Taxis: Orientierungsreaktionen von Lebewesen

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DisambiguierungssymbolDieser Artikel behandelt Orientierungsreaktionen von Lebewesen. Für andere Bedeutungen siehe Taxis (Begriffsklärung).
Übergeordnete Konzepte
Fortbewegung
Reaktion auf externe Stimuli
Untergeordnete Konzepte
Siehe Text
Gene Ontology
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Eine Taxis (altgriechisch: τάξις, táxis, „Ordnung“, „Ausrichtung“) ist eine Orientierungsreaktion von Lebewesen, das heißt, ihre Ausrichtung nach einem Reiz oder einem Umweltfaktor (beispielsweise Temperatur, Konzentration eines Stoffes, Beleuchtungsstärke). Taxien treten bei freibeweglichen Mikroorganismen, Tieren und Pflanzen auf.

Im Gegensatz zu einem auslösenden Reiz einer Endhandlung muss bei der Taxis der richtende Reiz kontinuierlich vorhanden sein, da die Handlung sonst beendet wird.

Mit Taxis wird auch das gerichtete Appetenzverhalten eines Tieres innerhalb eines komplexen Instinktverhaltens bezeichnet. Es wird durch Reize wie etwa Geräusche oder Bewegungen ausgelöst und nur durchgeführt, wenn die Handlungsbereitschaft des Tieres vorhanden ist.

Arten der Taxis

Positive und negative Taxis

Man unterscheidet zum Reiz hin gerichtete Reaktionen (positive Taxis) und vom Reiz weg gerichtete Meide- oder Schreckreaktionen (negative Taxis). Des Weiteren gibt es die gerichtete Bewegung zur Reizquelle hin (*Topotaxis*) und eine „Schreckreaktion“ (*Phobotaxis*), zum Beispiel die flagellengetriebene Lokomotion mit Taumel- und Laufphasen.[1]

Eine noch genauere Einteilung umfasst:

  • Telotaxis: Die direkte, gerade Ausrichtung des Sinnesorgans auf den Reiz.
  • Menotaxis: Die Ausrichtung in einem bestimmten Winkel zum Reiz.
  • Tropotaxis: Die symmetrische Ausrichtung auf den Reiz, wozu zwei räumlich getrennte Sinnesorgane am Lebewesen erforderlich sind. Die Ausrichtung erfolgt im gleichen Winkel von beiden Sinnesorganen aus.
  • Mnemotaxis: Die Ausrichtung aufgrund der Erinnerung (z. B. bei der Orientierung nach dem Sonnenstand oder aufgrund chemischer Stoffe).

Unterscheidung nach Reizen

  • Aerotaxis: Orientierung zum Sauerstoff (eine besondere Form von Chemotaxis oder Energietaxis)
  • Anemotaxis: Orientierung an der Luftströmung
  • Chemotaxis: Orientierung aufgrund von chemischen Reizen
  • Energietaxis: Orientierung anhand des intrazellulären Energieniveaus
  • Galvanotaxis: Orientierung an elektrischen Feldern
  • Gravitaxis (früher Geotaxis): Orientierung an der Schwerkraft
  • Hydrotaxis: Orientierung an der Boden- oder Luftfeuchtigkeit
  • Klinotaxis: Orientierung durch Vergleich von zeitlich versetzten Informationen von einem Rezeptor/Sinnesorgan
  • Magnetotaxis: Orientierung in magnetischen Feldern
  • Osmotaxis: Orientierung an einem osmotischen Gradienten
  • Phonotaxis: Orientierung aufgrund von akustischen Reizen (inklusive Ultraschall)
  • Phototaxis: Orientierung an der Helligkeit und Farbe des Lichts (inklusive Infrarot- und UV-Strahlung)
  • Polarotaxis: Orientierung an der Polarisation des Lichts
  • Rheotaxis: Orientierung an der Wasserströmung
  • Skototaxis: Orientierung zum Dunkeln hin
  • Thermotaxis: Orientierung aufgrund von Wärmereizen
  • Thigmotaxis: Orientierung aufgrund von Tastreizen
  • Traumatotaxis: Orientierung (von Zellorganellen) zu einer verletzten Zelle hin

Beispiele für Taxien

  • Hinwendung zum Licht (positive Phototaxis) und gleichzeitig Orientierung an der Schwerkraft (Gravitaxis) bei Euglena viridis, einem photoautotrophen Einzeller.
  • Orientierung von Bienen und Ameisen am Sonnenstand.
  • Hinwendung zur Beute aufgrund chemischer Stoffe (Chemotaxis) beim Rückenschwimmer.
  • Ausrichtung der Körperachse auf die Beute, zum Beispiel bei Kröten.
  • Phonotaxis der Grillen: Weibchen orientieren sich nach dem Gesang der Männchen.

Siehe auch

  • Pflanzenbewegung
  • Nastie, Tropismus

Weblinks

Wiktionary-Logo Wiktionary: Taxis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Lutz Nover, Elmar W. Weiler:Allgemeine und molekulare Botanik. Georg Thieme Verlag, 2008, ISBN 3-13-152791-9, S. 141 f.

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