Struktur, Standort und Politik der Industrie in Spanien

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Industrielle Sektoren und Struktur

Die industrielle Produktion in Spanien lässt sich in verschiedene Sektoren unterteilen:

Reife Sektoren

Diese Sektoren sind vom Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit betroffen und benötigen eine Umstellung, um die Nachfrage zu sichern. Dazu gehören:

  • Metallindustrie (Stahl, Metallverarbeitung)
  • Gerätebau
  • Schiffbau
  • Textil- und Bekleidungsindustrie

Dynamische Sektoren

Diese Sektoren zeichnen sich durch hohe Produktivität, Spezialisierung und gesicherte Nachfrage aus. Das ausländische Kapital spielt hier eine wichtige Rolle:

  • Automobilindustrie
  • Chemie (Petrochemie, chemische Umwandlung)
  • Nahrungsmittelindustrie

High-Tech-Sektoren

Diese Sektoren weisen eine hohe Produktdifferenzierung und hohe Anforderungen auf (z. B. elektrische Geräte, Computer, Druck- und Regelungstechnik, Optik usw.). Sie wurden in Spanien erst spät und mit weniger Entwicklungshilfe als in anderen Ländern implementiert.

Technologieparks und Innovation

Technologieparks sind rund um die Großstädte angesiedelt, um als Impulsgeber für die lokale Entwicklung zu dienen. Dies führt zu einer hohen Konzentration innovativer Unternehmen in der Nähe der Ballungszentren.

Unternehmensstruktur und F&E

Größe der Unternehmen

Die Unternehmensgrößen werden wie folgt definiert:

  • Kleine Unternehmen: < 10 Mitarbeiter, Umsatz < 2 Mio. €
  • Kleinunternehmen: 10–50 Mitarbeiter, Umsatz 2–10 Mio. €
  • Mittlere Unternehmen: 50–250 Mitarbeiter, Umsatz 10–50 Mio. €
  • Großunternehmen: > 250 Mitarbeiter, Umsatz > 50 Mio. €
  • Genossenschaften: (ab 5 Mitarbeiter)

Die spanische Industrie wird zu 99% von kleinen oder mittleren Unternehmen (KMU) dominiert.

Forschung, Entwicklung und Innovation (F&E&I)

Die Ausgaben für F&E&I in Spanien sind geringer als in anderen fortgeschrittenen Ländern. Die Forschung konzentriert sich oft auf einzelne Sektoren, Unternehmen und bestimmte Bereiche. In den letzten Jahren war die Entwicklung unzureichend und stark von Low-Tech-Standorten abhängig.

Aktuelle Standortfaktoren und Trends

Bedeutung der Standortfaktoren

Klassische Standortfaktoren verlieren an Bedeutung (z. B. Nähe zu natürlichen Ressourcen, Nähe zum Verbrauchermarkt). Ihre Bedeutung behalten jedoch:

  • Verfügbarkeit von Transportmitteln und Kommunikation
  • Arbeitskräfte

Diese Faktoren sind entscheidend für den Zugang zu Informationen, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit und bieten je nach Standort spezifische Wettbewerbsvorteile.

Aktuelle Trends

Ein aktueller Trend ist die Diffusion der Industrie in die Randgebiete. Dies geschieht aufgrund von Problemen in den Großstädten, verbesserten Transportmöglichkeiten und der endogenen Entwicklung der Industrie, welche die Wettbewerbsvorteile des jeweiligen Gebiets nutzt. Die Konzentration im ländlich-industriellen Raum bleibt attraktiv, da auch dort neue Technologien integriert werden.

Regionale Industriestruktur in Spanien

Entwickelte und expandierende Gebiete

Die am weitesten entwickelten Gebiete sind die Regionen um Madrid und Barcelona. Ihre Entwicklung wurde durch die Umwandlung reifer Sektoren und die Revitalisierung der Industrie beeinflusst.

Expandierende Typen von Industriegebieten:

  • Metropolregionen: Kronen der Ballungszentren (traditionelle Industrien oder innovative Technologieparks).
  • Periurbane Ränder: Übergangsbereiche zwischen ländlichen und städtischen Gebieten (oft Gewerbegebiete).
  • Industrielle Entwicklungsachsen: National (Ebro-Tal und Mittelmeer) und regional (von Madrid ausgehend).
  • Ländliche Gebiete: Kleine Industrien mit gering qualifizierten, billigen und flexiblen Arbeitskräften.

Gebiete mit rückläufiger Entwicklung

Diese Gebiete sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Spezialisierung in reifen Industrien.
  • Schwierigkeiten bei der Industrialisierung.
  • Unorganisiertes und qualitativ schlechtes städtisches Wachstum.
  • Bevölkerungsrückgang und Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Sektoren.

Induzierte Industrialisierung (Klein- und Mittelbereiche)

Bereiche mit induzierter Industrialisierung sind unter anderem Aragonien, León und Andalusien, Kastilien-La Mancha, Extremadura, die Balearen und die Kanarischen Inseln. Diese sind oft aufgrund ihrer Lage wettbewerbsfähig.

Aktuelle Industriepolitik

Rahmenbedingungen und Ziele

Der Rahmen der Industriepolitik ist geprägt von einer zunehmenden Öffnung nach außen, der Reduzierung staatlicher Intervention und einer Beteiligung der EU sowie der Autonomen Gemeinschaften.

Die Hauptziele sind:

  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
  • Erhöhung der ausgewogenen territorialen Verteilung.
  • Nachhaltigkeit.

Sektorielle Politik

Die sektorielle Politik zielt darauf ab, folgende Probleme zu beheben:

  • Das Problem der geringen Qualifikation.
  • Abschluss der Umstellung schrumpfender Sektoren und Reindustrialisierung betroffener Gebiete.
  • Schaffung industrieller Observatorien.
  • Unterstützung von Sektoren, die dem externen Wettbewerb ausgesetzt sind.

Strukturpolitik

Die Strukturpolitik zielt darauf ab, die geringe Wettbewerbsfähigkeit und Internationalisierung der Unternehmen zu beheben. Maßnahmen umfassen:

  • Unterstützung für KMU und Großunternehmen zur Verbesserung unzureichender Unternehmensstrukturen.
  • Förderung von Innovation, Forschung und Technologie durch höhere F&E-Ausgaben.
  • Verbesserte Forschung und Förderung des Technologietransfers von Universitäten und wissenschaftlichen Gesellschaften.

Territoriale Politik

Ziel ist die Behebung räumlicher Ungleichgewichte in der Verteilung der Industrie. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Industrieförderung: Regionale Anreize, um Investitionen in den am stärksten benachteiligten Regionen des Landes zu fördern.
  • Förderung der endogenen Entwicklung: Basierend auf Mikroplanung, Unterstützung lokaler KMU, Förderung von Innovation und Information. Strategien umfassen die Schaffung regionaler Entwicklungsagenturen und industrieller Entwicklungsunternehmen.

Umweltstrategie (Medioambiental)

Die Umweltstrategie verfolgt zwei Hauptziele:

Bekämpfung von Umweltproblemen

Umweltprobleme entstehen durch die Übernutzung von Ressourcen (z. B. Überfischung) und die Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft. Daher werden Prävention, Ermittlung und Korrekturmaßnahmen gefördert. Die ästhetische Degradierung der Landschaft wird durch Rehabilitationsmaßnahmen korrigiert, um die nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Schutz des industriellen Erbes

Dies beinhaltet den Schutz von Fabriken oder Landschaften, die für die Geschichte der modernen industriellen Aktivität (auch vor der industriellen Revolution) von Interesse sind.

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