Subjektive Globale Einschätzung (SGA): Ernährungszustand

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Subjektive Globale Einschätzung (SGA)

Die Subjektive Globale Einschätzung (SGA) ist eine alternative Methode zur Beurteilung des Ernährungszustandes, die ohne objektive Messungen wie Anthropometrie oder biochemische Daten auskommt.

Sie basiert auf einer detaillierten Anamnese und einer gründlichen körperlichen Untersuchung des Patienten. Die Validität der Beurteilungsmethoden ist dabei entscheidend.

Grundlagen der Ernährungsbeurteilung

Traditionelle Methoden der Ernährungsbeurteilung umfassen:

  • Anthropometrie (z.B. Körpermaße)
  • Biochemische Daten (z.B. Laborwerte)
  • Körperliche Untersuchung
  • Diätetische Bewertung (Nahrungsaufnahme)

Die SGA konzentriert sich primär auf die Anamnese und die körperliche Untersuchung.

A) Anamnese: Wichtige Aspekte

Die Anamnese sollte folgende Punkte berücksichtigen:

  • Veränderungen in Gewicht und Größe
  • Änderungen in der Nahrungsaufnahme
  • Gastrointestinale Symptome, die länger als 2 Wochen anhalten (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall)
  • Funktionelle Kapazität (z.B. Aktivitätsniveau)
  • Krankheiten und deren Bezug zum Ernährungsbedarf

B) Körperliche Untersuchung: Klinische Zeichen

Die körperliche Untersuchung sollte die Beurteilung folgender Aspekte umfassen:

  • Verlust von subkutanem Fettgewebe
  • Muskelmasse (Muskelatrophie)
  • Hautveränderungen
  • Klinische Zeichen von Nährstoffmangel
  • Ödeme und Aszites
  • Schleimhautläsionen

Vorteile und Nachteile der SGA

  • Vorteile: effektiv, kostengünstig.
  • Nachteile:
    • Abhängig von der Interpretation des Untersuchers.
    • Berücksichtigt keine anthropometrischen oder biochemischen Daten.
    • Erfordert einen geschulten Gutachter.
    • Liefert möglicherweise keine vollständige Abbildung der Realität.

Beurteilung der Fett- und Muskelreserven

Fettreserven beurteilen

  • Um die Augenhöhle: Bei gut ernährten Personen erscheinen Fettdepots als leichte Ausbuchtungen. Bei Mangelernährung zeigt sich eine Vertiefung im Bereich der Augenhöhle oder unter der Augenpartie.
  • Am Arm (Bizeps und Trizeps): Die Bestimmung der Fettmenge an Bizeps und Trizeps kann helfen, den Ernährungszustand zu definieren.
  • Fingerspitzen: Bei mangelernährten Personen sind die Hautfalten an den Fingerspitzen durch das Fehlen von Fettgewebe fast vereint. Bei gut ernährten Personen sind die Fingerspitzen getrennt und die Hautfalten ausgeprägt.

Muskelmasse beurteilen

  • An den Schläfen: Eine Vertiefung an den Schläfen ist ein charakteristisches Zeichen für Muskelschwund bei mangelernährten Patienten. Bei gut ernährten Personen ist der Muskel, der von der Augenhöhle zur Schläfe verläuft, sichtbar und gut ausgeprägt. Wenn der Bereich ein schlankes Aussehen aufweist, ohne einzusinken und ohne Verlust von Muskelmasse, wird der Ernährungszustand als gut klassifiziert. Eine ausgeprägte Vertiefung kann auch als „Blumentöpfe tragen“ bezeichnet werden.

Klinische Bewertung nach SGA

Die klinische Bewertung erfolgt durch die Klassifizierung der Patienten nach dem Schweregrad der Symptome. Je schwerwiegender die Symptome sind, desto höher ist das Risiko einer Mangelernährung.

Nahrungsaufnahme

Die Nahrungsaufnahme wird anhand folgender Kriterien bestimmt:

  • Je signifikanter die Verringerung der Nahrungsaufnahme oder des Appetits über einen längeren Zeitraum ist, desto strenger ist die Klassifizierung.
  • Eine signifikante Reduktion wird als leichte bis mäßige Unterernährung eingestuft.
  • Schwere Unterernährung liegt vor, wenn die Nahrungsaufnahme fast null ist.
  • Wenn der Patient gut isst und keine Gewichtsveränderungen aufweist, wird er als gut ernährt eingestuft.

Gewichtsveränderungen

Gewichtsveränderungen werden wie folgt präzisiert:

  • Ein Gewichtsverlust wird als mild bis mäßig eingestuft.
  • Ein schwerer Gewichtsverlust wird als stark mangelernährt eingestuft.

Zeitraum

Leichte bis mittelschwere

Schwere

1 Woche

99-98%


1 Monat

95%


3 Monate

92,5%


6 Monate

90%


Funktionelle Beeinträchtigung

  • Eine funktionelle Beeinträchtigung wird als Mangelernährung eingestuft, wenn Kraft oder Energie verloren gehen.
  • Schwierigkeiten bei der Durchführung alltäglicher Aufgaben wie Gehen und Aufstehen weisen auf das Risiko einer Unterernährung hin.
  • Veränderungen durch Krankheit, Amputation oder Beeinträchtigungen in arthritischen Gelenken sollten nicht mit Mangelernährung verwechselt werden.

Interpretation der SGA-Klassifizierung

  • Schwere Mangelernährung: Einstufung bei Patienten mit signifikantem Gewichtsverlust (z.B. >10% des Gesamtgewichts in 6 Monaten), ausgeprägtem Fett- und Muskelabbau sowie einer erheblichen Einschränkung der Nahrungsaufnahme.
  • Leichte bis mäßige Mangelernährung: Einstufung bei Patienten mit einem Gewichtsverlust von 5-10% des Gesamtgewichts in 6 Monaten, leichtem Fett- und Muskelabbau und einer leichten bis mäßigen Reduktion der Nahrungsaufnahme. Symptome können vorhanden sein oder auch nicht.
  • Gut ernährt: Wenn keine Gewichtsverluste, Symptome oder funktionellen Beeinträchtigungen vorliegen, wird der Patient als gut ernährt eingestuft.

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