Spiritualität, Krankheit und Trauer: Häufige Fragen

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1. Was ist Spiritualität?

Spiritualität könnte als eine menschliche Neigung definiert werden, den Sinn des Lebens durch Konzepte zu suchen, die über das Konkrete hinausgehen, ein Gefühl der Verbundenheit zu etwas Größerem als sich selbst, das möglicherweise keine formelle religiöse Beteiligung erfordert. Es geht um den tieferen Sinn, dass das Leben nicht allein vollständig ist. Es ist die Suche nach dem Geheimnis der menschlichen Existenz.

2. Wie lässt sich Religion eingrenzen?

Religion tendiert stärker zur Institutionalisierung, bietet aber dennoch Raum für die Ausübung von Spiritualität.

3. Wie kann Religion die Gesundheit fördern?

Religion kann die Gesundheit fördern, indem sie gesunde Gewohnheiten und Einstellungen unterstützt und gesundheitsschädliche Verhaltensweisen entmutigt.

4. Studie: Spiritualität bei chronischer Niereninsuffizienz – Ergebnisse?

Diese Studie präsentiert Ergebnisse, die nicht verallgemeinerbar sind. Die Studienteilnehmer wurden ausgewählt, weil sie eine besondere Erfahrung machten: die Unterstützung durch Religion und Spiritualität in Familien, die sich um ein Kind mit chronischer Niereninsuffizienz kümmern. Die Kinder werden im selben Dienst behandelt und erhalten professionelle Betreuung vom selben Team. Was aus dieser Studie verallgemeinert werden kann, ist die Notwendigkeit für Pflegekräfte, die Spiritualität und religiösen Praktiken der Familien unter ihrer Obhut sorgfältig zu bewerten.

5. Pflegepersonal: Welche Auswirkungen in der Seelsorge?

Die geistliche Betreuung ist eine Herausforderung für Pflegekräfte. Ihre Rolle in der geistlichen Betreuung der Familie besteht derzeit darin, auf die Bedürfnisse der Familie zu hören und ihren Glauben und ihre Werte zu respektieren. Einer der wichtigsten Aspekte ist die Notwendigkeit der Kommunikation zwischen Angehörigen und Pflegepersonal zu diesem Thema.

6. Glaube als Hoffnung bei chronischer Niereninsuffizienz

Im Artikel Religion und Spiritualität: Die Erfahrung von Familien von Kindern mit chronischer Niereninsuffizienz fanden die Autoren den Ausdruck: „Wow, ich glaube sehr an Gott, weißt du? Er kann meine Tochter heilen, wenn er will. Meine Mutter und ich haben viel zu Gott gebetet, um meine Tochter zu heilen.“ (Mutter 2). Im Fall von Mutter 2 stellen wir fest, dass Gott für sie die Hoffnung auf Heilung der Krankheit darstellt.

7. Mutter 2: Verbindung zum Suizid des Ehemanns?

Ihr Vater war sehr eng mit ihr verbunden und kein abwesender Vater. Er war sehr liebevoll zu ihr [Bezugnahme auf das kranke Kind]. Er [Bezugnahme auf Vater 2] war deprimiert, weil er nicht an Gott glaubte, nicht wahr? Er [Bezugnahme auf Vater 2] verfiel in eine tiefe Schwermut und tötete sich selbst, als sie [Bezugnahme auf das kranke Kind] sieben Monate alt war (Mutter 2).

8. Kirchenbeteiligung bei Familien mit kranken Kindern?

Die Autoren fanden heraus, dass die Kirche für die Familien der erwähnten Studie eine Quelle der Unterstützung und Kraft für die Heilung der Krankheiten ihrer Kinder darstellt.

9. Krebs bei Kindern: Auswirkungen auf Familiensysteme

Familien und Kinder sind mit folgenden Problemen konfrontiert:

  • Lange Krankenhausaufenthalte
  • Häufige Wiederaufnahmen
  • Aggressive Therapien mit gravierenden Nebenwirkungen während der Behandlung
  • Schwierigkeiten bei der Trennung von Familienangehörigen während der Aufnahmen
  • Unterbrechung des täglichen Lebens
  • Begrenztes Verständnis der Diagnose
  • Finanzielle Engpässe
  • Angst, Schmerzen, Leiden
  • Die ständige Furcht vor der Möglichkeit des Todes.

10. Anpassungsprozess von Eltern bei Kinderkrebs

Der Anpassungsprozess umfasst folgende Phasen:

  • Prä-Diagnose
  • Die Diagnose selbst
  • Die Zeit der Reorganisation und Umstrukturierung der Familie
  • Die Verschlimmerung der Symptome
  • Die Zeit des Krankenhausaufenthaltes
  • Das Erlernen notwendiger Fähigkeiten zur Bewältigung der Krankheit
  • Die Entscheidungsfindung aufgrund einer Änderung des Krankheitsverlaufs.

11. Verlust und Trauer nach Kindstod: Studienergebnisse

Die Überprüfung ergab, dass die Pflege eine Wissensbasis aufbauen muss, die auf die spezifischen, individuellen, kulturellen und regionalen Bedürfnisse von Familien mit krebskranken Kindern zugeschnitten ist. Dies ist ein Bereich der Pflege und Betreuung, der die Einzigartigkeit jedes Falles berücksichtigt.

12. Todeskonzept materialistischer Philosophen (18. Jh.)

Der Tod ist das totale und absolute Ende, nichts anderes als ein neurophysiologischer Prozess, der unterbrochen wird, nur ein biologisches Ereignis.

13. Was ist der Tod?

Tod – Stillstand der Atmungs-, Kreislauf- und/oder Nervenfunktionen, der durch Wiederbelebung rückgängig gemacht werden kann.

14. Was ist der absolute Tod?

Absoluter Tod – das endgültige Verschwinden aller biologischen Aktivitäten (es gibt keine Möglichkeit, diesen Prozess umzukehren).

15. Kübler-Ross: Die Phasen des Verlustes

Nach Kübler-Ross gibt es 5 Phasen des Verlustes:

  • Verleugnung: „Das muss ein Irrtum sein.“
  • Wut: „Das ist nicht fair!“
  • Verhandeln: „Wenigstens kann ich...“
  • Depression: Die Person bedauert alles, was sie durch den Tod verlieren wird.
  • Akzeptanz: Eine Phase des Abschieds, gekennzeichnet durch Distanz und Schmerzlosigkeit.

16. Verlustprozess: Selbstschutzmechanismen von Familien?

Die Gefahr von Phasenmodellen besteht darin, dass sie sehr linear erscheinen und von Laien ohne die notwendigen Einschränkungen interpretiert werden, nämlich dass:

  • Nicht alle Phasen bei allen Menschen auftreten.
  • Es möglich ist, dass eine Person in diesem Prozess zu früheren Phasen regrediert.
  • Einige Phasen gleichzeitig erlebt werden können.

17. Wie lässt sich Trauer definieren?

Trauer kann als eine Reihe emotionaler, physischer, verhaltensbezogener und sozialer Reaktionen definiert werden, die als Reaktion auf einen Verlust auftreten – sei es ein realer oder imaginärer Verlust (Angst vor Verlust) und sei es ein Verlust durch Tod oder die Einstellung/Reduzierung einer Funktion, Möglichkeit oder Chance.

18. Welche Phasen der Trauer gibt es?

Nach Bowlby (1985) gibt es vier Phasen der Trauer:

  • Phase des Schocks/der Betäubung: Die Person reagiert sofort mit Schock und ist nicht in der Lage, die Nachricht vom Verlust zu akzeptieren.
  • Phase der Sehnsucht und Suche: Der Trauernde erlebt die konkrete Anwesenheit des verstorbenen Angehörigen und Wut, weil die verlorene Verbindung nicht wiederhergestellt werden kann.
  • Phase der Desorganisation und Verzweiflung: Der Trauernde kann den Verstorbenen nicht wiederbeleben, was zu Depressionen oder Apathie führen kann.
  • Phase der Reorganisation: Eine schrittweise Akzeptanz des Verlustes setzt ein, mit dem Gefühl, dass es notwendig ist, das Leben neu aufzubauen.

19. Was ist für den Abschluss der Trauer nötig?

Nach RAIMBAULT (1979) sind für den Abschluss des Trauerprozesses folgende Punkte notwendig:

  • Eine De-Identifizierung und ein Abschalten der Gefühle gegenüber dem Verstorbenen.
  • Die Annahme der Unausweichlichkeit des Todes.
  • Wenn möglich, ein Ersatz für die veräußerte Libido.

20. Was ist pathologische Trauer/Trauma?

Pathologische Trauer ist die Unfähigkeit, die Situation richtig zu erleben. Es handelt sich um eine Verleugnung der Realität. Es gibt eine Blockade, mehr als eine Pause. Die Person ist daran gebunden und kann den Alltag nicht fortsetzen. Wenn man am Leben ist, muss man leben. Wenn etwas stört, muss man es lösen.

21. Chronischer Schmerz vs. gehemmte Trauer

Chronischer Schmerz: Hier besteht eine über Jahre andauernde Unfähigkeit, den Verlust zu akzeptieren. Chronische Hoffnungslosigkeit ist ein auffälliges Merkmal, und die Geschichte sowie das Leben der Hinterbliebenen zeigen ein hohes Maß an emotionaler Abhängigkeit vom Verlorenen.

Gehemmte Trauer: Der notwendige emotionale Ausdruck wird nicht zugelassen, und die Person bewegt sich nicht zu einer aktiven Entwicklung ihrer Trauer.

In beiden Fällen ist das Ergebnis, dass die Person ihre Weltsicht nicht mehr mit der Abwesenheit des geliebten Menschen in Einklang bringen kann, ihre Fähigkeit, andere Menschen zu lieben, nicht investieren kann und in unterschiedlichem Maße in ihrer Fähigkeit, ein produktives, funktionales und relationales Leben wieder aufzubauen, zum Stillstand gekommen ist.

22. Was ist aktive Sterbehilfe?

Aktive Sterbehilfe: Die absichtliche Handlung, den Tod eines Patienten herbeizuführen, um dessen Leiden zu beenden, aus barmherzigen Gründen.

23. Was ist indirekte/passive Sterbehilfe?

Indirekte oder passive Sterbehilfe: Der Tod des Patienten tritt ein, weil eine medizinische Maßnahme nicht begonnen oder eine außergewöhnliche Maßnahme zur Linderung des Leidens unterbrochen wird.

24. Was ist Orthothanasie?

Orthothanasie ist das richtige Handeln angesichts des Todes. Es ist die korrekte Vorgehensweise bei einem sterbenden Patienten. Orthothanasie kann daher mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Euthanasie verwechselt werden. Orthothanasie kann auch als Bezeichnung für die häufig angewandte, angemessene palliative Versorgung von Patienten in den letzten Augenblicken ihres Lebens verstanden werden.

25. Was ist Dysthanasie?

Dysthanasie (aus dem Griechischen „dys“, schlecht/böse getan, und „thanatos“, Tod) ist etymologisch das Gegenteil von Orthothanasie. Sie bezeichnet das Bestreben, den Todeszeitpunkt mit allen Mitteln so weit wie möglich zu verzögern, auch wenn keine Hoffnung auf Heilung besteht und dies dem Sterbenden zusätzliches Leid zufügt. Offenbar ist dies nicht in der Lage, den unvermeidlichen Tod zu verhindern, sondern verzögert ihn nur um wenige Stunden oder Tage unter erbärmlichen Bedingungen für den Kranken. Dysthanasie wird auch als „Intensivierung der Therapie“ bezeichnet, obwohl es korrekter wäre, sie „aggressive Therapie“ zu nennen.

26. Ballone: Was bedeutet Institutionalisierung des Todes?

Nach Ballone ist das Ziel der Palliativmedizin, sich um die Institutionalisierung des Todes zu kümmern, indem dem Patienten die Wahl gelassen wird, während seiner Agonie zu Hause zu bleiben.

27. Merkmale einer unheilbaren Krankheit?

  • Vorhandensein einer Krankheit in einem fortgeschrittenen, progressiven und unheilbaren Stadium.
  • Fehlen einer realistischen Chance auf Ansprechen auf die Behandlung.
  • Vorhandensein vieler schwerwiegender, vielfältiger und komplexer Probleme oder Symptome.
  • Große emotionale Auswirkungen (auf Patient und Familie) aufgrund der Existenz oder Möglichkeit des Todes.
  • Lebensprognose von weniger als 6 Monaten.

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