Thomas von Aquin: Naturgesetz und Philosophie

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Das Naturgesetz in der Summa Theologica

In der Summa Theologica wird das Naturgesetz (moralisches Gesetz) und seine wichtigsten Eigenschaften behandelt. Es wird gefolgert, dass das Gesetz mit den natürlichen Neigungen des Menschen zusammenfällt, universell und unveränderlich ist, aber je nach Anwendung unterschiedlich betont werden kann.

Ewiges Gesetz und Natürliche Neigungen

Das ewige Gesetz, nach dem Gott die Struktur des von ihm geschaffenen Universums regiert, hat die Geschöpfe durch das Naturgesetz geordnet. Im Falle des Menschen sind seine natürlichen Neigungen von der Vernunft geprägt. Daraus ergeben sich Vorschriften, die für alle Lebewesen gelten:

  • Selbsterhaltung
  • Fortpflanzung und Fürsorge für die Nachkommen

Spezieller für den Menschen kommen hinzu:

  • Die Suche nach Wahrheit
  • Das Zusammenleben mit anderen

Naturgesetz, Vernunft und Glaube

Das Naturgesetz, das von der menschlichen Vernunft erfasst wird, gehört in den Bereich der rationalen Wahrheiten. Jenseits dessen liegen die Wahrheiten des Glaubens. Aquinas stellt jedoch fest, dass es einen Mittelweg gibt: geoffenbarte Wahrheiten, die rational nachgewiesen werden können und die Glauben und Vernunft verbinden – den Bereich der natürlichen Theologie.

Die Fünf Wege zum Beweis Gottes

Er kann die Existenz Gottes anhand von fünf Wegen (Titeln) aufzeigen, die alle von einer Erfahrungstatsache ausgehen und dann zur Ursache zurückführen, die sie hervorgebracht hat: Gott. Dies sind die Wege:

  1. Der Bewegung
  2. Der Wirkursache
  3. Der Kontingenz
  4. Des Grades der Vollkommenheit
  5. Der kosmischen Ordnung

Schöpfung: Wesen und Dasein

Der Beweis für die Existenz Gottes eröffnet den Weg zur Lösung des Problems der Schöpfung. Thomas erklärt dies mit der Unterscheidung zwischen Wesen (Essenz) und Dasein (Existenz): Das einzige Wesen, zu dessen Wesen die Existenz gehört, ist Gott in seiner Vollkommenheit. Alle anderen Wesen sind nicht notwendig, sondern haben nur "Anteil am Dasein", weil Gott sie geschaffen hat und sie so von der bloßen Möglichkeit (im Wesen) zu einer realen Existenz geführt hat.

Menschliche Natur und Tugenden

Innerhalb dieser Struktur ist der Mensch ein Verbund aus Materie (Körper) und Form (rationale, unsterbliche Seele). Die Seele erkennt die Wirklichkeit, indem sie die allgemeinen Formen von Objekten abstrahiert und sie vom konkreten Stoff trennt. So erlangt der Mensch geistige Tugenden, die in der Erkenntnis Gottes gipfeln. Durch Vernunft und das Wissen um das Naturgesetz beherrscht der Mensch auch seine leidenschaftlichen Impulse und erwirbt so die ethischen Tugenden. Durch die Beherrschung der Leidenschaften durch die Vernunft wird Tugend erlangt, deren Ziel stets das Glück ist. Das höchste Glück, das der Mensch erreichen kann, besteht darin, Gott zu suchen und zu erkennen.

Politische Theorie und Naturgesetz

Das Naturgesetz steht auch im Mittelpunkt von Thomas' politischer Theorie. Da der Mensch ein soziales Wesen ist, das sein Glück in der Gemeinschaft finden muss, bedarf es eines positiven Gesetzes. Dieses muss die generischen Vorschriften des Naturgesetzes aufgreifen und auf das Gemeinwohl ausgerichtet sein. Positives Recht leitet sich daher vom Naturgesetz ab. Es darf nicht im Widerspruch zum Naturgesetz stehen, wenn es ein legitimes Recht sein soll. So gewährleistet Thomas von Aquin die Verbindung zwischen der politischen und der moralischen Ordnung, die ihrerseits durch das Naturgesetz mit Gott verbunden ist.

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