Staatsverschuldung: Definition, Arten und Management
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Definition der Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung, auch öffentliche Schuld genannt, ist die Gesamtheit der Schuldverschreibungen oder Schulden, die ein Staat (nicht nur der Zentralstaat) gegenüber Einzelpersonen, Unternehmen oder anderen Ländern unterhält. Sie stellt eine Verpflichtung der öffentlichen Hand dar, die durch die Ausgabe von Wertpapieren oder die Aufnahme von Krediten entsteht.
Die Staatsverschuldung ist ein Instrument, das von Staaten genutzt wird, um finanzielle Ressourcen zu beschaffen und kurzfristige Liquiditätsprobleme zu lösen.
Verwendungszwecke der Staatsverschuldung
- Laufende Ausgaben: Finanzierung öffentlicher Dienste (Erwerb oder Pacht von Waren und Dienstleistungen, Gehälter im öffentlichen Dienst).
- Investitionsausgaben: Mittel, die für den Erhalt und Ausbau des produktiven Kapitals eines Landes zugewiesen werden.
- Sonstige Aufwendungen: Transfers und Subventionen.
Arten der Staatsverschuldung nach Gläubiger
Reale oder fiktive Schulden
- Reale Schulden: Entstehen, wenn das Finanzministerium Wertpapiere oder Schulden emittiert, die von privaten Banken, der Privatwirtschaft oder dem Ausland erworben werden.
- Fiktive Schulden: Entstehen, wenn das Finanzministerium Wertpapiere oder Schulden emittiert, die von der Zentralbank des Landes (öffentliche Verwaltung) erworben werden.
Klassifizierung der Staatsverschuldung nach Laufzeit
- Kurzfristig (K/F): Laufzeit von weniger als 1 Jahr. Dient zur Deckung des kurzfristigen Liquiditätsbedarfs der Staatskasse, z.B. durch Schatzwechsel.
- Mittelfristig (M/F): Mittel zur Finanzierung des ordentlichen Aufwands. In Spanien sind dies typischerweise Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit.
- Langfristig (L/F): Laufzeit von mehr als 1 Jahr. Dient zur Finanzierung außerordentlicher Aufwendungen. In Spanien sind dies Staatsanleihen.
Tilgbare und ewige Staatsverschuldung
Der Staat kann tilgbare Schulden emittieren, bei denen der Nennwert zum Zeitpunkt der Fälligkeit an den Inhaber zurückerstattet wird.
Im Gegensatz dazu haben ewige Schulden kein Ablaufdatum und der Nennwert wird vom Staat nicht zurückerstattet. Der Eigentümer erhält stattdessen ewige Zinszahlungen, die bei der Emission vereinbart wurden.
Interne und externe Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung kann auch nach der Staatsangehörigkeit des Gläubigers unterschieden werden:
- Interne Verschuldung: Wird von nationalen Gläubigern (z.B. inländischen Banken, Unternehmen oder Privatpersonen) gezeichnet und wirkt sich primär innerhalb der heimischen Wirtschaft aus.
- Externe Verschuldung (Auslandsverschuldung): Wird von ausländischen Gläubigern gezeichnet. Dies hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, sowohl für die nationale Wirtschaft als auch für die eingegangenen Verpflichtungen. Die Auslandsverschuldung ermöglicht die Beschaffung von Mitteln, die über die nationalen Ersparnisse hinausgehen, birgt jedoch Risiken bei der Rückzahlung.
Phasen der Staatsverschuldung
- Emission: Der Zeitpunkt, an dem der Staat beschließt, Schulden aufzunehmen und Wertpapiere zur Beschaffung von Mitteln von Privatpersonen oder Institutionen ausgibt.
- Zeichnung: Das Angebot zum Kauf von Staatsschuldverschreibungen durch in- oder ausländische Gläubiger, je nachdem, ob es sich um interne oder externe Schulden handelt.
- Konversion: Eine Umschuldung, oft zur Reduzierung des Zinssatzes oder zur Änderung der Laufzeit.
- Tilgung (Extinktion): Die Schuld erlischt, wenn die wirtschaftlichen Rechte des Gläubigers durch die Rückzahlung des Kapitals beendet werden. Dies wird auch als Amortisation bezeichnet.
Staatsverschuldung als geldpolitisches Instrument
Die Staatsverschuldung ist ein wichtiges Instrument der Geld- und Fiskalpolitik von Staaten. Durch den Kauf oder Verkauf von Staatsanleihen kann ein Staat die Geldmenge im Umlauf beeinflussen:
- Bei Inflation: Wenn zu viel Geld auf dem Markt ist, kann der Staat Staatsanleihen verkaufen (Geld gegen Wertpapiere tauschen), um die Geldmenge im Umlauf zu reduzieren.
- Bei Deflation: Wenn zu wenig Geld im Umlauf ist, kann der Staat Staatsanleihen kaufen (Geld dafür ausgeben), um mehr Liquidität in den Markt zu bringen.