Tess von den d'Urbervilles: Eine tragische Heldin
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Die Entdeckung einer noblen Herkunft
Die Geschichte spielt im ländlichen Dorset, England, während des Viktorianischen Zeitalters. Die Handlung beginnt, als der Dorfpfarrer Parson Tringham dem einfachen Bauern John Durbeyfield beiläufig offenbart, dass die Durbeyfields in Wahrheit von den d'Urbervilles abstammen – einer alten, fast ausgestorbenen Adelsfamilie, deren Linie bis in die Zeit Wilhelms des Eroberers zurückreicht. Diese Information scheint zunächst unbedeutend, da die Familie ihr Land und Ansehen längst verloren hat, nachdem die männlichen Erben ausstarben. Der Pfarrer geht davon aus, dass Durbeyfield diese Entdeckung lediglich als historische Kuriosität betrachten würde.
Das tragische Schicksal bei den d'Urbervilles
Durbeyfield ist jedoch sofort von der Idee besessen, seinen verlorenen Adel wiederzuerlangen und damit das Schicksal seiner Familie zu verbessern. Aufgrund ihrer prekären finanziellen Lage schickt er seine Tochter Tess in die Villa der d'Urbervilles, in der Hoffnung, dass sie aufgrund der vermeintlichen Verwandtschaft eine Anstellung erhält. Dort trifft sie auf den Hausherrn Alec d'Urberville, der sich darauf freut, seine hübsche „Kusine“ kennenzulernen und sie mit Rosen und Erdbeeren zu verführen. Alec ist jedoch kein echter Verwandter von Tess; seine Familie hat den berühmten Namen und das Wappen lediglich gekauft. Er verliebt sich in Tess, verführt und schändet sie schließlich. Tess kehrt schwanger nach Hause zurück, doch das Kind wird krank geboren und stirbt kurz darauf.
Eine neue Liebe und ein Geständnis
Nach einiger Zeit geht Tess zu einer Meierei, um dort als Milchmagd zu arbeiten. Dort lernt sie ihre wahre Liebe kennen: den jungen, aufstrebenden Missionar Angel Clare, der aus einer angesehenen Familie stammt. Angel glaubt, dass Tess ein unschuldiges und reines Mädchen vom Lande ist. Sie verlieben sich ineinander, doch Tess gesteht ihm aus Schuldgefühlen ihre Vergangenheit mit Alec erst in der Hochzeitsnacht. Tief desillusioniert verstößt Angel sie, und Tess ist wieder allein.
Verlassen und zur Rückkehr gezwungen
Von ihrem Mann verlassen, trifft Tess erneut auf Alec d'Urberville. Anfangs weist sie seine Annäherungsversuche wütend zurück. Nach dem Tod ihres Vaters gerät die Familie Durbeyfield jedoch in große Not und hat mit Hunger, Vertreibung und Elend zu kämpfen. Tess sieht sich gezwungen, Alecs Angebot anzunehmen und seine Geliebte zu werden, um ihre Mutter und ihre jüngeren Geschwister versorgen zu können.
Wiedersehen, Mord und tragisches Ende
Kurz darauf kehrt Angel Clare aus dem Ausland zurück. Eine schicksalhafte Missionsreise nach Brasilien hat seine Gesundheit ruiniert, ihn aber auch demütiger gemacht. Er hatte Zeit zum Nachdenken, bereut sein Verhalten und sehnt sich nach Tess. Er macht sich auf die Suche nach ihr, findet sie jedoch als Lebensgefährtin von Alec wieder, was ihm das Herz bricht. Tess erkennt, dass Alec sie durch seine Verführung und Manipulation um ihr Glück mit Angel gebracht hat. In einem Anfall von rasender Wut und Verzweiflung ersticht sie Alec.
Tess flieht, um Angel zu finden. Sie versöhnen sich, und er kann sie endlich als seine Frau annehmen, ohne über ihre Taten moralisch zu urteilen. Sie vollziehen ihre Ehe und verbringen einige glückliche Tage gemeinsam auf der Flucht vor dem Gesetz. Schließlich wird Tess schlafend in Stonehenge gefasst. Am Ende wird sie des Mordes für schuldig befunden und zum Tode durch den Strang verurteilt.