Strafanzeige und Strafklage: Rechte und Pflichten im spanischen Strafrecht

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Strafanzeige (Denuncia): Meldung einer Straftat

Definition und Merkmale der Strafanzeige

Die Strafanzeige ist die Mitteilung über die Kenntnis einer Straftat an die zuständige Behörde (Richter, Staatsanwalt oder Polizei). Sie ist eine vom Staat auferlegte Pflicht zur Zusammenarbeit bei der Verbrechensbekämpfung.

Wer ist zur Anzeige verpflichtet?

Zur Anzeige von Straftaten sind insbesondere verpflichtet:

  • Personen, die eine Straftat miterlebt haben.
  • Personen, die aufgrund ihres Berufs oder ihrer Tätigkeit Kenntnis von einer öffentlichen Straftat erlangt haben (z.B. Ärzte).
  • Personen, die auf andere Weise von der Begehung einer öffentlichen Straftat Kenntnis erlangt haben.

Die Verpflichtung obliegt insbesondere den Kriminalpolizeibeamten, die ein Protokoll über die durchgeführten Schritte erstellen.

Ausnahmen von der Anzeigepflicht (Art. 261 LECrim)

Die Anzeigepflicht erstreckt sich nicht auf:

  • Personen vor der Pubertät oder solche, die nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind.
  • Ehepartner, Eltern und Täter (des Delikts).
  • Anwälte, Rechtsbeistände und Geistliche (aufgrund des Berufsgeheimnisses).

Die Anzeige ist nicht immer eine Pflicht; in bestimmten Fällen kann sie eine Option für bestimmte Personen sein, z.B. bei Halbdelikten (Antragsdelikten).

Verfahren und Entbindung

Die Behörde, die die Anzeige entgegennimmt (Richter, Staatsanwalt oder Polizei), muss die Identität des Anzeigenden feststellen und kann die Vorlage eines Personalausweises oder Reisepasses verlangen. Nach Erfüllung der Anzeigepflicht ist der Anzeigende vollständig vom Verfahren entbunden. Es besteht keine Verpflichtung, die Identität des Beschuldigten anzugeben; der Anzeigende ist lediglich verpflichtet, die Justizbehörden über strafrechtlich relevante Ereignisse zu informieren.

Strafklage (Querella): Formelle Anklageerhebung

Definition und Zweck der Strafklage

Die Strafklage ist die prozessuale Form einer Willenserklärung an das zuständige Gericht, in der die Partei freiwillig die Kenntnis einer Straftat (notitia criminis) mitteilt und die Strafverfolgung beantragt.

Auswirkungen der Strafklage

Die wichtigste Auswirkung ist die Konstituierung der klagenden Partei im Verfahren und die Stellung als Privatkläger.

Wer kann eine Strafklage erheben?

  • Alle spanischen Bürger, ob durch die Straftat verletzt oder nicht, können im Falle einer öffentlichen Straftat ein populäres Klagerecht ausüben.
  • Bei Privatdelikten können nur die dazu berechtigten Personen Klage erheben, um im Prozess als Kläger aufzutreten.

Für die Staatsanwaltschaft ist die Einreichung der Klage kein Recht, sondern eine Pflicht (Art. 271 LECrim).

Formale Anforderungen und richterliche Prüfung

Die Strafklage ist ein streng formales Verfahren und muss den Anforderungen der Artikel 277 ff. LECrim entsprechen. Wird die Klage eingereicht, ordnet der Richter die beantragten Schritte an, es sei denn, diese verstoßen gegen das Gesetz oder sind unnötig oder schädlich; in diesem Fall werden sie mit einer begründeten Entscheidung abgelehnt. Eine Abweisung der Klage erfolgt, wenn die Tatsachen nicht strafbar sind oder das Gericht nicht zuständig ist, das Ermittlungsverfahren einzuleiten.

Weitere Auswirkungen der Klageerhebung

  • Der Kläger wird zur klagenden Partei im Verfahren.
  • Das Gericht muss die vom Kläger beantragten Maßnahmen durchführen, sofern diese sinnvoll erscheinen.
  • Der Beklagte wird über die gegen ihn erhobene Klage informiert.
  • Es bewirkt die Unterbrechung der Verjährung der Straftat.

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