Spanisches Theater unter Franco: Realismus, Zensur und Opposition
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Spanisches Theater unter der Franco-Diktatur (1950–1970)
Die 1950er Jahre: Zensur und Existenzialismus
Die Diktatur war geprägt von starker Zensur. Dennoch entstanden oppositionelle Theaterbewegungen, die sich mit der condition humaine und Frustration auseinandersetzten.
- 1949: Antonio Buero Vallejo veröffentlichte Historia de una escalera (Geschichte von einer Leiter).
- 1953: Alfonso Sastre veröffentlichte Escuadra hacia la muerte (Todesschwadron).
- Das frühe Theater war existenzialistisch und reflektierte die menschliche Verfassung.
Ab 1955 entwickelte sich das Soziale Theater, das die mangelnde Freiheit und die Armut dieser Periode thematisierte.
Theater der 60er und 70er Jahre
Realistisches Theater (Teatro Realista)
Das realistische Theater der 60er Jahre zeichnete sich durch folgende Merkmale aus:
- Themen: Soziale Ungerechtigkeit, Heuchelei und Grausamkeit.
- Sprache: Direkte und gewalttätige Sprache ohne Beschönigungen.
- Formen: Bevorzugung realistischer, naturalistischer dramatischer Formen.
Autoren:
- Lauro Olmo: Autor von La camisa (Das Hemd), einem proletarischen Drama mit Elementen der Farce.
- Antonio Gala: Mischt Lyrik und Realismus, großer Publikumserfolg (z. B. Los verdes campos del Edén).
- Alfonso Paso: Kommerzielles Theater mit über 100 erfolgreichen Werken.
Nicht-Realistisches Theater (Teatro No Realista)
Dieser dramatische Stil wich vom Realismus ab, assimilierte neue Trends und wurde oft durch Tadel erschwert.
- Inhalt: Themen von entscheidender Bedeutung für die Gesellschaft vor der Diktatur, die symbolisch entschlüsselt werden mussten.
- Stil: Reduzierte Zeichen und Symbole. Tendenz zur grotesken Farce.
- Technik: Nutzung von Sound und visuellen Objekten. Bevorzugte Sprache ist poetisch.
Autoren:
- Fernando Arrabal: Nach einem Misserfolg bei einer Premiere ging er ins Exil nach Frankreich. Er erlangte viel internationale Aufmerksamkeit, seine Werke waren in Spanien verboten.
- Francisco Nieva: Originalität, hervorgehoben durch Qualität und Inszenierung. Er schrieb das „Theater des Zorns“ (Teatro Furioso), das die autoritäre „Bull Spain“ kritisierte (z. B. Coronada y el toro).
Antonio Buero Vallejo: Opposition und Werkphasen
Buero Vallejo war ein Gegner des Regimes, wurde zum Tode verurteilt und später begnadigt. Er war im Gefängnis mit Miguel Hernández befreundet und erhielt den Lope de Vega Preis für Historia de una escalera. Sein Werk thematisiert soziale Ungerechtigkeit.
Phasen seines Schaffens:
- Erste Phase (bis 1955): Existenzialistischer Fokus (z. B. Historia de una escalera), thematisiert die Frustration bescheidener Familien über drei Generationen.
- Zweite Phase (1955–1970): Präzisere Darstellung menschlicher Probleme (z. B. Hoy es fiesta und A tontas y a locas). Er kultivierte auch das historische Drama (z. B. Las Meninas über Velázquez und Un soñador para un pueblo über die Esquilache-Unruhen).
- Spätwerke (ab 1970): Stärkerer sozialer und politischer Inhalt. La Fundación (Die Stiftung) handelt von politischen Gefangenen.
Technische Merkmale: Einsatz theatralischer Effekte des Eintauchens (Inmersión). Einfache, aber stilvolle und entwickelte Sprache.
Alfonso Sastre
Alfonso Sastre ist bekannt für sein Anti-Kriegs-Stück Escuadra hacia la muerte (Todesschwadron).
Theater in der Demokratie
Mit der Demokratisierung konnten frühere, verbotene Texte sofort wieder aufgeführt werden. Professionelle Theatergruppen wurden gegründet, und Autoren begannen, sich mit den Problemen der Gegenwart auseinanderzusetzen.
Autoren und Werke:
- Fermín Cabal: Tú estás loco, Briones (Du bist verrückt, Briones).
- Fernando Fernán Gómez: Las bicicletas son para el verano (Fahrräder sind für den Sommer).
- Die Musical-Komödie erlebte großen Erfolg.