Thomas von Aquin: Naturrecht, Erkenntnis & Urteile
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Recht und Ethik bei Thomas von Aquin
Naturrecht (Lex naturalis)
Philosophische Lehre, nach der positives Recht (von Menschen erlassene Gesetze) auf natürlichen Gesetzen basieren muss. Diese natürlichen Gesetze müssen aus der menschlichen Natur abgeleitet sein und mit ihr im Einklang stehen. Nach Thomas von Aquin ist das Naturrecht die Teilhabe der vernunftbegabten Kreatur am ewigen Gesetz. Es umfasst auch die Gebote, die Gott in das Herz und die Vernunft des Menschen gelegt hat.
Ewiges Gesetz (Lex aeterna)
Die göttliche Vernunft und Ordnung, nach der Gott die Welt geschaffen hat und lenkt.
Positives Recht (Lex humana)
Recht, das auf menschlicher Autorität basiert und durch Gesetzgebung oder Gewohnheit entsteht. Nach Thomas von Aquin muss positives Recht vom Naturrecht abgeleitet sein und dem Gemeinwohl dienen.
Freier Wille (Liberum arbitrium)
Die Fähigkeit des menschlichen Willens, frei zu wählen.
Präzept
Ein Gebot, eine Vorschrift oder eine Regel.
Erkenntnistheorie und Urteilslehre
Urteil
Die Verbindung zwischen einem Subjekt und einem Prädikat in einer Aussage.
Analytische Urteile
Urteile, bei denen der Begriff des Prädikats bereits im Begriff des Subjekts enthalten ist. Beispiel: „Der Schnee ist weiß.“ Sie sind tautologisch, bedürfen keines Beweises und sind daher a priori (vor der Erfahrung gültig), allgemein und notwendig. Sie entsprechen den Vernunftwahrheiten und sind nicht erweiternd (fügen keine neue Information hinzu), wie Prinzipien der Logik und Mathematik.
Synthetische Urteile
Urteile, bei denen das Prädikat dem Subjekt neue Informationen hinzufügt. Sie sind erweiternd und entsprechen den Tatsachenwahrheiten. Sie sind a posteriori (nach der Erfahrung gültig).
Erkenntnistheorie (nach Thomas von Aquin)
Ähnlich wie Aristoteles vertritt Thomas die Ansicht, dass nichts im Verstand ist, was nicht zuvor in den Sinnen war („Nihil est in intellectu quod non prius fuerit in sensu“). Die Sinne nehmen Objekte der physischen Welt wahr. Der Verstand (genauer: der mögliche Intellekt) empfängt diese als sinnliche Bilder oder Phantasmata. Aus diesen Bildern abstrahiert der tätige Intellekt Begriffe, die das Wesen oder die Substanz des Objekts erfassen. [+ Definiere Studien.]
Glaubens- und Vernunftwahrheiten
Glaubenswahrheiten
Wahrheiten, die von Gott offenbart wurden und die menschliche Vernunft übersteigen. Sie können nur im Glauben an die Autorität Gottes (und der Kirche) akzeptiert werden, nicht durch rationale Beweisführung.
Vernunftwahrheiten
Wahrheiten, die auf rationaler Beweisführung beruhen und von der menschlichen Vernunft erkannt werden können.
Begriffe der Erkenntnislehre
Via (Weg)
Ein Argumentationsweg oder Beweisgang (z. B. die Fünf Wege der Gottesbeweise bei Thomas von Aquin).
Möglicher Intellekt (Intellectus possibilis)
Der Teil des Verstandes, der die von den Sinnen kommenden Informationen (als Phantasmata) aufnimmt und für das Begreifen vorbereitet; er ist passiv empfangend.
Tätiger Intellekt (Intellectus agens)
Der Teil des Verstandes, der aktiv durch Abstraktion aus den Sinnesbildern (Phantasmata) die allgemeinen Begriffe bildet, welche das Wesen (die Essenz) der Dinge erfassen.
Weitere philosophische Begriffe
Axiom
Ein Grundsatz, der keines Beweises bedarf und unmittelbar einleuchtend ist. Beispiele: Der Identitätssatz (A = A) und der Satz vom Widerspruch (Etwas kann nicht zugleich A und nicht-A sein).