Thomas von Aquin und René Descartes: Leben und Werk
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Thomas von Aquin (1225-1274)
Thomas von Aquin wurde 1225 in Roccasecca (Italien) geboren und starb 1274 in Lyon (Frankreich), wo das Zweite Vatikanische Konzil stattfand. Er lebte im 13. Jahrhundert, einer Zeit, in der neben der platonisch geprägten Philosophie des heiligen Augustinus und des heiligen Anselm von Canterbury von der Philosophie des Aristoteles nur einige logische Schriften durch Boethius (6. Jh.) bekannt waren. Von Aristoteles' Physik und Metaphysik wusste man zu dieser Zeit noch nichts. Boethius, Avicenna und Averroes beeinflussten Thomas von Aquin maßgeblich mit ihren Übersetzungen und Kommentaren zur Philosophie des Aristoteles.
Thomas von Aquin wurde zum bedeutendsten Vertreter der mittelalterlichen Scholastik, die bis ins 18. Jahrhundert die vorherrschende philosophische Strömung in Europa war. Erst Descartes löste die Scholastik mit einer neuen Philosophie ab: dem Rationalismus.
Wichtige Werke des Thomas von Aquin:
- Kommentare zu Aristoteles
- Summa contra gentiles
- Summa theologiae
Ein wichtiges Merkmal seiner Philosophie ist die Vielseitigkeit, mit der er sich auf der Suche nach der Wahrheit verschiedenster Quellen bediente: arabisches, jüdisches, griechisches und christliches Denken. Ein zentrales Anliegen war ihm die Unterscheidung zwischen Vernunft und Glauben. Daraus resultiert sein Interesse am Nachweis der Existenz Gottes, die er in den sogenannten Quinque viae (fünf Wege) darlegte:
- Beweis aus der Bewegung
- Beweis aus der Wirkursache
- Beweis aus der Notwendigkeit
- Beweis aus den Seinsstufen
- Beweis aus der Zielgerichtetheit (Teleologie)
Sein Denken war zu seiner Zeit revolutionär. Es gab Bischöfe, die ihn verurteilten. 1567 wurde er jedoch zum Kirchenlehrer ernannt und 1879 seine Philosophie zur offiziellen Philosophie der katholischen Kirche erhoben.
René Descartes (1596-1650)
René Descartes wurde 1596 in La Haye (Frankreich) geboren und starb 1650 in Stockholm. Er lebte im 17. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Krise des europäischen Bewusstseins, des Barock und der absoluten Monarchien. Die Sorbonne in Paris war das Zentrum der europäischen Wissenschaft und stand unter dem Einfluss des Aristoteles und der Theologen der Gegenreformation.
Die Krise der Philosophie, die mit dem Nominalismus begonnen hatte, erreichte im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt und führte zum Bruch mit der mittelalterlichen Vergangenheit. Descartes eröffnete eine neue Epoche, indem er mit der traditionellen Scholastik brach und eine neue Philosophie entwickelte: den Rationalismus. Zu dieser Strömung zählen auch die Zeitgenossen Descartes', Leibniz, Spinoza und Malebranche.
Der kartesische Rationalismus entstand in Frankreich als Reaktion auf die Skepsis von Montaigne und Charron. Dies war einer der Gründe, warum Descartes nach einer sicheren Methode suchte, in der Klarheit und Deutlichkeit die Kriterien für die Unterscheidung von Wahrheit und Falschheit sind.
Descartes und die moderne Philosophie
Descartes gilt als Begründer der modernen Philosophie. Zu seinen wichtigsten Werken zählen:
- Discours de la Méthode (Abhandlung über die Methode)
- Meditationes de prima philosophia (Meditationen über die Erste Philosophie)
Heidegger zufolge basiert die gesamte moderne Metaphysik von Kant bis Nietzsche auf Descartes' Interpretation des Seins und der Wahrheit, wodurch die Lehrsätze des 19. Jahrhunderts eingeführt wurden.