Suizidales Verhalten: Definitionen, Risikofaktoren & Prävention
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Suizidales Verhalten: Definitionen und Prävention
Suizidales Verhalten umfasst eine Reihe von Gedanken und Handlungen, die auf den Wunsch hindeuten, das eigene Leben zu beenden. Es ist entscheidend, die verschiedenen Formen zu verstehen, um angemessen reagieren und Hilfe anbieten zu können.
Definitionen suizidalen Verhaltens
- Suizid (Vollendung): Der Tod tritt durch eine selbst herbeigeführte Handlung ein.
- Suizidversuch: Eine Handlung mit suizidaler Absicht, bei der der Tod nicht eintritt, entweder weil die Methode fehlschlägt oder die Person gerettet wird.
- Suizidgedanken: Gedanken an den Tod, das Sterben oder die Planung eines Suizids.
- Suizidale Drohung: Eine Person äußert die Absicht, sich selbst zu töten. Dies ist ein ernstzunehmendes Risiko und sollte immer ernst genommen werden.
- Suizidale Geste: Eine Handlung, die auf Suizidgedanken hindeutet, oft ohne die primäre Absicht, den Tod herbeizuführen, sondern als Hilferuf.
- Passiver Suizid: Eine Verlagerung der Verantwortung, z.B. durch die Verweigerung lebensnotwendiger Maßnahmen wie bei einem Hungerstreik.
- Erweiterter Suizid oder Massensuizid: Wenn eine Person andere tötet und anschließend Suizid begeht.
- Beihilfe zum Suizid: Unterstützung einer Person, die den Tod sucht und externe Hilfe benötigt.
Epidemiologie des Suizids
Laut WHO gibt es in Spanien jährlich etwa 3.000 Suizide. Man geht davon aus, dass auf jeden vollendeten Suizid etwa 20 Suizidversuche kommen. Die Häufigkeit ist in Andalusien, insbesondere in Córdoba und Jaén, höher.
Geschlechts- und Altersunterschiede
- Geschlechtsunterschiede: Männer begehen häufiger Suizid und verwenden dabei gewaltsamere Methoden. Frauen versuchen häufiger Suizid, wählen aber oft weniger letale Methoden.
- Altersverteilung: Die Inzidenz ist hoch bei 19- bis 29-Jährigen, erreicht ein Plateau bis zum Alter von 60 Jahren und steigt danach wieder an.
Erklärungsansätze für suizidales Verhalten
Bei der Geburt sind wir mit einem Gefühl für das Leben, Zeit, Hoffnungen und Ziele ausgestattet, die den Lebenswillen formen. Bei starker Frustration und Stress kann sich jedoch der Wunsch entwickeln, zu sterben oder nicht mehr leben zu wollen.
Intervenierende Faktoren
Mehrere Faktoren können das Suizidrisiko beeinflussen:
- Familiäre und genetische Faktoren
- Biologische Faktoren
- Psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depressionen, bipolare Störungen)
- Psychosoziale Merkmale (z.B. soziale Isolation, traumatische Erlebnisse)
Je mehr dieser Faktoren zutreffen, desto höher ist das Risiko.
Risikofaktoren für Suizidalität
Wichtige Risikofaktoren sind:
- Geschlecht (männlich)
- Alter (junge Erwachsene, ältere Menschen)
- Depression und andere psychische Erkrankungen
- Frühere Suizidversuche
- Ethanolmissbrauch (Alkoholmissbrauch)
- Eingeschränktes rationales Denken
- Organisierter Suizidplan
- Fehlender Ehepartner oder mangelnde soziale Unterstützung
- Zugang zu tödlichen Mitteln
Prävention und Umgang mit suizidalem Verhalten
Die Prävention ist am effektivsten durch die frühzeitige Identifizierung und Behandlung suizidaler Patienten, die sich in ärztliche Beratung begeben.
Anzeichen einer schlechten Stimmung erkennen
Achten Sie auf folgende Warnsignale:
- Traurigkeit
- Anhedonie (Freudlosigkeit)
- Pathologische Bagatellisierung (Verharmlosung von Problemen)
- Hemmung
- Verlust der Lebensperspektive oder Hoffnungslosigkeit
In solchen Fällen ist schnelles Handeln geboten. Studien zeigen, dass 65% der Betroffenen ihre Absichten mitteilen und 41% in den 28 Tagen vor einem Suizidversuch ärztlichen Rat suchen.
Systematische Bewertung des Suizidrisikos
Bei Verdacht auf Suizidalität sollten gezielte Fragen gestellt werden:
- „Möchten Sie einschlafen und nicht wieder aufwachen?“
(Hinweis: Dies deutet auf eine Todesfantasie hin, aber noch nicht auf konkrete Suizidgedanken. Die Frage ist nicht eindeutig und benennt weder Tod noch Suizid direkt.) - „Denken Sie über den Tod nach?“
(Hinweis: Hier geht es um den Tod im Allgemeinen, nicht um den eigenen Tod oder Suizid.) - „Haben Sie über Ihren eigenen Tod nachgedacht?“
(Hinweis: Nun wird der Fokus auf den eigenen Tod gerichtet.) - „Möchten Sie sterben?“
- „Haben Sie über etwas nachgedacht, das Ihren Tod erleichtern könnte?“
(Hinweis: Diese Frage hilft, die Ernsthaftigkeit der Gedanken einzuschätzen.) - „Was hält Sie davon ab?“
(Hinweis: Diese Frage hilft, protektive Faktoren zu identifizieren, z.B. minderjährige Kinder, Religion oder andere Bindungen.)
Behandlung und Intervention
Die Behandlung suizidalen Verhaltens erfordert einen umfassenden Ansatz:
- Offene Ansprache der Suizidalität innerhalb einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung.
- Behandlung der zugrunde liegenden psychischen Erkrankung, falls vorhanden.
- Abschluss eines „No-Suicide-Vertrags“ oder Sicherheitsplans.
- Einbeziehung von Familie und Freunden in den Behandlungsprozess.
- Prüfung der Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthalts (ggf. auch unfreiwillig bei akuter Gefahr).
- Psychopharmakologische und psychotherapeutische Behandlung.