Spanisches Theater: Epochen, Autoren und Strömungen
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Das Spanische Theater vor dem Bürgerkrieg (1898-1936)
Das Theater vor dem Bürgerkrieg war statisch und begrenzt. Das erfolgreiche kommerzielle Theater entwickelte sich in verschiedene Richtungen. Benito Pérez Galdós versuchte, die Rhetorik der Romantik zu überwinden, indem er den Naturalismus einführte, mit realen Umgebungen und kontroversen Themen.
Jacinto Benavente und das bürgerliche Theater
Jacinto Benavente prägte einen neuen Schreibstil mit Werken, die wenig Konflikt und witzige Dialoge aufwiesen. Er schrieb Komödien und betonte dabei die ungeliebte Bourgeoisie. Costumbristische Komödien setzten sich ebenfalls durch, ebenso wie das poetische und das „Astracán“-Theater.
Zu nennen sind Carlos Arniches (_La señorita de Trevélez_) und die Brüder Álvarez Quintero (_Mariquilla Terremoto_). Der „Astracán“ von Pedro Muñoz Seca ist ein Genre der komischen Absurdität (_La venganza de Don Mendo_). Schließlich ist im poetischen Drama, beeinflusst vom Modernismus, Eduardo Marquina zu erwähnen (_En Flandes se ha puesto el sol_).
Die Generación del 98 und del 27 im Theater
Ein Teil dieser Werke wurde von den Autoren der Generación del 98 als marginales Theater verurteilt, so zum Beispiel von Miguel de Unamuno (_M. de Pigmalió_) oder Ramón María del Valle-Inclán. Ramón Gómez de la Serna schrieb indes die „Greguerías“.
Andererseits brachte die Generación del 27 das Theater näher an das Volk, wie Federico García Lorca, aber auch andere Autoren wie Rafael Alberti und Miguel Hernández, die ebenfalls Theaterstücke schrieben. Erwähnenswert sind _La dama del alba_ von Alejandro Casona oder _San Juan_ von Max Aub.
Federico García Lorca: Poesie und soziale Kritik
Die beiden wichtigsten Autoren dieser Zeit waren Federico García Lorca und Ramón María del Valle-Inclán. Lorca widmete sich zunächst dem poetischen Theater, dessen Thema der Kampf zwischen Individuum und Autorität ist. Er betonte die weiblichen Figuren und kultivierte erfolgreich alle Arten von Genres in seinem Theaterwerk.
Hervorzuheben sind sein lyrisches Drama (_Mariana Pineda_) und sein surrealistisches Theater (_El público_). Zu seinen wichtigsten Werken zählt die ländliche Trilogie, die sexuelle Probleme und Frauen als Protagonistinnen thematisiert, wie _Bodas de sangre_, _Yerma_ (das Drama einer unfruchtbaren Frau) und _La casa de Bernarda Alba_ (das die Beschränkungen für Frauen thematisiert).
Ramón María del Valle-Inclán: Avantgarde und Esperpento
Valle-Inclán war ein Dramatiker, der seiner Zeit in Bezug auf Originalität und Kritik voraus war, weshalb er von der Bühne verbannt wurde. Er war Teil des idealisierten Modernismus mit Werken wie den _Sonatas del Marqués de Bradomín_. Danach begann ein Zyklus mit den „Comedias bárbaras“, einer Trilogie über archaische Gesellschaften. Der Zyklus endet mit _Divinas palabras_.
Seine große Entdeckung war der „Esperpento“, der zeitgenössische Situationen und groteske, vom Autor marionettisierte Charaktere anprangerte. Hervorzuheben sind _Tirano Banderas_ oder _Luces de bohemia_, das die letzte Nacht von Max Estrella erzählt.
Das Spanische Theater nach 1936
In den Jahren nach dem Bürgerkrieg herrschte Atonie, d.h., das relevantere Vorkriegstheater (Valle-Inclán und Lorca) wurde abgelehnt, und Autoren wie Casona und Aub waren im Exil und wurden als klassische Autoren wahrgenommen.
Nachkriegstheater: Bürgerliche Komödie und Erneuerungsversuche
Es triumphierte die bürgerliche Komödie oder das „Salontheater“ im Stil von Jacinto Benavente, das sich auf Themen wie Liebe und Familie konzentrierte. Hervorzuheben sind José María Pemán, José Calvo Sotelo und Juan Ignacio Luca de Tena. Einige Autoren fügten Fantasie und Witz hinzu, wie Edgar Neville (_El baile_) oder Alejandro Casona (_La dama del alba_), wobei diese Komödien oft eine optimistische oder glückliche Note hatten.
Einige versuchten, das komische Theater mit intellektuellen Elementen zu erneuern, wie Enrique Jardiel Poncela, dessen Werke oft absurde Situationen enthielten.
Das Theater der Fünfziger- und Sechzigerjahre
In den fünfziger und sechziger Jahren entwickelte sich das Theater zu einem kommerziellen Theater, das dem Geschmack des Publikums entsprach, aber auch kritische und aktuelle Themen mit qualitativ hochwertigen Dialogen aufgriff. Hervorzuheben sind Alfonso Paso (_Los que quedan_), Alonso Millán (_Cianuro ¿solo o con leche?_) und Antonio Gala (_Anillos para una dama_).
Sozialkritisches Theater: Buero Vallejo und Sastre
In den fünfziger Jahren, mit den Uraufführungen von Antonio Buero Vallejo (_Historia de una escalera_) und Alfonso Sastre (_Escuadra hacia la muerte_), entstand die Möglichkeit eines Theaters, das aktuelle Themen und scharfe Kritik widerspiegelte.
Buero Vallejos Werk umfasst allgemeine Themen wie die Verteidigung von Freiheit und Wahrheit mit allegorischen Konflikten. Er nutzt die Tragödie, um beim Zuschauer eine Katharsis zu provozieren, die ihn dazu bewegen soll, sein Schicksal selbst zu gestalten. Seine Regieanweisungen sind von besonderer Bedeutung für ihren „Immersionseffekt“.
Die herausragenden Werke sind _Historia de una escalera_, _El concierto de San Ovidio_, _Un soñador para un pueblo_ und _La Fundación_, mit Charakteren, die die menschlichen Mängel in Bezug auf die Realität repräsentieren.
Sastre, der sich mit seinem Theater für die Revolution engagierte, wurde von der Bühne verdrängt und verfolgte verschiedene Ansätze, wie die Anprangerung des Militarismus (_Escuadra hacia la muerte_) oder die Darstellung der marginalisierten Welt (_La taberna fantástica_).
Sozialer Realismus und Experimentelles Theater
In den 60er Jahren entwickelte sich ein sozialer Realismus, der Elend und Ausbeutung anprangerte. Viele Werke blieben unveröffentlicht. Hervorzuheben sind _La camisa_ von Juan Olmo und _Las dos orillas_ von José Martín Recuerda.
Eine weitere Strömung dieser Zeit ist das experimentelle Theater, das von Fernando Arrabal, einem surrealistischen Dramatiker, dominiert wird (_El cementerio de automóviles_). Sein „Theater des Panik“ wurde bald angenommen, mit Themen wie Repression in der Gesellschaft. Transgression setzte sich auch oft mit sexueller Befreiung auseinander. Hervorzuheben ist das „Theater des Bösen“ (_El arquitecto y el emperador de Asiria_).
Das Theater der späten Sechziger- und Siebzigerjahre und danach
In den späten sechziger und einem Großteil der siebziger Jahre erlebte das Theater Repressionen, wodurch das unabhängige Theater an Kraft gewann, indem es sich gegen das Regime auf Allegorien und Symbole stützte, die mehr Freiheit ermöglichten. Es entstand ein neues, avantgardistisches Theater. Es durchbrach die Grenzen zwischen Schauspielern und Zuschauern und stärkte zudem das Bühnenbild und die Beleuchtung. Hervorzuheben sind die Joglars.
Entwicklungen ab den 80er Jahren
In den 80er Jahren begannen einige Gruppen mit Straßentheater unter Beteiligung des Publikums; hervorzuheben sind La Fura dels Baus. Andere schufen ein alternatives Theater mit begrenzten Mitteln. Bemerkenswert ist das staatlich subventionierte oder kommunale Theater, das klassisches Theater fördert, wie das Nationale Dramatische Zentrum.
In den 70er Jahren entstand ein symbolistisches Theater, das in jeder Hinsicht avantgardistisch war. Sein Thema ist die erdrückende Macht, oft mit Elementen wie Sex oder Gewalt. Ein wichtiger Vertreter ist José Ruibal.
Nach der Diktatur verstand das Publikum den demokratischen Wandel. Antonio Gala war mit _Anillos para una dama_ der erfolgreichste Autor. Alonso de Santos betonte auch _La estanquera de Vallecas_ und _Bajarse al moro_. Auch Fernando Fernán Gómez (_Las bicicletas son para el verano_).
Danach wurde das freie Theater professioneller und führte zur Etablierung des institutionellen Theaters. In jüngster Zeit gab es einige Neuerungen: renommierte Autoren, mehr oder weniger klassische Werke und zusätzlich ein historisches Interesse.