Thomas von Aquin: Metaphysik, Ethik und Naturrecht
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Metaphysik: Das Problem der Wirklichkeit bei Thomas von Aquin
Thomas von Aquin übernimmt in seiner Vorstellung von der Wirklichkeit viele Theorien des Aristoteles. Dazu gehören die hylomorphe Lehre, die Unterscheidung zwischen Substanz und Akzidenz, die Klassifizierung des Lebens, die Bewegungstheorie der vier Ursachen und die teleologische Naturauffassung. Er vertritt jedoch die Auffassung, dass Gott der Schöpfer des gesamten Universums ist und somit notwendig existiert, während die Geschöpfe kontingent sind. Kontingente Wesen sind jene, die existieren können oder auch nicht, wohingegen Gott notwendig ist, da seine Nichtexistenz unmöglich ist.
Bei kontingenten Wesen unterscheidet man zwischen dem Wesen (ihrer universellen Definition) und dem Dasein (ob sie tatsächlich existieren oder nicht). Ihr Wesen impliziert nicht ihre Existenz. Bei Gott hingegen, dessen Existenz notwendig ist, impliziert sein Wesen seine Existenz. Die Essenz ist die Seinsmöglichkeit (Potenz), während die Existenz die Seinsverwirklichung (Akt) ist. Aquin postuliert auch eine Hierarchie der Seienden: Wesen unterscheiden sich in ihrem Grad der Vollkommenheit, der sich aus dem Potenzial ihres Wesens und ihrer Ähnlichkeit (Partizipation) mit Gott ergibt. Je ähnlicher ein Wesen Gott ist, desto vollkommener ist es.
Ethik: Das Problem der Moral bei Thomas von Aquin
Thomas von Aquin vertritt eine teleologische Sicht des menschlichen Lebens. Er sieht die vollkommene Entfaltung unserer Seele und die Glückseligkeit als das höchste Ziel des Menschen. Diese vollkommene Glückseligkeit wird im Jenseits durch die Kontemplation Gottes erreicht.
Für den Menschen postuliert Aquin die Existenz des Naturrechts. Gott hat den Menschen die Freiheit gegeben, aber auch die Pflicht auferlegt, das ewige Gesetz zu respektieren. Das Naturrecht basiert auf einem grundlegenden Prinzip: die Pflicht, Gutes zu tun und Böses zu meiden.
Daraus leiten sich drei grundlegende Gebote ab, die den verschiedenen Seelenkräften entsprechen:
- Die Pflicht, das Leben zu erhalten (entsprechend der vegetativen Kraft).
- Die Pflicht, sich fortzupflanzen und Kinder aufzuziehen (entsprechend der empfindenden Kraft).
- Die Pflicht, die Wahrheit zu suchen (insbesondere die Erkenntnis Gottes), soziale Gerechtigkeit zu achten und in der Gemeinschaft zu leben (entsprechend der vernünftigen Kraft).
Der Inhalt des Naturrechts (seine Bestimmungen) ist klar (für jeden erkennbar), universell (gilt für alle Menschen) und unveränderlich (ändert sich nie), da er implizit in der menschlichen Natur verankert ist. Durch das Gewissen können wir diese allgemeinen Vorschriften auf konkrete Situationen anwenden und gegebenenfalls sekundäre Gebote für den Alltag ableiten.