Sprachliche Merkmale wissenschaftlicher Fachtexte
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Merkmale wissenschaftlicher Texte
Der wissenschaftliche Diskurs spiegelt die Objektivität und Gültigkeit der Wissenschaft wider. Sein Zweck ist es, expressive Elemente, persönliche Bezüge zum Sender und Empfänger sowie überzeugende Mittel zu vermeiden.
Argumentative Marker
Argumentative Marker verstärken ein Argument (z. B. tatsächlich, in der Tat) oder leiten ein Beispiel ein (z. B. insbesondere, zum Beispiel).
Morphosyntaktische Merkmale
Der wissenschaftliche Diskurs zeichnet sich durch spezifische morphosyntaktische Merkmale aus.
Satzbau
- Aussagesätze: Es überwiegen Deklarativsätze.
- Fragesätze: Werden oft mit einer didaktischen Funktion eingesetzt.
- Unpersönliche Konstruktionen: Sätze im Passiv oder mit unpersönlichen Ausdrücken werden verwendet, um den Bezug zum Autor zu vermeiden.
Nominalstil
Charakteristisch ist der häufige Gebrauch von Nominalisierungen (z. B. Klassifizierung, Durchführung) und die Nominalisierung von Eigenschaften (z. B. Viskosität). Feste Wortverbindungen und Fachwendungen sind ebenfalls üblich.
Tempus und Modus
- Indikativ: Dieser Modus wird zur Darstellung von Objektivität verwendet.
- Zeitloses Präsens: Es wird genutzt, um allgemeingültige Gesetze und Fakten zu formulieren.
- Konditional: Dient dem Ausdruck von Hypothesen.
- Verbale Formen der Verpflichtung: Werden genutzt, wenn der Text Grenzwerte, Vorschriften oder Testergebnisse festlegt.
Verbale Person
- Dritte Person: Die Dominanz der dritten Person unterstreicht die Unpersönlichkeit.
- Erste Person Plural: Der „Pluralis Modestiae“ (Wir-Form) hat oft eine didaktische Funktion oder dient der Verallgemeinerung, um den Leser einzubeziehen.
Die Tendenz zur Unpersönlichkeit schließt Modalisierungen, also Elemente, die die Sicht des Sprechers ausdrücken, nicht vollständig aus.
Adjektive und Attribute
Es werden vorwiegend spezifizierende, deskriptive und relationale Adjektive verwendet. Mit derselben Funktion treten auch viele präpositionale Attribute und untergeordnete Adjektivsätze auf, die Sachverhalte präzisieren und erläutern.
Lexikalisch-semantische Merkmale
Diese Texte zeichnen sich durch die Verwendung einer spezifischen Fachterminologie aus. Fachbegriffe sind Ausdrücke, die für ein bestimmtes Wissensgebiet charakteristisch sind.
Denotation und Monosemie
Die wissenschaftliche Sprache verwendet denotative Wörter, die durch Monosemie (eine Bedeutung für ein Objekt) gekennzeichnet sind, um Mehrdeutigkeit und Verwirrung zu vermeiden. Polysemie und Ironie haben hier keinen Platz.
Arten von Fachbegriffen
- Nach Herkunft: Lateinische Begriffe, Wörter aus der Gemeinsprache mit spezifischer Bedeutung, Fremdwörter (Anglizismen, Gallizismen) und Neubildungen (Neologismen).
- Nach Bildung: Ableitungen mit speziellen Präfixen oder Suffixen sowie Zusammensetzungen aus Elementen klassischer Sprachen (Griechisch, Latein).
Zudem gibt es eine große Anzahl von Eponymen, Akronymen und Abkürzungen.
Semantische Phänomene
Häufige semantische Phänomene sind Hyperonymie und Hyponymie, Synonymie und Antonymie. Rhetorische Mittel wie Metaphern, Vergleiche und Personifikationen können zur Unterstützung von Erklärungen und Modellen eingesetzt werden.
Merkmale von Fachtexten
Zielgruppenorientierung
Fachtexte werden nach dem Kompetenzniveau ihrer Empfänger klassifiziert, von hochspezialisierten Texten bis hin zu populärwissenschaftlichen Darstellungen für ein breites Publikum.
Textfunktionen und Struktur
Es dominieren die referentielle und die metasprachliche Funktion (wenn Begriffe für den Leser erklärt werden müssen). In populärwissenschaftlichen Texten wird ein Thema oft durch Definitionen, Analogien, Voraussagen (Kataphern) und Beispiele entwickelt. In wissenschaftlichen Texten ist die Entwicklung des Themas in der Regel das Ergebnis einer Untersuchung, die chronologisch dargestellt wird. Typischerweise wird der Forschungsgegenstand eingegrenzt, die grundlegenden Fragen zusammengefasst und die wichtigsten sozialen Implikationen vorgestellt.
Rolle des Autors
Der Sender kann ein Vermittler (z. B. ein Journalist) oder ein Fachexperte sein. In der Regel wird jedoch versucht, durch die Verwendung der dritten Person, unpersönlicher Formulierungen und verbaler Umschreibungen ein Höchstmaß an Objektivität zu erreichen.