konnte sich jedoch nicht als antibürgerliche, politisch oppositionelle Marke etablieren.
Neue Dramatiker der 1960er Jahre
Die neue Generation von Dramatikern der 1960er Jahre prangerte Ungerechtigkeiten und institutionelle Gewalt in der spanischen Gesellschaft an. Ihre Stücke zeichneten sich durch komplexe Charaktere, umgangssprachliche Dialoge und Farce-Elemente aus.
- Lauro Olmo (La camisa, 1962)
- José Martín Recuerda (Las salvajes en Puente San Gil, 1963)
- José María Rodríguez Méndez (Vagones de madera, 1959)
- Carlos Muñiz (El grillo, 1957)
Kommerziell erfolgreiche Dramatiker
Alfonso Paso schuf Theaterstücke für ein bürgerliches Publikum, mit dem sich der Autor identifizierte.
Antonio Gala und seine Zeitgenossen
Ab den 1960er Jahren erreichten Antonio Gala, Jaime Salom und Ana Diosdado ein breites Publikum mit Texten, die oft eine moralische Botschaft enthielten.
- Antonio Gala: Los verdes campos del Edén (1963), Los buenos días perdidos (1972), Anillos para una dama (1973), ¿Por qué corres, Ulises? (1975), Petra Regalada (1979), La vieja señorita del Paraíso (1980).
Innovatives Theater der 1970er Jahre
In den 1970er Jahren entstand eine Gruppe von Dramatikern, die sich gegen das kommerzielle Theater stellte. In den 1980er Jahren konnten viele dieser zuvor verbotenen Stücke in Spanien aufgeführt werden.
Merkmale und Vertreter des "Underground-Theaters"
- Merkmale dieser Gruppen waren: kollektive Kreation, Improvisation, Betonung des körperlichen Ausdrucks und des Tanzes über den Text, ein kritischer Ansatz und die Einbeziehung des Publikums (z.B. durch Szenen im Zuschauerraum).
- Einige Dramatiker entwickelten ein "Theater am Rande" (Underground-Theater), das sich durch die innere Zerstörung von Charakter, Sprache und parabolischer Handlung auszeichnete, oft mit einer "Invasion" von Objekten im Raum.
- Um die Zensur zu umgehen, wurden oft kritische Parabeln und allegorische Farce-Elemente verwendet.
- Wichtige Vertreter:
- José Ruibal (El mendigo y la mosca)
- Fernando Arrabal (Pícnic, Fando y Lis, El arquitecto y el emperador de Asiria)
- Francisco Nieva (La carroza de plomo candente)
Aktuelle Dramatiker ab 1975
Viele neue Werke erreichten das Publikum nicht, da sie von den Produzenten oft nicht angenommen wurden. Ab 1975 widmeten sich die Autoren aktuellen Themen und einer formalen Erneuerung mit realistischer Ästhetik.
- Wichtige Vertreter:
- José Sanchis Sinisterra (¡Ay, Carmela!, Ñaque o de piojos y actores)
- José Luis Alonso de Santos (Bajarse al moro, La estanquera de Vallecas, ¡Viva el duque, nuestro dueño!)
- Fermín Cabal (Castillos en el aire, Tú estás loco, Briones)